Mit Urinbeuteln die Umwelt schützen - Modellprojekt MERK'MAL ist gestartet

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Am 2. März ist im Aquatorium der RWW-Ruhrwasserwerke der Startschuss für das Forschungsprojekt MERK'MAL erfolgt. Das Modellprojekt setzt es sich zum Ziel, das Vorkommen von Röntgenkontrastmitteln in der Ruhr zu verringern und Bürger und Patienten zum Umweltschutz zu motivieren.


Von Sibylle Brockschmidt

Urinbeutel, sogenannte 'Roadbags' oder 'Ladybags', sollen in Zukunft helfen, das Wasser der Ruhr frei von chemischen Substanzen zu halten. Das hat sich das Pilotprojekt MERK'MAL zur Aufgabe gesetzt. Die Chemikalie steckt dabei schon im Projekttitel: RKM, die Abkürzung für sogenannte Röntgenkontrastmittel, werden in der medizinischen Diagnostik eingesetzt. Patienten müssen diese vor Röntgenuntersuchungen zu sich nehmen und scheiden sie dann innerhalb der nächsten 24 Stunden wieder über den Urin aus. Dieser gelangt ins Abwasser, die Chemikalie kann in den Kläranlagen allerdings nicht wieder komplett hinausgefiltert werden. Dieser im Wasser verbleibende chemische Rest ist weder gesundheitsgefährend noch in irgendeiner Weise schädigend und reichtert sich auch nicht in Lebewesen an. Aber: es ist und bleibt ein menschengemachter Fremdstoff der in unserem Wassekreislauf zurückbleibt.

In Mülheim haben Messergebnisse Rückstände von 2 Mikrogramm pro Liter gemessen. "Das sind nur winzige und auf keinen Fall schädliche Mengen", erklärt Dr. Wolf Merkel, Geschäftsführer des IWW-Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wasserforschung, "aber ihr Vorkommen ist nichtsdestotrotz mit modernen Mitteln messbar. Klar, dass wir hier ein umweltrelevantes Thema haben."

Darum soll durch das Projekt MERK'MAL unter der Leitung des Mülheimer Forschungsinstituts IWW Zentrum Wasser diesen Kreislauf durchbrechen - indem der mit RKM angereicherte Urin gar nicht erst ins Wasser gelangt. Das Modellvorhaben wurde gemeinsam mit der RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH initiiert und ist sehr simpel: Wenn Patienten nach einer Untersuchung mit RKM einen Urinbeutel benutzen, gelangt die Chemie so nicht in den Wasserkreislauf. Die Beutel enthalten eine weitere Chemikalie, einen Superadsorber, der den Urin fixiert: Aus flüssig wird fest, so kann der Beutel dann ganz einfach in der grauen Tonne entsorgt werden.

Von Juni bis Oktober 2017 sollen die Beutel zum Einsatz kommen und Patienten umfassend informiert sowie durch Plakate und Postkarten auf das Projekt aufmerksam gemacht werden. Bis dahin haben die medizinischen Einrichtungen das neue Konzept in ihre internen Abläufe integriert.

"Jeder Einzelne kann so seinen Beitrag dazu leisten, die Umwelt intakt zu halten," so Generalsekretät der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Dr. Heinrich Bottermann. Die DBU fördert das Modellprojekt mit insgesamt 300.000 Tausend Euro. Werden in Mülheim während der Testphase sichtbare Erfolge erzielt, kann das Projekt so als Vorlage für andere Städte dienen und möglicherweise auch auf andere Mikroschadstoffe anwendbar gemacht werden.

Die Kick-Off-Veranstaltung am 2. März wurde auch dafür genutzt, Kliniken, Ärzte und Pflegepersonal dafür zu begeistern, ihre Patienten zum Mitmachen zu motivieren. Medizinische Partner in Mülheim sind das St. Marien-Hospital, das Evangelische Krankenhaus, die Radiologische Gemeinschaftspraxis und das Medizinische Versorgungszentrum. Weitere Informationen gibt es auch online unter www.merkmal-ruhr.de.

Autor:

Sibylle Brockschmidt aus Mülheim an der Ruhr

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