Jeder kann ein Held werden und Leben retten

Jeder kann zum Held werden und ein Leben retten (Foto EVKMH)
  • Jeder kann zum Held werden und ein Leben retten (Foto EVKMH)
  • hochgeladen von Thomas Emons



"Es ist ein tolles Gefühl, wenn man einen Menschen nach einem plötzlichen Herzstillstand zurück ins Leben holen kann", sagt der ärztliche Direktor des Evangelischen Krankenhauses (EVKMH), Prof. Dr. Heinz Jochen Gassel. 

Als Arzt hat er dieses Glücksgefühl schon öfter erlebt, in dem er ganz ohne medizinisches Gerät mit dem Ballen einer Hand und verstärkt durch die Innenfläche seiner zweiten Hand auf der Mitte der Patienten-Brust in Höhe des Brustbeins massiven und wiederkehrenden Druck ausgeübt und so das stillstehende Herz wieder in Gang gesetzt hat.

"Jeder kann zum Helden werden und ein Leben retten. Dafür braucht man keine medizinische Ausbildung und keine medizinische Gerätschaft", sagt Gassels Kollege Dr. Ingmar Gröning, Chefarzt der Notfallambulanz am EVKMH. Immer wieder hört er von Rettungssanitätern: "Wir hätten den Patienten vor Ort vielleicht noch retten können, wenn jemand sofort mit der Wiederbelebung begonnen hätte."

Einen 112-Notruf absetzen, überprüfen, ob der am Boden liegende Patient noch atmet und wenn das nicht der Fall ist, dessen Kopf nach hinten überdehnen, damit er nicht an seiner Zunge erstickt und dann solange, mit dem Ballen der einen Hand (verstärkt durch die Innenfläche der zweiten Hand), immer wieder massiven Druck auf die Brustmitte in Höhe des Brustbeins ausüben, das ist die Hilfe, die jeder leisten könnte.

Fragen & Antworten

Wie lange sollte man diese Wiederbelebung versuchen? Solange, bis der Patient wieder atmet und sich bewegt oder bis der Rettungsdienst eintrifft. Warum ist Eile geboten? Weil mit jeder Minute, die ohne Wiederbelebungsmaßnahmen vergeht, die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent sinkt und nach 5 Minuten Herzstillstand die ersten Gehirnzellen absterben. Kann man etwas falsch machen? Nein. Selbst, wenn beim Eindrücken des Brustkorbs Rippen brechen, ist das nicht schlimmer, als der durch den Herzstillstand bereits eingetretene Tod. Kann man als Laie für Fehler bei der Wiederbelebung rechtlich belangt werden? Nein. Kann Wiederbelebung schaden, wenn doch kein Herzstillstand vorliegen sollte? Nein.

Vor dem Hintergrund dieser oft gestellten Fragen und der darauf gegebenen Antworten sagt Dr. Ingmar Gröning: "Wir brauchen jeden. Jeder muss im Notfall handeln, Niemand kann sich rausreden!" Deshalb bietet das EVKMH ab sofort regelmäßige Wiederbelebungstrainingseinheiten an, die mit einer kleinen Filmvorführung und einer praktischen Übung am Kunststoff-Torso maximal 4 Minuten in Anspruch nehmen und jeweils von 17 bis 19 Uhr in der 10. Etage des Krankenhauses angeboten werden. Teilnehmen kann jeder. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Um einen effektiven Lernerfolg zu erreichen, sollte man das kurze Wiederbelebungstraining mindestens einmal pro Quartal absolvieren.

Akuter Handlungsdruck

"Wir wollen dieses Training so niederschwellig wie möglich anbieten, um alle Bürgerinnen und Bürger zu erreichen", betont Dr. Gröning. Der Chefarzt der Notfallambulanz sieht einen akuten Handlungsdruck, da jährlich 70.000 Menschen in Deutschland einen Herzstillstand erleiden und nur 10 Prozent der Betroffenen durch einer Wiederbelebung gerettet werden können. "Wir könnten vielleicht bis zu 90 Prozent der Betroffenen retten, wenn mehr Menschen retten. Wie das etwa in den Niederlanden oder in Skandinavien der Fall ist und mit der Wiederbelebung vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes begonnen würde", ist Gröning überzeugt.

Hierzulande führen im Notfall, etwa zuhause, am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr nur etwa ein Drittel der Bürger selber Wiederbelebungsmaßnahmen durch. In den Niederlanden und Skandinavien sind es dagegen zwei Drittel. Am 22. Februar, am 22. März und am 12. April bietet das EVKMH erste Termine für ein Wiederbelebungstrainig an. Auch eine Vor-Ort-Schulung in Schulen, Betrieben, Vereinen, Gemeinden und Behörden ist möglich.
Mehr zum Thema unter: www.evkmh/heldwerden oder telefonisch unter 0208/309-2560.

Von Thomas Emons

 

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

17 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.