Umbau der Flüchtlingsdörfer in Saarn und Broich steht bevor

Die Essensausgabe soll verschwinden, die Flüchtlinge auf Selbstversorgung umgestellt werden. | Foto: Schernstein
  • Die Essensausgabe soll verschwinden, die Flüchtlinge auf Selbstversorgung umgestellt werden.
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Von RuhrText

In kürzester Zeit musste vor anderthalb Jahren Wohnraum für Flüchtlinge in der Stadt geschaffen werden. Auf dem Saarner Kirmesplatz sowie in der und rund um die Tennishalle an der Holzstraße wurden Unterbringungsmöglichkeiten für knapp 1000 Personen geschaffen. Mittlerweile hat der Flüchtlings-Zustrom stark nachgelassen. Nun besteht nicht nur die Chance, die beiden Flüchtlingsdörfer im Sinne der Stadt für eine bessere Integration umzubauen, sondern vor allem auch die Möglichkeit, Kosten einzusparen.

„In der Kürze der Zeit konnten wir den Flüchtlinge keine vollständigen Wohnbaueinheiten mit Zimmer, Küchenzeile und Bad wie am Klöttschen, an der Oberheidstraße sowie an der Schumannstraße/Blötter Weg zur Verfügung stellen. Realisierbar waren lediglich Gemeinschaftseinrichtungen für Bäder und eine allgemeine Küchenversorgung durch Dritte. Den Betrieb haben Johanniter und das DRK übernommen. Die abgeschlossenen Verträge mit den Hilfsorganisationen enden am 31. Dezember dieses Jahres“, erklärt Ulrich Ernst, Dezernent für Bildung, Soziales, Jugend, Gesundheit, Sport und Kultur. Statt Essensausgabe und Gemeinschafts-Duschen setzt die Stadt — wie in den anderen Unterbringungen auch — vielmehr auf Selbstversorgung und mehr Privatsphäre. Zwei „Einheiten“ — bestenfalls Familien — teilen sich eine Küche und einen Aufenthaltsraum und haben zudem einen eigenen Schlafraum. Ulrich Ernst: „Wir versprechen uns durch die Selbstversorgung eine schnellere Integration der Flüchtlinge.“

Durch den Umbau verringern sich die Unterbringungszahlen an der Mintarder Straße von 540 auf 270 sowie an der Holzstraße von 415 auf 230 Personen. Derzeit wohnen in Saarn ohnehin nur 187, in Broich 160 Personen. Falls also erneut Flüchtlinge den Weg nach Mülheim einschlagen (müssen), wäre in den beiden Flüchtlingsdörfern sogar noch Platz.

Vertrag mit Hilfsorganisationen gekündigt

Die Einsparungen wären — wenn der Rat der Stadt das Vorhaben beschließen sollte — beträchtlich. Der Umbau der beiden Einrichtungen schlägt einmalig mit Kosten von 2,7 Millionen Euro zu Buche. Laut Immobilienservice-Leiter Frank Buchwald entstehen die Hauptkosten durch den Umbau der Leichtbauhallen, in denen sich derzeit die Essens-Ausgaben und die Aufenthaltsmöglichkeiten befinden. Der derzeitige Betrieb der beiden Flüchtlingsdörfer inklusive der Zusammenarbeit mit dem DRK und Johanniter verschlingt 19,1 Millionen Euro im Jahr. Durch den Umbau reduziert sich der Betrag auf 9,9 Millionen pro Jahr. Daher sagt Ulrich Ernst: „Der Umbau soll in diesem Jahr noch komplett abgeschlossen werden. Aus meiner Sicht ist es allein schon aus finanzieller Sicht eine Selbstverständlichkeit, das Vorhaben umzusetzen.“

Die Rundumbetreuung der Flüchtlinge fällt weg, Personal wäre aber rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche vor Ort. Möglicherweise werden die Hilfsorganisationen diese Aufgabe übernehmen. Das Honorar ist bereits im Gesamtbudget von 9,9 Millionen Euro eingerechnet.

„Wir haben es geschafft, die Flüchtlinge so gut wie kaum eine andere Kommune aufzunehmen. Jetzt beschäftigen wir uns mit der Frage, wie es weitergehen soll. Der Umbau der Unterkünfte auf dem Kirmesplatz und an der Holzstraße ist ein wichtiger Schritt in eine erfolgreiche Zukunft“, sagt Ulrich Ernst abschließend. Die Beschlussvorlage nimmt nun ihren parlamentarischen Weg. Am 6. April wird der Rat der Stadt Mülheim voraussichtlich „grünes Licht“ für das Vorhaben geben. Dann können die Umbauten beginnen.

Autor:

Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr

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