Kinderstube Wald und Feld

Rehkitz in der Deckung
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Naturfreunde, die jetzt, im Frühsommer, draußen unterwegs sind, wissen es: Überall entsteht neues Leben. An Uferrändern, in Feldern und im Dickicht der Wälder - häufig im Verborgenen.

Wenn die Fuchswelpen vor dem Bau in der Sonne spielen oder die Ricke mit dem Kitz aus dem Wald tritt und es säugt. Das sind unvergessene Momente!

Wesentlicher Bestandteil der der Jägerausbildung ist der Sachkundenachweis Naturschutz. Grundlage der Jagd ist die Hege und Erhaltung eines artenreichen und gesunden Wildbestandes.

Anke Bellingen von der Kreisjägerschaft Mülheim an der Ruhr lädt ein, einen Blick in die Kinderstuben der Wildtiere zu wagen, die auch in Mülheim bzw. in unserer Region zu finden sind. Wie kommen die Jungen auf die Welt – und wodurch sind sie gefährdet?

Rehwild (lat: Capreolus capreolus)
In den Saarner Ruhrauen oder im Auberg sind sie häufig anzutreffen. Die Ricke bringt 1-2, manchmal 3 Kitze zur Welt. In den ersten Tagen liegen sie, durch helle Flecken gut getarnt und ohne Eigengeruch, gut versteckt in der Deckung. Die Ricke lässt sie überwiegend alleine und kommt nur zum Säugen. Haftet menschlicher Geruch am Kitz, wird es vom Muttertier verstoßen, allein liegende Kitze also bitte nie anfassen!

Von einem qualvollen Tod bedroht sind die Kitze wenn die ersten Wiesen gemäht werden. Einige Mülheimer Landwirt informieren die Jäger rechtzeitig. Dann gehen diese am Vorabend der Mahd mit angeleinten Hunden die Wiesen ab und „verstänkern“ das Gebiet durch den menschlichen Geruch. Dies hindert die Ricken daran, die Kitze dort abzulegen. Manchmal werden Kitze gefunden, die dann mit Handschuhen oder Grasbüscheln an den Feldrand gebracht werden.

Die Kreisjägerschaft freut sich über freiwillige Helfer, die kurzfristig bereit sind, zusammen mit den Jägern, die Felder abzugehen. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: info@muelheimer-jaeger.de oder Tel: 02834-9430344

Eine weitere Gefahr sind wildernde Hunde, die die noch tragenden Ricken hetzen. Manchmal kommt es dadurch zur Fehlgeburt, immer wieder werden die trächtigen, nicht mehr so beweglichen Tiere von Hunden gerissen.

Als Fressfeinde der Rehkitze gelten Rotfuchs und Wolf.

Rotfuchs (lat: Vulpes vulpes)
Als „Kulturfolger“ trifft man den Rotfuchs nicht mehr nur in der freien Natur sondern zunehmend auch in Gärten und im Stadtinneren. Aber er ist und bleibt ein Wildtier, zudem gilt er als Überträger von Krankheiten, z.B. dem Fuchsbandwurm.

In der Sicherheit des Fuchsbaus wirft die Füchsin 3 – 5 Welpen, die bei der Geburt blind sind. Sie wiegen nur etwa 80 – 160 Gramm. Nach 12 bis 14 Tagen öffnen sie die Augen und nach 4 Monaten sind sie bereits selbstständig.
Bedroht ist der Fuchs wenn - u.A. durch Überpopulation - Krankheiten wie Räude, Staupe oder Tollwut entstehen. Fressfeinde sind Luchs, Steinadler oder Wolf, die in unserer Region nicht vorkommen.

Wildschwein (lat: Sus scrofa)
Man sieht sie bei Spaziergängen selten, aber in größeren Waldgebieten sind sie da!

Wildschweine leben in strukturierten Familienverbänden, „Rotten“ genannt. Vor der Geburt richtet die Bache im dichtesten Dickicht einen sogenannten „Frischkessel“ aus Zweigen, Blättern und Moos her. Dieser ist oft nach Süden ausgerichtet damit er optimal von der Sonne erwärmt werden kann.

Nach 3 Monaten, 3 Wochen, 3 Tagen kommen im Durchschnitt 7 Frischlinge zur Welt. Sie wiegen zwischen 740 und 1100 Gramm und werden bis zu 3,5 Monate gesäugt. Nach 1 – 3 Wochen – je nach Witterung - verlässt die Bache erstmals mit den Jungen den Kessel. Weibchen verteidigen ihre Jungtiere energisch. Dabei kann es auch zu nicht ungefährlichen Angriffen auf Menschen kommen.
Wenn es während ihrer ersten drei Lebenswochen zu Kälteeinbrüchen und Nässeperioden kommt, ist die Sterblichkeit unter den Jungtieren relativ hoch. Fressfeinde der Frischlinge sind Wölfe, Bären und Luchse. Also leben sie in unseren Regionen weitgehend unbehelligt.

Feldhase (lat: Lepus europaeus)
Der Feldhase ist das Wildtier des Jahres 2015, seine Existenz ist in weiten Teilen Deutschlands ernsthaft bedroht.

Die Häsin wirft 1–5, manchmal 6 Junge in einer windgeschützten Feldmulde. Die Junghasen wiegen 100–150 g und kommen behaart und sehend auf die Welt. Die Häsin kommt nur ein paar Mal täglich zum Säugen vorbei, ansonsten sind die Kleinen auf sich alleine gestellt. Junghasen also bitte nie anfassen oder mitnehmen, die Häsin kommt wieder!

Leider wird über die Hälfte der Junghasen nicht einmal ein Jahr alt. Ein Grund dafür ist die Intensivierung der Landwirtschaft. Der Feldhase verliert immer mehr Lebensräume und Nahrungsquellen. Äcker werden vollständig abgeerntet und liegen nicht mehr brach. Felder werden so angelegt, dass sie dem Feldhasen keine Versteckmöglichkeiten mehr bieten.

Da die kleinen Hasen nicht im Schutze eines Baus sondern oberirdisch zur Welt kommen und aufwachsen, sind sie leichte Beute für zahlreiche natürliche Feinde. Dazu gehören Wildschweine und Füchse, Greifvögel wie Bussard und Milan, außerdem Rabenvögel wie Krähen und Elstern. Auch wildernde Hunde und Katzen können ihnen gefährlich werden.

Wildkaninchen (lat:Oryctolagus cuniculus)
Nach gut 30 Tagen Tragezeit kommen im Erdbau 5 -6 Jungtiere zur Welt. Sie sind bei der Geburt noch nackt und blind. Die Mutter lässt die Jungen überwiegend alleine und besucht das Nest nur zum Säugen ihres Nachwuchses. Die Säugezeit dauert etwa vier Wochen, danach sind sie bereits selbständig.

Die Sterblichkeit liegt häufig bei gut 90 Prozent. Grund hierfür sind insbesondere die zahlreichen Fressfeinde wie Rotfuchs, Greifvögel, Eulen, Marder, Wiesel, Iltis, Hermelin, Luchs und Wolf.

Außerdem sind Wildkaninchen von Krankheiten wie der Myxomatose bedroht. Die Schleimhäute schwellen bei dieser Viruserkrankung an und die Sterblichkeit beträgt 40-60%. Bei der Chinaseuche, die in den letzten Jahren vermehrt auftritt, liegt die Sterblichkeit sogar bei 100%

Stockente (Anas platyrhynchos)

Stockenten bauen Ihre Nester meist auf dem Boden in der Nähe des Wassers, manchmal aber auch weit davon entfernt. Einmal jährlich brüten sie 25 bis 28 Tage lang 7 - 16 Eier aus. .

Ihre Mutter erkennen die Stockenten-Jungen an einem Lockruf, den die Mutter hören lässt, sobald die Küken schlüpfen. Stockenten-Küken sind Nestflüchter: Sie verlassen das Nest gleich am ersten Tag und werden von der Mutter geführt. Schwimmen können sie von Anfang an. Nach 50 bis 60 Tagen können die Kleinen fliegen und sind selbstständig.

Die natürlichen Feinde der Stockente sind Füchse, Waschbären und Greifvögel. Wanderratten und Marder haben es vor allem auf die Entengelege abgesehen

Kontakt zur Kreisjägerschaft Mülheim an der Ruhr

Autor:

Anke Bellingen aus Mülheim an der Ruhr

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