Ein bühnenreifes Leben: Die Wiege der Schauspielerin Käthe Guss stand in Styrum

Käthe Guss im Jahr 1953

Ihre Lebensgeschichte liest sich wie ein Theaterstück oder hört sich wie eine Operette an, in der sie mitgespielt hat. Am 7. Dezember 1906 wird Käthe Guss als ältestes von acht Kindern einer Arbeiterfamilie in Styrum geboren. Ihr Elternhaus steht an der Schützenstraße. Ihr Vater verdient den Lebensunterhalt der Familie bei Thyssen. Schon früh schockt Käthe die bodenständigen Eltern mit ihrem Wunsch, als Seiltänzerin zum Zirkus gehen zu wollen.

Das kommt nicht in Frage. Aber ein Lehrer entdeckt und bestärkt ihr Schauspiel- und Gesangstalent. Als Bürobotin verdient sich Käthe bei Thyssen das Geld für ihren ersten Gesangsunterricht. Das zahlt sich aus, bringt ihr dieser Gesangsunterricht doch 1924 ihre erste Stelle als Operettensängerin im Duisburger Operettentheater des Wilhelm Holtschneider. Dort verdient sie 140 Reichsmark pro Monat singt unter anderem mit Rudolf Schock, der später zu einem Weltstar werden sollte.
Zu einem Weltstar wird Käthe Guss nicht, startet aber in schwierigen Zeiten eine beachtliche Bühnenlaufbahn.

Sprungbrett Operette

Das private Duisburger Operettentheater wird für sie zum Sprungbrett zum Duisburger Stadttheater. Dort gehört sie ab 1931 zum Ensemble. Sie singt die Gräfin Mariza, begeistert als „Csardasfürstin“ oder im „Vetter aus Dingsda“ und im „Weißen Rössl am Wolfgangsee.“ Auch während der Nazi-Diktatur wollen die Menschen unterhalten werden. Doch die Bomben des Zweiten Weltkrieges zerstören 1942 auch das Duisburger Stadttheater. Jetzt muss Guss ihre Kunst in der Truppenbetreuung für die Soldaten der deutschen Wehrmacht einsetzen.
Nach dem Krieg versucht sich die gebürtige Styrumerin mit einem eigenen Operettentheater in Broich und Speldorf. Außerdem tritt sie mit ihrem Ensemble im Theater am Duisburger Dell-Platz auf. Doch nach wenigen Jahren muss sie aus finanziellen Gründen aufgeben und unter anderem als Chansonsängerin von einem Auftritt zum nächsten tingeln.
Doch mit einer Festanstellung am Theater in Rheydt bekommt die vielseitige Schauspielerin und Sängerin 1952 wieder Boden unter die Füße. Schon 1953 wechselt sie als Ensemblemitglied zum Theater Oberhausen. Hier begeistert sie ihr Publikum bis zu ihrem gesundheitlich bedingten Abschied im Jahr 1967 mit klassischen und komödiantischen Stücken, wie dem „Schneider Wibbel“, Kleists „Der zerbrochene Krug“, Goethes Faust Gerhart Hauptmanns „Biberpelz“ oder Wolfgang Borcherts Nachkriegsdrama „Draußen vor der Tür“ oder in Opern und Operetten, wie „Der Vogelhändler“ und „Maske in Blau“ ihr Publikum. Schlagzeilen, wie „Theater tobte: Käthe! Käthe!“ „Vom lauten Beifall umtost“, „Glanzrolle für Käthe“ oder: „Käthe Guss war der Schwarm einer ganzen Generation“ zeugen von ihrem Theaterruhm.

Eine Lebensgeschichte fürs Lesebuch

„Niemand kann glauben, dass eine solche Erzkomödiantin nur noch privat zu Ende spielen wird“, schreibt die Presse nach ihrem letzten Auftritt (als Opal Kromke in John Patricks Gauner-Komödie „Lumpen“) am 3. Juni 1967. Doch Käthe Guss, die lange in Duisburg wohnt und 1994 in einem Mülheimer Altenheim stirbt, meint es 1967 ernst mit ihrem Abschied von der Bühne. Denn ihre Rückenprobleme machen ihre die Anstrengungen des Tourneetheaters unmöglich. Nur noch einmal, 1972, ist Käthe Guss als Schauspielerin zu sehen, in dem Film „Der Umschüler“, zusammen mit Marius Müller-Westernhagen. Ihr letzter Theaterintendant Klaus Mettin sagt zu ihrem Bühnenabschied 1967: „Die Lebensgeschichte dieser im Schauspiel, wie in der Operette erfolgreichen Schauspielerin, müsste in allen Schulbüchern des Ruhrgebiets zu lesen sein.“Thomas Emons

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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