Kamp-Lintfort muss nun in die Zukunft blicken

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Der Bergbau am linken Niederrhein ist nach über 100 Jahren Geschichte: Zum Ende des Jahres wurde die Förderung des Bergwerks West in Kamp-Lintfort eingestellt.

Ein Jahrhundert lang gab der Bergbau der Region und der Stadt Kamp-Lintfort wirtschaftliche Impulse, prägte die Infrastruktur, die Menschen, ihre Kultur und Lebensart. Der subventionierte Steinkohlenbergbau in Deutschland wird Ende 2018 eingestellt. Die Schließung des Bergwerks West ist Folge dieser „kohlepolitischen“ Entscheidung.

Der Prozess soll sozialverträglich gestaltet werden, damit kein Bergmann „ins Bergfreie“ fällt. Damit setzt die RAG nach eigenen Angaben verlässlich beide Elemente des politischen Auslaufbeschlusses um: Geordneter Rückzug und Sozialverträglichkeit. Ein Teil der Belegschaft des Bergwerks West wechselt beispielsweise auf die Bergwerke Auguste Victoria in Marl und Prosper-Haniel in Bottrop. Diese beiden Schachtanlagen sind mit dem Bergwerk RAG Anthrazit Ibbenbüren nun die letzten drei noch aktiven Steinkohlenzechen in Deutschland.

Schon im Vorfeld der Schließung wurden Geländeteile des Bergwerks für neue Nutzungen frei gezogen, zum Beispiel für die Hochschule Rhein-Waal. Nach der Schliessung des Bergwerks bleibt noch einiges zu tun, bis die gesamte Fläche aus der Bergeaufsicht entlassen werden kann: Das Grubengebäude muss geräumt werden, Material und Maschinen werden demontiert, abtransportiert und nach Überholung und gegebenenfalls Instandsetzung entweder in anderen RAG-Betrieben wieder eingesetzt oder von der RAG-Tochter RAG Mining Solutions weltweit vermarktet. Der peniblen Beachtung aller Umweltauflagen gilt beim Rückzug besonderes Augenmerk.

Der Zechenverbund des Bergwerks West geht auf die seit den 1990er Jahren nach und nach vollzogenen Zusammenlegungen einzelner Schachtanlagen aus der Region Niederrhein zurück. Es wurde gegründet aus den Zechen Friedrich Heinrich, Rheinland und Niederberg, in denen zuvor bereits die ehemals eigenständigen Bergwerke Pattberg und Rossenray aufgenommen worden waren. Hinzu kam 2001 als letztes das Bergwerk Niederberg in Neukirchen-Vluyn. Diese Anlagen gingen 2002 in den Bestand des Verbundbergwerks West ein.

In den gut 100 Jahren seines Bestehens sind am Standort Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort weit über 200 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert worden. Die höchste Jahresfördermenge lag im Jahr 1993 bei 4,17 Millionen Tonnen - den Anfang machten 80 Jahre zuvor im ersten vollen Jahr der Förderung rund 468.000 Tonnen. Für das letzte Jahr 2012 liegt die Förderung des Bergwerks bei rund 2,5 Millionen Tonnen.

Für Kamp-Lintfort bedeutet das Ende des Bergbaus eine Zäsur. Künftig will sich die Stadt stärker als Hochschul- und Logistikstandort präsentieren. Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt hofft zudem auf mehr Arbeitsplätze in mittelgroßen Betrieben.
Fotos: Friedhelm Heinze

Autor:

Susanne Schmengler aus Duisburg

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