Mülheim richtet Erstaufnahmeunterkunft für Flüchtlinge ein

Innerhalb von Stunden wird die Halle präpariert. | Foto: Foto: PR-Foto Köhring/KP
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Montagmittag, 13.30 Uhr: Der Stadtverwaltung Mülheim flattert ein Brief auf den Tisch mit brisantem Inhalt: Im Rahmen eines Amtshilfeersuches fordert die Bezirksregierung die Stadt auf, bis Dienstagmittag, 17 Uhr, bezugsfertige Plätze für 150 Flüchtlinge zur Erstaufnahme zu schaffen. Dienstagvormittag steht fest: Die Plätze werden fertig sein, wenn ab 17 Uhr die Busse mit den Flüchtlingen anrollen.

Die Stunden dazwischen sind gefüllt mit Besprechungen, Krisensitzungen und dem Zusammenspiel verschiedenster Ämter und vor allem den Hilfsorganisationen DRK Mülheim und Johanniter Unfallhilfe Mülheim.

Schnell wird klar: Es kommt nur eine Turnhalle in Frage. Die Verwaltung entscheidet sich für die Turnhalle an der Lehnerstraße in Saarn, unter anderem auch, weil hier in den Ferien keine Baumaßnahmen durchgeführt werden und sie mit 1.200 Quadratmetern ausreichend groß ist. Die Handballer, die dort trainieren, weichen auf andere Hallen aus, auch für die Turner hofft man beim MSS, Ersatz für die Hallenstunden zu finden.

DRK und Johanniter leisten einen Großteil des Einsatzes

„Ein großes Kompliment an alle Beteiligten, was man hier in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat“, betont Kämmerer Uwe Bonan, der den in Urlaub weilenden zuständigen Dezernenten Ulrich Ernst vertritt. „Aber vor allem ohne die hervorragende Unterstützung der beiden Hilfsorganisationen hätten wir das nicht geschafft.“

Im Gegensatz zur Stadt, die mit der Erstaufnahme Neuland betritt, haben die Mülheimer DRK- und JUH-Mitglieder in anderen Städten bereits in Notunterbringungseinrichtungen gearbeitet und kennen die Abläufe. „Wir wissen gar nicht, was uns erwartet“, erklärt Thomas Konietzka, stellvertretender Sozialamtsleiter, am Dienstagmittag. Weder die genaue Zahl der Flüchtlinge, die Dienstagnachmittag eintreffen sollten, noch das Prozedere der Erstaufnahme; nicht, wie lange die Flüchtlinge hier bleiben und auch nicht, ob die notdürftige Erstaufnahme tatsächlich nur für die restlichen drei Ferienwochen benötigt wird oder auch darüber hinaus.

Nach den Ferien soll die Halle wieder der Schule zur Verfügung stehen

„Nach den Ferien wird die Halle wieder für den Schulsport gebraucht. Das ist für uns als Kommune unsere primäre Aufgabe, der wir auch nachkommen wollen. Das werden wir bei den Verhandlungen mit dem Land auch so darlegen“, betont Bonan, der außerdem davon ausgeht, dass das Land die Kosten vollständig übernimmt.

Verweigern konnte sich die Stadt rein rechtlich gesehen nicht, der Aufforderung des Landes nachzukommen. „Aber wir machen das auch aus humanitären Gründen und aus kommunaler Solidarität gegenüber Dortmund, das völlig überlastet ist“, erläutert Stadtdirektor Frank Steinfort. Denn den Flüchtlingen droht die Obdachlosigkeit, wenn das Land sie nicht irgendwie unterbringen kann. Aber, das lässt Bonan durchblicken, das Land habe es bisher auch versäumt, die nötigen Kapazitäten rechtzeitig zu schaffen.

Parzellen sollen ein wenig Privatatmosphäre schaffen

Während die Stadtspitze Dienstag die örtliche Presse informiert, herrscht rund um die Turnhalle Lehnerstraße hektisches Treiben. Über 70 Helfer von DRK und JUH sowie weitere Mitarbeiter von beteiligten Fremdfirmen werkeln in der Halle: Innerhalb von wenigen Stunden wird der Boden abgeklebt, mit Bauzäumen Parzellen abgeteilt und verhängt, Feldbetten aufgestellt und bezogen. Außerhalb der Turnhalle wird ein Zelt zur Erstversorgung aufgestellt, hier werden die Flüchtlinge auch vom DRK verköstigt. „Frühstück und Abendessen werden vor Ort zubereitet, das Mittagessen liefert ein Caterer“, erklärt Kreisbereichsleiter Martin Meier. Natürlich berücksichtige man auch die Essgewohnheiten der verschiedenen Religionen. Die sanitären Einrichtungen werden durch Dixie-Toiletten ergänzt.

24-Stunden Betreuung inklusive Sicherheitsdienst

Die Johanniter sorgen indes für den Aufbau der Parzellen und Betten. Wo ein Tag zuvor noch die Geräte in der Turnhalle lagerten, werden ein provisorischer Gebetsraum eingerichtet ebenso wie ein Rückzugsraum für Mütter mit kleinen Kindern. „Wir sorgen gemeinsam mit dem DRK und den Sozialarbeitern für eine Betreuung rund um die Uhr“, betont Einsatzleiter Thorsten Strack. Auch ein Sicherheitsdienst ist ab sofort 24 Stunden im Dienst. „Wir haben uns für die RGE entschieden, eine Tochter der Stadt Essen, die in der Nachbarschaft bereits acht Unterkünfte betreut und über zertifiziertes Personal verfügt“, erklärt Strack. Die Anwohner sollen noch per Handzettel informiert werden.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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