„Monsterkran“ vollendet Brückendemontage - Die alte Thyssenbrücke ist endgültig Mülheimer Geschichte

Der größte Teleskopkran Europas war bei der jetzt erfolgten Demontage der Mülheimer Thyssenbrücke im Einsatz.    Fotos (22): PR-Fotografie Köhring/SH
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  • Der größte Teleskopkran Europas war bei der jetzt erfolgten Demontage der Mülheimer Thyssenbrücke im Einsatz. Fotos (22): PR-Fotografie Köhring/SH
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Die Zeit der schlaflosen Nächte dürften wohl vorbei sein.“ Horst Chluba, Leiter des Amtes für Verkehrswesen und Tiefbau, lächelte und atmete tief durch, als die Einzelteile der tonnenschweren alten Thyssenbrücke in Mülheim über den Bahnstrecke Essen-Duisburg am Donnerstag Stück für Stück von Europas größtem Teleskopkran abgehoben wurden.

Viele Vertreter von Stadt, Deutscher Bahn, Medien und zahlreiche „Sehleute“ ließen sich das Schauspiel nicht entgehen. Funken flogen, roter Rauch stieg auf, als die letzten Eisenträger und Bogenteile auseinander getrennt wurden. Es war eine spektakuläre Aktion. Die vor fast 110 Jahren in Betrieb genommene Brücke gehört endgültig zu Mülheims Geschichte.

Schäden weit schlimmer als befürchtet

Schon lange stand fest, dass die alte Brücke den Anforderungen des heutigen Verkehrsaufkommens nicht standhalten würde. Konzipiert wurde sie ursprünglich für das Gewicht von Dampfwalzen. Dass in der heutigen Zeit 40-Tonner darüber fahren, konnte seinerzeit niemand ahnen. Kein Wunder, dass der Zahn der Zeit kontinuierlich an dem Bauwerk nagte. „Was wir aber im Zuge der Abrissarbeiten an Schäden festgestellt haben, hat unsere schlimmsten Erwartungen übertroffen“, so Ralf Grunert, städtischer Projektleiter. An einigen Stellen war die Dicke des Stahls von 15 Millimeter auf knapp zwei Millimeter geschrumpft. Grunert: „Das Ausmaß der Zerstörung war gewaltig. Über kurz oder lang hätten wir die Brücke ohnehin komplett sperren müssen.“

Die enorme Kostensteigerung

Schlaflose Nächte gab es genug im Zuge des Neubaus. Da ist zunächst die Kostensteigerung von in der Planung angedachten 18 Millionen auf stolze 29 Millionen Euro. Dann gab es die Schreckensnachricht, dass die Stahlträger der neuen Brücke zu kurz waren. Wer dies letztlich zu verantworten und somit die Kosten zu tragen habe, ist noch nicht geklärt. Baudezernent Peter Vermeulen ist aber zuversichtlich, dass es zu einer außergerichtlichen Lösung kommen wird, bei der die Stadt mit einem „blauen Auge“ davonkommt.

Straßenbahn Ende November, Autos deutlich später

Jedenfalls war es erforderlich, noch einmal Vollgas zur Fertigstellung des Projekts zu geben. In den vergangenen Monaten arbeiteten zeitweise bis zu 50 Personen an der alten und der neuen Brücke im Schichtbetrieb fast rund um die Uhr. Vermeulen: „Wir sind voll im Zeitplan.“ Noch in diesem Jahr – ins Visier genommen ist der 29. November – soll die Straßenbahn wieder über die neue Thyssenbrücke fahren, allerdings noch nicht der Autoverkehr. Das liege daran, dass die Gleisarbeiten schneller fertig sind als die Straßendecke. „Spätestens im Mai nächsten Jahr ist das Mammutprojekt komplett abgeschlossen und der gesamte Verkehr fließt wieder uneingeschränkt über die neue Brücke“, so der Baudezernent, für den dann eine zeitweise unendliche Geschichte das erhoffte gute Ende gefunden hat.
Erleichterung machte sich auch bei den Vertretern der Deutschen Bahn Netz AG breit. Die Bahn hatte die durch die Arbeiten an der Thyssenbrücke entstandene Vollsperrung der Strecke Duisburg-Mülheim-Essen in den diesjährigen Oster- und Herbstferien genutzt, um intensive Vorbereitungen für anstehende Baumaßnahmen an und auf der Strecke durchzuführen. Dazu zählen, wie Reiner Krieger, Leiter des Bahn-Projektes, erläuterte, aufwändige Gleiserneuerungen, neue Weichen und Oberleitungen sowie der Abriss und Neubau von Stellwerken. Dafür investiert die Bahn über zehn Millionen Euro.

2019 wieder für sechs Wochen dicht

Fast könnte man unken, dass Ferienzeit zugleich „Streckensperrzeit“ ist, denn in den gesamtem Sommerferien 2019 wird es erneut keine Zugverbindungen zwischen Duisburg und Essen geben. „Die derzeitigen Sperrungen haben aber gezeigt“, so Bahnsprecher Dirk Pohlmann, „dass wir das durch frühzeitige Information der Fahrgäste und benutzerfreundlichen Schienenersatzverkehr in den Griff bekommen.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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