Der Nächste, bitte!

Dr. Christian Triebel. | Foto: Andreas Köhring
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Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses Mülheim. Heute: Schlaganfall.

Sevda C. und ihre Nichte treffen sich einmal im Monat. Mitten im Gespräch über den neuen Dozenten an der Uni fällt Sevda C. auf einmal die Kaffeetasse aus der Hand. Die 76-Jährige und ihre Nichte lachen darüber, es ist ja auch eine komische Situation. Doch Sevda C. merkt, dass es ihr auf einmal nicht gut geht und ihr das Sprechen schwer fällt. Ihr rechter Arm ist schwach, sie kann nur noch undeutlich reden. Die Nichte bringt ihre Tante nach Hause. Aber es wird schlimmer, sie kann immer schlechter sprechen und ihren Arm kaum noch nutzen

.

Die Nichte ruft den Notarzt. „Das ist die richtige Entscheidung“, sagt Dr. Ingmar Gröning, Chefarzt der Zentralambulanz im Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). „Motorische Defizite und Kraftminderungen, die plötzlich auftreten, sind klassische Zeichen für einen Schlaganfall – dann sollte man sofort die 112 anrufen.“

Bei einem Schlaganfall zählt Schnelligkeit: „Pro Minute sterben rund 1,9 Millionen Nervenzellen im Gehirn ab“, sagt Christian Triebel, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Neurogeriatrie und ärztlicher Leiter der Stroke Unit, der Schlaganfall-Spezialstation am EKM. Je schneller die Ärzte mit der Therapie beginnen, desto größer sind die Chancen, dass die Symptome wieder verschwinden.

Vier von fünf Schlaganfällen werden durch einen Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn verursacht. Dadurch wird die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Gehirnzellen eingeschränkt oder unterbrochen. Um zu sehen, wo sich das Blutgerinnsel, das das Gefäß verschließt, befindet, machen die Ärzte in der Zentralambulanz Schnittbildaufnahmen des Gehirns und der hirnversorgenden Gefäße mit einem Computertomografen (CT).

Bei Sevda C. ist das Gerinnsel in einer Hirnarterie aufgetreten, eine begleitende Blutung besteht nicht. Sofort beginnen die Ärzte in der Zentralambulanz mit der Lysetherapie. „Dafür ist es wichtig, dass die Betroffenen schnell im Krankenhaus sind, denn sie kann nur in einem engen Zeitfenster von 4,5 Stunden angewandt werden“, so Triebel. „Danach ist das Blutungsrisiko zu hoch.“ Bei dieser Therapie wird das Gerinnsel durch eine Infusion mit dem Enzym Alteplase aufgelöst. Auch eine Operation, die Thrombektomie, kann unter bestimmten Bedingungen Erfolg bringen.

Sevda C. aber erhält die Lysetherapie. Sie liegt nun auf der Stroke Unit, wo ihre wichtigsten Vitalparameter wie Temperatur, Herzfrequenz, Blutdruck oder Atemfrequenz ständig überwacht werden. Von dort kommt sie nach drei Tagen auf eine normale Station. „Nach der Lysetherapie werden die Symptome oftmals besser oder verschwinden im optimalen Fall sogar ganz“, sagt Christian Triebel. „Wenn das Kontroll-CT keine Komplikationen und keinen weiteren Infarkt anzeigt, kann ein Patient in der Regel etwa zehn Tagen nach dem Schlaganfall wieder nach Hause oder gegebenenfalls in eine Anschlussheilbehandlung.“   

Nähere Informationen

>> Auf der Stroke Unit arbeitet ein interdisziplinäres Team aus speziell ausgebildeten Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Sprachtherapeuten, Ergotherapeuten sowie den Mitgliedern des Pflege- & Sozialdienstes zusammen. 

Dr. Christian Triebel. | Foto: Andreas Köhring
Bei einem Schlaganfall muss es schnell gehen. | Foto: Paul Hahn
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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