Mara und Micki bei den Weihnachtswichteln

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In der Werkstatt herrschte vor Weihnachten immer Hochbetrieb.
Viel beschäftigt eilten die Wichtel hin und her um rechtzeitig alle Aufträge zur Zufriedenheit und Freude ihrer kleinen Kunden fertig stellen zu können.
Puppenköpfe mussten geheilt, Arme und Beine repariert, Haare gerichtet, und neue Kleidung angefertigt werden. Am Heiligen Abend würden sie dann sehnsüchtig erwartet unter dem Weihnachtsbaum sitzen und die
Herzen kleiner Puppenmütter wieder höher schlagen lassen.

Beim stillen Schein der Weihnachtskerzen, der festlichen Musik wurde ihre Geduld oft auf eine harte Probe gestellt, ehe sie ihre Lieblinge wieder sehen konnten. Aber es machte es auch immer besonders spannend da keines wusste, ob die Puppenkinder tatsächlich wieder heil, gesund, und hübsch gekleidet auftauchen würden. Die Jungen hingegen warteten darauf, dass das Lieblingsauto, der Bagger, Holzpferdchen und andere Spielsachen wieder in neuem Glanz erstrahlen. So erging es auch Micki und Mara.

Morgens war der Puppenwagen leer, die geliebten Puppenkinder verschwunden. „Mami, wo sind denn Monika, Karin und das Baby,“ fragte sie. Mutter lächelte geheimnisvoll und sagte: „ die hat das Christkind abgeholt,
das macht es doch immer vor Weihnachten.
Bestimmt sind die Puppenkinder am Heiligen Abend wieder da.“ Da stürmte auch Micki schon herein, der sein geliebtes Pferdchen vermisste, und wurde ebenso getröstet. Verständlicherweise erschien den Kindern die Zeit recht lang, aber da sie gerne bastelten und auch fleißig für eine Weihnachtsaufführung probten, waren sie beschäftigt und vermissten ihre Lieblinge nicht so schmerzlich.

Nachts waren sie in Träumen zu Besuch in der himmlischen Werkstatt und der weihnachtlichen Backstube. In der himmlischen Weihnachtsbäckerei gab es Plätzchen in Hülle und Fülle, ein wahrer Leckermäulchentraum. Lebkuchenmännchen mit roten Mützen, Herzchen und Sterne mit buntem Streusel, Zimtsterne, gebackene kleine Engelchen, Tannenbäumchen und Knusperhäuschen. Gleich nebenan war die Werkstatt der Weihnachtswichtel, in der immer emsig gehämmert, gesägt, gebohrt, geklebt und gemalt wurde. Der Oberwichtel, ein Meister für alle anfallenden Probleme war schon seit Stunden mit dem Puppendoktor und einem sehr komplizierten Fall beschäftigt. Einem armen Puppenkind war ein großes Loch im Kopf zu flicken, ein verletzter Arm der dicke Kratzer aufwies musste repariert werden, und neue Haare würde es auch brauchen um am Ende wieder richtig hübsch auszusehen.
Einer der putzmunteren Weihnachtswichtel der immer gut aufgelegt war,
und den Kopf voller Streiche hatte, wuselte ständig überall herum wo man ihn gerade nicht vermutete, um einen kleinen Schabernack auszuhecken.
Bei der Gelegenheit lugte er mal vorsichtig um die Ecke, ob ihn auch keiner beobachtete, wie er in der Backstube wieder schnell eines der duftenden Plätzchen stibitzte.

Dieses Mal aber hatte er Pech und wurde trotz aller Vorsicht gleich von einem großen Engel am Schlafittchen gepackt. Er hatte sich sofort Verstärkung von einem kräftigen Weihnachtself geholt, weil ihm aufgefallen war, dass trotz der nimmermüden Helfer die Berge von Plätzchen ständig kleiner wurden.
„Na, da haben wir ihn ja den Übeltäter,“ frohlockte der Elf auch gleich und zog ihn bei den Ohren. „ Na wer bist denn du,“ staunte er. Den kleinen Jungen der neben dem Wichtel stand, und dessen Mund mit Plätzchen so voll gestopft war dass er fast erstickte, hatte er hier noch nie gesehen. Auch das kleine Mädchen das beim Backen half, war ihm fremd.

„ Ich bin Micki, das da ist meine Schwester Mara,“ antwortete er kleinlaut. „ Soso, Erdenkinder haben wir hier zu Besuch, das wusste ich gar nicht, aber ihr dürft euch nicht so einfach bedienen, wie sollen wir sonst allen Kindern auf Erden bunte Teller mit Plätzchen, Süßigkeiten und Nüssen füllen?“

Der neckische Wichtel war längst entwischt, er wusste genau dass er noch eine saftige Strafe bekommen hätte. Die Kinder waren verlegen. „Wir dachten, und der Wichtel,“ stammelten beide unbeholfen. Oberwichtel Rafi fand eine Lösung. Mit einer kleinen Glocke holte er Engel herbei die Mara in ihre Mitte nahmen, damit sie die Plätzchen Mauserei in der Backstube durch eifriges Mithelfen wieder ausgleichen könnte. Micki nahm er selbst bei der Hand und führte ihn in die Werkstatt. Ungläubig schaute der Junge sich um; unzählige Wichtelmännchen mit roten Zipfelmützen und grünen Schürzen halfen dem Doktor alle Kinderspielzeuge wieder zu reparieren. Sie nickten ihm freundlich zu, und erledigten ihre Arbeit ganz gewissenhaft. Einer jedoch tanzte aus der Reihe, und kam dem Gast bekannt vor. Aber sicher, das war der Wichtel, der mit ihm Plätzchen gefuttert und für den er Schmiere gestanden hatte. Er sah gerade noch, dass er ein paar Nüsse und einen rotbäckigen Apfel in der Schürze verschwinden ließ, und den Zeigefinger auf die Lippen legte.

Das war ja ein Schlawiner, der hatte wohl immer nur Unfug im Kopf grinste Micki, obwohl er selbst kein Kind von Traurigkeit war. Doch auch Rafi war das nicht entgangen, und schon zog er ihn am anderen Ohr, das dabei zu wachsen schien und zu glühen anfing. Er trug ihm auf, Micki bei kleinen Reparaturen zu helfen.
So konnte dieser sehen, wie viel Arbeit es in der Werkstatt wie auch beim Puppendoktor gab, und lernte einiges dazu. Der Oberwichtel lobte ihn, und läutete wieder mit dem goldenen Glöckchen. Die Türe öffnete sich, herein kam Mara mit drei Engeln die auf winzigen Tellerchen verführerisch duftende Plätzchen herein trugen, um den Fleiß nun zu belohnen. Sie schaute sich mit großen verwunderten Augen in der Werkstatt um, und entdeckte mit einem Jubelschrei eines ihrer geliebten und schmerzlich vermissten Püppchen.

Vom eigenen Schrei erwacht, lag sie in ihrem Bettchen und rieb sich die Augen. Micki kam herbeigelaufen und schien selbst etwas verwirrt. Als die Mutter kam um nach dem Rechten zu schauen, fand sie ihre beiden Kinder vor, die sich gegenseitig die Erlebnisse der letzten Nacht erzählten.
Micki fasste sich ans Ohr, als müsse er sich vergewissern,
dass der Oberwichtel nicht ihn an den Ohren gezogen habe, sodass sie länger geworden waren und rot leuchteten.
Sie erzählten der erstaunten Mutter von dem Traum den beide auf ihre Weise erlebt hatten, und dass Mara glaubte ihr Püppchen dort in der Werkstatt gesehen zu haben.

Ihr Bruder war auch noch ganz bei den Wichteln und Engeln, und hielt sich den Bauch, als habe er tatsächlich zu viel Plätzchen genascht.
Der neckische Weihnachtswichtel brachte sie immer wieder zum Lachen.
Sie fragen sich, ob er ihnen in diesem Jahr die Spielsachen persönlich bringen würde, gemeinsam mit den Engeln und Rafi, die das Christkind auf der großen Reise und bei der Verteilung der Geschenke immer unterstützten.

Sie hatten ja erlebt wie viel Arbeit allein die vielen Reparaturen machten;
dazu kamen die unzähligen Wünsche der Kinder, die soweit es machbar war, erfüllt werden wollten.

Ach, wäre doch der Hl. Abend schon da!

Autor:

Evelyn Gossmann aus Mülheim an der Ruhr

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