Mehr Arbeitsplätze, aber keine Gewerbeflächen mehr: Mülheimer Wirtschaftsförderung zieht Bilanz und blickt nach vorn

JüŸrgen Schnitzmeier, Ulrich Scholten und Heinz Lison blicken zuversichtlich in die Zukunft. | Foto: PR-Fotografie Köhring/SH
  • JüŸrgen Schnitzmeier, Ulrich Scholten und Heinz Lison blicken zuversichtlich in die Zukunft.
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Die Stadt, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mülheim und Business (M&B) und die lokale Wirtschaft ziehen an einem Strang. Das kann man schon daran sehen, dass ihre Sprecher, M&B-Geschäftsführer Jürgen Schnitzmeier, Oberbürgermeister Ulrich Scholten und der Unternehmer Heinz-Lison, letzterer als Aufsichtsratsmitglieder der M&B, den Geschäftsbericht der Wirtschaftsförderung für 2016 jetzt gemeinsam im Haus der Wirtschaft an der Wiesenstraße vorstellten. Einhellig und gegenseitig war das Lob für die in den Augen von Scholten, Lison und Schnitzmeier gut funktionierende Zusammenarbeit.

Wie geht es dem Wirtschaftsstandort Mülheim? Die guten Nachrichten zu erst. Die Zahl der sozialversicherten Arbeitsplätze ist im abgelaufenen Jahr um 1000 auf jetzt 59.000 angewachsen. Für diese Leistung dankte der OB den 5700 Unternehmen der Stadt ausdrücklich.
Zusätzlich zu vielen Neuansiedlungen (siehe unten) sorgte im letzten Jahr der fast flächendeckende Breitbandausbau im Stadtgebiet für positive Nachrichten.

Immer noch Lücken im Breitband-Netz

Mit Sorge sehen Schnitzmeier, Scholten und Lison aber, dass die Stadt zurzeit keine Gewerbeflächen mehr hat, die sie ansiedlungswilligen Unternehmen anbieten könnte. Aufgrund fehlender Flächen wird Brenntag nach Essen gehen. Ein Mittelständler denkt aus dem gleichen Grund über eine Abwanderung aus Mülheim nach. Hinzu kommen die Laden-Leerstände in der Innenstadt und die "weißen und roten Punkte", die auch nach dem Ausbau der Breitband-Versorgung vor allem im Mülheimer Süden, etwa in Mintard, nach wie vor bestehen. "Zurzeit sprechen wir mit zehn privaten Grundstückseigentümern, ob sie uns ihre Flächen verkaufen oder diese selbst zu Gewerbeflächen weiterentwickeln wollen. Auch am Thema Leerstand in der Innenstadt ist das neue City-Management dran. Doch hier haben wir es oft mit nicht ortsansässigen nationalen und internationalen Immobilienfonds zu tun", berichtet Jürgen Schnitzmeier von den aktuellen Baustellen der Wirtschaftsförderung. Bedenklich sind nicht nur aus Sicht des Oberbürgermeisters und ehemaligen Personalleiters von Mannesmann, Ulrich Scholten, die Struktur- und Absatzprobleme der Mülheimer Industrie, siehe Vallourec, Mannesmann-Salzgitter oder Friedrich-Wilhelms-Hütte. Derzeit hängt jeder dritte Arbeitsplatz in Mülheim am produzierenden und verarbeitenden Gewerbe.

Grünflächen fürs Gewerbe?

Wirtschafts-Mann Lison sieht angesichts des akuten Gewerbeflächen-Mangels den Zeitpunkt für gekommen, "auch an die Umwandlung von Grün- in Gewerbeflächen nachzudenken." Aktuell besteht das 9,1 Hektar große Stadtgebiet zu 33 Prozent aus Gewerbe- und Siedlungsflächen, aber zu 44 Prozent aus Grün- und Landwirtschaftsflächen. Auch den 2034 auslaufenden Flughafen sieht er als langfristiges Handlungsfeld für konstruktive Ideen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes MH.

Dass die Zukunft bereits heute beginnt, macht Oberbürgermeister Ulrich Scholten mit der Ziel-Ansage deutlich: "Wir wollen ein wissensbasierter und familienfreundlicher Wirtschafts- und Wohnstandort werden!" So will der OB die im vergangenen Jahr initiierte Industrie-Konferenz im März fortsetzen und dann über erste Schritte in Sachen Infrastruktur, öffentliche Akzeptanz und Vernetzung mit der Wissenschaft abstecken. Mittelfristig sieht Heinz Lison vor allem an der Hochschule Ruhr-West ein großes Wachstumspotenzial. Auch die zurzeit nur provisorisch in einem Containerdorf in Styrum untergebrachte Hochschule für öffentliche Verwaltung will er in Mülheim halten und darüber hinaus demnächst Pläne für die Ansiedlung einer weiteren Bildungseinrichtung vorlegen.

Lehrstuhl für E-Commerce

Beim Thema Digitalisierung sieht Wirtschaftsförderer Schnitzmeier die Stadt auf einem guten Weg. 2017 soll der Workshop Mittelstand 4.0 im Rahmen des Ruhr-Hubs zusammen mit den Nachbarstädten fortgesetzt werden. Und im Wintersemester 2017/2018 wird an der Hochschule Ruhr-West ein Lehrstuhl für E-Commerce eingerichtet, in dessen Umfeld ein Dienstleistungscenter für E-Commerce entstehen soll. Insgesamt haben die Mülheim-und-Business-Mitarbeiter im abgelaufenen Jahr 2015 500 Unternehmen und 263 Unternehmensgründer beraten und im gleichen Zeitraum 156 Anfragen für Gewerbeflächen bearbeitet.

>>Wirtschaftsnachrichten 2016:
Das sind die positiven Wirtschaftsnachrichten aus dem letzten Jahr:
- Die Eröffnung neuer Rewe-Supermärkte im Speldorfer Depot und an der Düsseldorfer Straße
- Das von der Mülheimer Wirtschaft finanzierte Eröffnungsfest des Campus der Hochschule Ruhr-West (HRW) an der Duisburger Straße
- Der Start der Hochschule für öffentliche Verwaltung an der Dümptener Straße
- Die Neuansiedlung der Deufol-West-GmbH im Speldorfer Hafen
- Die Ansiedelung der dort hin verlagerten Schrottverwertung Paul Jost
- Die fast vollständige Vermietung der Games-Factory
- Die vollständige Vermietung im Haus der Wirtschaft
- Die erfolgreiche Vermarktung von zwei Gewerbeflächen an der Hardenbergstraße
- Der Ausbau der Aldi-Süd-Zentrale in Saarn und Styrum
- Die Ansiedlung der EOS Immobilien Workout an der Aktienstraße die Glanzlichter des Wirtschaftsjahres.

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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