Speldorfer Bürger wehren sich gegen ein Windrad in den Ruhrauen

Aus der Luft sieht man die Bodendeponie, hinter dem Ruhrdeich die Alstadener Siedlung.
Foto: Christian Eisenbeis
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Kommt das Windrad? Christian Eisenbeis ist verzweifelt: „Wir hätten 2009 aufpassen müssen. Nun könnte es zu spät sein.“

Eisenbeis engagiert sich im Verein zum Erhalt des Raffelbergparks: „Auch dort müssen wir wachsam sein. Die Fläche lockt noch immer die Immobilienspekulanten. Doch da stehen wir Speldorfer zusammen“. Anders verhält es mit den in den Speldorfer Ruhrauen geplanten Windrädern: „Ganz vernünftige Menschen sagen mir sinngemäß, so ein 150 Meter hohes Windrad auf einer Halde sei bestimmt nicht schön, aber wir bräuchten doch so dringend die Windenergie. Dabei stimmt das gar nicht. Zumindest nicht jetzt und vor allem nicht so.“

Ein Energiepark

Der Gesetzgeber räumt der Windenergie eine privilegierte Stellung ein. Seit 2009 ist im Regionalen Flächennutzungsplan als „Konzentrationszone“ eine Windvorrangfläche am Städtedreieck mit Duisburg und Oberhausen festgesetzt. Der Rat beschloss die Verpachtung von Flächen auf der Bodendeponie Kolkerhofweg für zunächst 20 Jahre an eine Bietergemeinschaft aus Gelsenwasser AG und medl. Photovoltaik und Wasserkraftwerk Raffelberg sollen zu einem Energiepark abrunden. Das Windrad erzeuge pro Jahr fünf Millionen Kilowattstunden, das sei Strom für 2.000 Haushalte. Oberbürgermeister Ulrich Scholten freute sich: „Damit wird ein wichtiger Schritt vollzogen.“ Auch der Klimaschutzbeirat der Stadt begrüßte das Projekt. Alle Auswirkungen auf Mensch und Umwelt seien genauestens geprüft worden. Der Energiepark entstehe zu Gunsten der nächsten Generationen und stelle einen weit geringeren Eingriff in die Natur dar als traditionelle Anlagen: „Auch wenn einige Personen die Auswirkungen subjektiv anders bewerten sollten, müssen wir alle bereit sein, Veränderungen mitzutragen.“

Naherholungsgebiet

Die so Angesprochenen wehren sich. Sie befürchten Schlimmes für das Naherholungsgebiet vor ihren Haustüren. Im März 2016 ist die „Bürgerinitiative Ruhraue“ gegen die Errichtung des Windrades gegründet worden. Dort finden sich viele Oberhausener, aber auch Speldorfer Bürger wie Christian Eisenbeis. Er sitzt im Lenkungskreis der BI und sagt: „Da kann man doch nicht still bleiben. Wir laufen ohne Not blind in eine Sackgasse.“ Wesentliche Kritikpunkte sind der ökologische, aber vor allem der ökonomische Sinn. Experten hätten da Zweifel. Eisenbeis gibt gerne zu: „Ich bin auch Wissenschaftler. Da habe ich zunächst den Parolen geglaubt, dass wir ohne Windenergie nicht auskommen. Doch das ist falsch. Wir sollten noch zwanzig Jahre warten, bis die Technologien ausgereift ist. Zurzeit sind weder Netz- noch Speicherkapazität ausreichend. So ein einzelnes Windrad, übrigens in einer windarmen Zone, rechnet sich schon gar nicht. Die Verluste werden wir Mülheimer Bürger tragen müssen.“ Hier solle nur das ökologische Image der Stadt Mülheim sowie der medl aufpoliert werden.

Nun wird geklagt

Eine Bürgerin aus dem nahe gelegen Oberhausen-Alstaden hatte Widerspruch bei der Stadt Mülheim eingelegt. Parallel wurde eine Petition gegen die Errichtung des Windrades beim Landtag eingereicht. Der zuständige Ausschuss beschloss, die Angelegenheit dem Abgeordneten Karl Schultheis aus Aachen zu übertragen. Nachdem der Widerspruch durch die Untere Immissionsschutzbehörde abgelehnt wurde, geht es nun vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf weiter. Wie sind die Chancen? Christian Eisenbeis ist vorsichtig optimistisch: „Unser Anwalt hat wirklich gute Argumente zusammengetragen. Vielleicht können wir das noch stoppen!“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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