Kaum noch Briefmarkenautomaten in Mülheim

Foto: PR-Fotografie Köhring/SM

Die SPD-Fraktion war aufgefallen, dass kaum noch Briefmarkenautomaten in Mülheim zu sehen sind. Ihre Beobachtungen ließen sogar den Schluss zu, dass die Deutsche Post ihre Automaten im gesamten Stadtgebiet entfernt.

Der einzig erhaltene Standort scheine sich an der Hauptpost zu befinden, allerdings sei der dortige Automat in regelmäßigen Abständen defekt. Nun stellte Fraktionsvorsitzender Dieter Wiechering für den März eine Anfrage an den Ausschuss für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung. Da aus den Nachbarstädten keine ähnlichen Maßnahmen bekannt seien und das Angebot auch in den Mülheimer Stadtteilen weiter gewährleistet bleiben sollte, bittet die SPD-Fraktion die Verwaltung, bei der Deutsche Post AG nachzufragen.

Deutsche Post antwortet

Die Mülheimer Woche erkundigte sich selbst bei Dieter Pietruck, den für Mülheim zuständigen Pressesprecher der Deutsche Post DHL Group. Er stand ausführlich Rede und Antwort.
Welche Hintergründe hat der Abbau der Briefmarkenautomaten?
„Fakt ist: Wir haben Automaten abgebaut, auch in Mülheim. Das stimmt. Wir bauen aber doch nichts ab, wenn es gut läuft. Das wäre dumm. Der Hauptgrund dafür sind unsere Beobachtungen der Entwicklung. Das Briefaufkommen sinkt. In jedem Jahr verzeichnen wir dort ein Minus von zwei bis drei Prozent. Dazu kommt noch, dass nur noch auf jedem zehnten Brief überhaupt eine herkömmliche Briefmarke klebt. Der Kunde nutzt da andere Möglichkeiten. Unser Fazit: Die Nachfrage ist äußerst gering, dieser Trend wird sich noch verstärken. Als börsennotiertes Unternehmen müssen wir aber auch im Interesse unserer Kunden darauf achten, dass wir wirtschaftlich handeln. Wir möchten unsere Preise stabil halten.
Die Realität ist aber, dass so ein Briefmarkenautomat relativ hohe Kosten produziert. Er muss aufgestellt werden, gewartet werden, regelmäßig befüllt sein. Das macht ihn im Unterhalt sehr aufwändig und teuer. Anfällig sind die Automaten auch. Und wenn dann die Nutzung derart zurück geht, müssen wir reagieren. Es wird aber auch zukünftig noch Automaten geben. Zur Gänze abgebaut werden sie nicht.“

Handelt es sich hier um eine stadtübergreifende Maßnahme oder eine auf Mülheim beschränkte?
„Wie schon ausgeführt, ist es nicht unser Bestreben, die Automaten gänzlich abzuschaffen. Es handelt sich immer um Einzelfallentscheidungen. Wir denken aber auch deutschlandweit. Unser Bestreben der letzten Jahre war es, die Zahl an Verkaufsstellen deutlich zu erhöhen. Das haben wir vor allem durch die Einrichtung von über 10.000 zusätzlichen Paketshops erreicht. Dort haben wir enorm zugelegt, auch in Mülheim. Wo es in Deutschland vor drei, vier Jahren noch 13.000 Annahme- und Verkaufsstellen gab, stehen nun 28.000 zur Verfügung. Dort können überall Briefmarken erworben werden. Wir sind damit sehr zufrieden, wollen allerdings Probleme nicht verschwiegen. Gerade die Filialen der Postbank, die wir als Partner nutzen, sind auch schon mal außerplanmäßig geschlossen. Das bedauern wir sehr.“

Alternativen?

Welche Alternativen bietet die Deutsche Post für die Bürgerinnen und Bürger?
„Es bestehen viele Möglichkeiten, Briefe zu frankieren. Immer mehr Kunden nutzen die so genannte Internet-Marke. In der sogenannten e-Filiale kann man sich Briefmarken selber drucken: Porto wählen, Marke erstellen, bezahlen, ausdrucken, fertig. Ansonsten kann man bei uns im Internet Briefmarken bestellen. Das passende Porto für Postkarten und Briefe als nassklebende oder selbstklebende Briefmarken im 10er-Bogen, in einer Box oder auf Rolle. Oder Sie nutzen ganz bequem die digitalen Produkte und Services der Deutschen Post.“

Besteht die Möglichkeit, das Angebot nach einer Nachfrageanalyse in optimierter Form wieder in die Stadtteile zu bringen?
„Das Gefühl, unser Angebot wäre ausgedünnt worden, scheint recht verbreitet zu sein. Ein gutes Beispiel sind da die Briefkästen. Viele denken, wir hätten das Angebot völlig zurück gefahren. Dabei gibt es in ganz Deutschland rund 110.000 Briefkästen, das sind sogar mehr als früher. Bei den Briefmarken ist es ähnlich. Heutzutage sind die Möglichkeiten, an Marken zu kommen, deutlich höher und besser als noch vor ein paar Jahren. Doch sind inzwischen nur noch sechs Prozent unseres Gesamtvolumens Briefsendungen von Privatkunden. Und Automaten sind teuer. Noch einmal, die Deutsche Post DHL Group ist ein börsennotiertes Wirtschaftsunternehmen. Hier zeigt sich der klassische Spagat, vor dem wir oft stehen: Einerseits kundenfreundlicher Service, andererseits Wirtschaftlichkeit.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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