Vereinte Evangelische Kirche wagt mit Reform Aufbruch

Die Kapelle Walkmühle soll zum Ende des Jahres verkauft werden. | Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
  • Die Kapelle Walkmühle soll zum Ende des Jahres verkauft werden.
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Ganz bewusst hatte sich Pfarrer Justus Cohen am vergangenen Mittwoch für das Lied „Ein Schiff das sich Gemeinde nennt“ entschieden, um die Gemeindeversammlung der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde (VEK) einzuleiten. Das Lied drückt den Zusammenhalt der Mannschaft aus, die „durch Angst, Not und Gefahr, Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg“ in der Obhut Gottes auf dem Weg Richtung Ewigkeit ist.

Die Wahl des Liedes trifft so manche Gemütsbewegung, mag der ein oder andere Angst und Verunsicherung in Hinblick auf die neuen Wege, die die VEK mit dem Gemeindemodell VEK 2017 beschreitet, empfinden. Pfarrer Justus Cohen nannte es einen Neuanfang, der auch nach 500 Jahren die Reformfähigkeit der evangelischen Kirche ausdrückt.

Entwidmung von Kirchen - Kapelle wird verkauft

Gegenstand der Verunsicherung ist in erster Linie die Entwidmung der Gottesdienststätten Christuskirche (Parsevalstraße, Raadt) und Kreuzkirche (August-Schmidt-Straße, Heißen) sowie den Verkauf der Kapelle an der Walkmühlenstraße. Gründe für die Neukonzeption der Gemeindearbeit sieht Presbyter Hans-Jürgen Wennemers unter anderem in der sinkenden Zahl der Gemeindemitglieder. Während die Gemeinde 1996, auf dem heutigen Gebiet der VEK, noch aus 14.000 Mitgliedern bestand, sind es heute nur noch 10.000.
„Hauptgrund dafür sind nicht Kirchenaustritte, sondern vielmehr die viel größere Anzahl an Beerdigung gegenüber Taufen.“ Da die räumliche Ausstattung nach wie vor der von 1996 entspricht, die Anzahl der Gemeindemitglieder jedoch gesunken ist, seien einige Standorte nicht mehr optional ausgelastet.

Pauluskirche wird Zentrum für Familien

So werden in den kommenden Jahren, um die Qualität der Gemeindearbeit zu gewährleisten, die Angebote der Gemeinde an den Zentren Petrikirche (Kirchhügel), und Pauluskirche (Witthausstraße, Holthausen) zusammengefasst. Ab dem 1. Januar 2015 finden dort regelmäßige Sonntagsgottesdienste statt, auf die Petrikirche und das Petrikirchenhaus konzentrieren sich die Arbeitsfelder Kirchenmusik, Singschule und „Hochkultur“, die Pauluskirche wird zum Zentrum für Familien und Kinder. Die Gottesdienststätten Christuskirche und Kreuzkirche werden allerdings nicht von heute auf morgen aufgegeben.

Noch unregelmäßig Gottesdienste

Noch sollen, wenn auch unregelmäßig, Gottesdienste stattfinden. Danach werde man sich bemühen Möglichkeiten zu finden, Mobilität herzustellen, damit auch alle Gemeindemitglieder Gottesdienste besuchen können. „Sinn und Zweck der Netzwerkarbeit ist es schließlich nicht, dass alle in der Gegend hin- und herfahren müssen“, wie Cohen betonte. Um christliche Gemeinschaft leben zu können, wurde ein Gemeindenetzwerk entwickelt, dass Angebote, orientiert an den Bedürfnissen der Gemeindemitglieder, bereitstellt. Unter dem Motto: „Ich für mich, für andere“ geht es konkret um die Einbringung von Fähigkeiten in unterschiedliche Interessensgruppen. So vermitteln beispielsweise die Heinzelmänner im Netzwerk Saarn eine Vorstellung von der Unterstützung, die das Gemeindenetzwerk geben wird.

Nutzung der Gebäude noch nicht entschieden

Noch ist nicht entschieden, was mit den Gottesdienststätten Christuskirche und Kreuzkirche geschehen wird. „Es gilt noch zu überlegen, ob eine Umnutzung, Vermietung oder der Verkauf der Gebäude in Frage kommt.“ Von der Kapelle an der Walkmühlenstraße will man sich allerdings noch in diesem Jahr trennen. Momentan befinde man sich im Stadium der Vertragsumsetzung, über die genaue Nutzung könne also erst nach Vertragsabschluss berichtet werden. Allerdings konnte man bereits verraten, dass das Erscheinungsbild der Kapelle soweit bestehen bleibt, das Nachnutzungskonzept mit dem Denkmalschutz abgesprochen ist und im Kaufvertrag festgelegt wird, dass nicht gegen kirchliche Interessen verstoßen werden darf.

Neues entwickeln und Altes verbessern

Cohen betonte, dass man mit dem neuen Gemeindemodell keinesfalls kleiner werde, sondern vielmehr Neues entwickelt und Altes verbessert. So werden zwar die Gebäude Martin-Luther-Haus (Hagdorn) und Haus Jugendgroschen (Hahnenfähre) aufgegeben, die Kindertagesstätten hingegen ausgebaut. I Mio Euro habe man bereits investiert, um die Zukunftsfähigkeit der Kindertagesstätten sicherzustellen.

Bei Verkauf von Christuskirche, Kapelle, Jugendgroschen, Marthin-Luther-Haus und Kreuzkirche können 316.000 Euro, bei Vermietung 244.000 Euro eingespart werden.

Was sich ändert:
3 Pfarrstellen (-1)
3 Küster/Hausmeister (-1,5)
Diakonin (1/2)
Seniorenbetreuer (3/4)
1 Gemeindesekretärin (+0,2)
1 A-Musiker
2x 1/2 C-Musiker
2 Jugendleister (-0,2)
2 zusätzliche Kita-Gruppen
Erzieherinnen laut KiBiZ

Autor:

Stephanie Kleebaum aus Oberhausen

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