Zugfahrt im Hochhaus - der Traum vom Lokführer wird wahr

Im Simulator wurde eine Fahrt mit einer S-Bahn der Baureihe 423 simuliert. | Foto: Deutsche Bundesbahn/Uwe Miethe
  • Im Simulator wurde eine Fahrt mit einer S-Bahn der Baureihe 423 simuliert.
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DB Regio bot interessante Blicke hinter die Kulissen des Bahnverkehrs in NRW. Mitten in einem City-Hochaus in Essen steht der einzige Fahrtrainer in Deutschland. Wir machten eine Probefahrt.

Der Traum vom Lokführer wurde für viele am Zugtrainer in Essen wahr. Doch normalerweise werden hier keine Gäste betreut, sondern neue Mitarbeiter ausgebildet und Lokführer weitergebildet. Die von DB Regio NRW neu ausgebildeten Zugchefs, die man früher Triebwagenführer/Lokführer nannte, sind mindestens 20 Jahre alt oder haben als Quereinsteiger eine abgeschlossene Berufsausbildung. Dabei können sowohl Bewerber mit technischen Berufen, als auch artfremde Ausbildungen wie z.B. Bäcker angenommen werden. Wenn je nach Fahrzeugart der Zugchef nach sieben bis neun Monaten seinen Führerschein erhält, hat er neben den Schulungsfahrten am Fahrtrainer mindestens 40 Schichten im täglichen Betrieb und zahlreiche Prüfungen abgelegt.

Einstündige Einweisung

Die freiwilligen Lokführer erhielten nach einer rund einstündigen Einweisung und einer 30 minütigen Unterweisung am Führerstand die Möglichkeit eine S-Bahn selbst zu fahren. Leider standen aber auf dem Monitor noch keine Strecken aus dem Ruhrgebiet zur Verfügung. So hatte keiner der ausgewählten Gäste Streckenkunde.

Wir übernahmen unter Aufsicht von Udo Stark unsere zweiteilige Einheit 423 060 und 423 061 in Esslingen bei Stuttgart. Ein kurzer Blick auf die Monitore für die Türüberwachung zeigte, dass alle Fahrgäste eingestiegen waren und so die Türverriegelung aktiviert werden konnte. Die Entfernung zum nächsten Halt in Mettingen wurde abgelesen und der Bremspunkt auf der absteigenden Kilometrierung berechnet. Langsam wurde aus dem Bahnhof beschleunigt und schließlich der Hebel ganz nach vorne gedrückt.

Punktgenaues Anhalten

Rund 1000 Meter vor dem nächsten Halt wurde der Bremsvorgang so eingeleitet, dass am Bahnsteiganfang die Tachonadel auf 60 km/h stand. Das punktgenaue Anhalten erfordert zunächst etwas Fingerspitzengefühl, wird aber von Bahnhof zu Bahnhof besser. Auch an die Sicherheitsfahrschaltung gewöhnt man sich sehr schnell, die nach 30 Sekunden und vergessenem Loslassen des Pedals sofort ein akustisches Signal abgibt. Ebenfalls sollte unmittelbar nach dem Halt die Taste für die Türfreigabe an der richtigen Bahnsteigseite gedrückt werden, damit die Fahrgäste nicht unnötig warten müssen.

Simulierte Störungen

Nach einer Fahrzeit von 20 Minuten ist man mit den wichtigsten Bedienelementen vertraut. Doch jetzt kommen für die Profis die eingespielten Störungen wie der Ausfall einer Antriebseinheit oder ein Gegenstand in der Oberleitung, der es erfordert, sofort den Hebel umzulegen, der den Stromabnehmer senkt und eine Zwangsbremsung mit Sanden einleitet. Auch das Aufholen von Verspätungen, das energiesparende Fahren per GPS, das Kuppeln von mehrteiligen Einheiten mit dem Hochfahren der Software oder die Simulation von Störungen können die zukünftigen und erfahrenen Zugchefs stressen.

Autor:

Martin Menke aus Mülheim an der Ruhr

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