Größter Archäologie-Fund in Oberhausen seit über 20 Jahren
„Stille Gruben, tiefe Gründe“

In Holten wurden bei Ausschachtungen für ein Neubauvorhaben in der Nähe des Kastells die größten archäologischen Funde Oberhausens seit mehr als zwei Jahrzehnten entdeckt. "Sensationell", meinen Bauherr Christian Trimborn und Archäologe Thorsten Rabsilber (vorne v.l.). Mit ihnen freuen sich Architekt André Stange, Petra Pospiech von der Unteren Denkmalbehörde und CDU-Ratsherr Klaus-Dieter Broß (oben v.l.). | Foto: Carsten Walden
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  • In Holten wurden bei Ausschachtungen für ein Neubauvorhaben in der Nähe des Kastells die größten archäologischen Funde Oberhausens seit mehr als zwei Jahrzehnten entdeckt. "Sensationell", meinen Bauherr Christian Trimborn und Archäologe Thorsten Rabsilber (vorne v.l.). Mit ihnen freuen sich Architekt André Stange, Petra Pospiech von der Unteren Denkmalbehörde und CDU-Ratsherr Klaus-Dieter Broß (oben v.l.).
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Manchmal spielt der Zufall eine große Rolle, auch wenn es beim Bauvorhaben am Eckgrundstück Wasser- und Kastellstraße in Holten wohl ein „Zufall mit Vorahnung“ war. Dort sind bei Ausschachtungsarbeiten Dinge entdeckt worden, die die Stadt und die Untere Denkmalbehörde als „kleine Sensation“ bezeichnen.

Christian Trimborn, der dort in der Nähe des Kastells Holten ein Neun-Familienhaus in gehobener Ausstattung errichtet, war zunächst „ein wenig verunsichert, weil ich mit so etwas bisher nicht konfrontiert war“, erzählt er im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. Erste Momente des Erschreckens sind längst der Freude gewichen, dass auf seinem Grund und Boden ein Teil der bewegenden Stadtgeschichte Oberhausens entdeckt wurde.

Schließlich ist der 39-Jährige Immobilienkaufmann selbst Oberhausener wie viele seiner Familienmitglieder und lebt mit seiner Frau in Schmachtendorf. „Natürlich sind wir überzeugte Oberhausener“, lacht er. Folglich hat er sich nach den ersten Funden sofort mit der Stadt, dem Landschaftsverband Rheinland und den Denkmalschützern in Verbindung gesetzt.

Schuhe aus dem
14. Jahrhundert

„Er hat alles richtig gemacht“, freut sich der begleitende Archäologe Thorsten Rabsilber. Gefunden wurden recht gut erhaltene Schuhe, deren täglicher Gebrauch auf das 14. Jahrhundert geschätzt wird. Die gute Qualität der Funde hängt auch damit zusammen, dass die Gegenstände geschützt im ehemaligen Burggraben lagen. Weitere Funde sind zwei gemauerte Brunnenanlagen sowie ein Fassbrunnen, der gut 200 Jahre alt sein dürfte.

„Aufgetaucht“ sind auch verschiedene Scherben von Tongefäßen und ein ganzes, rundes Gefäß mit spitz zulaufendem Boden, Lederreste, Holzpfähle und Mauerreste eines Gebäudes. „Wir werden alles sorgfältig dokumentieren“, so Rabsilber. Bei dessen Worten strahlt Klaus-Dieter Broß mit dem Archäologen um die Wette. Das Holtener Urgestein, früherer Bürgermeister der Stadt und als CDU-Ratsherr weiterhin in und für Holten engagiert, geht, wie er lachend sagt, „regelmäßig mit offenen Augen durch meinen Wahlkreis auf Patrouille, um hautnah mitzubekommen, was sich hier tut.“

Modernste Technik
hilft beim Sichten

Natürlich hat er auch bei den Arbeiten in der Baugrube zur Kenntnis genommen, „dass da für Oberhausen, insbesondere für Holten, was ganz Besonderes sichtbar wurde.“ Sein Blick fiel sofort auf die freigelegten Brunnenreste. „Ich habe mir schon gedacht, dass aufgrund der Nähe zum Kastell, bekannten früheren Bebauungen und Dokumenten aus der Geschichte Holtens da was gefunden wird, was von historischer Bedeutung ist“. In Abänderung eines alten Sprichworts meint er: „Stille Gruben, tiefe Gründe.“

Um dieser offensichtlichen Bedeutung gerecht zu werden, werden jetzt auch weitere wissenschaftliche Untersuchungen unter Einsatz digitaler Technik auf den Weg gebracht. Von den Brunnen werden 3-D-Modelle erstellt, Pfahlbauten am Computer nachkonstruiert und einzelne Fundstücke restauriert. Deshalb konnte Trimborn auch einige der Original-Holzpfähle und Brunnensteine übernehmen. „Mit meinem Archtiekten André Stange und den Baufachleute überlegen wir, ob und wenn ja, wie wir etwas davon in einem kleinen Teilbereich des Neubaus integrieren können“, blickt er von der Geschichte in die Zukunft.

Damit man aus der Geschichte lernt, in jedem Fall aber verinnerlicht, was im Mittelalter hier vor Ort so alles an der Tagesordnung war, sollen Teile der archäologischen Funde nicht nur dokumentiert, sondern auch ausgestellt und präsentiert werden. „Da gibt es einiges, das vielen noch völlig unbekannt ist“, weiß Rabsilber. Er zeigt dabei auf einen „Sturzbecher“, den Trimborn gerade in den Händen hält.

„Das ist ein wertvoller Trinkbecher, den vorwiegend Adelige und Begüterte besaßen. Der war so geformt, dass man ihn nicht hinstellen konnte, sondern immer bei sich trug. Damit wollte man vorbeugen, dass jemand dort Gift reinschüttet“, erläutert der Archäologe.

Aufwertung
für Holten

Die Ausgrabungen haben zwar für eine kleine Zeitverzögerung beim Neubau gesorgt, doch ist Trimborn zuversichtlich, dass das Haus mit den neun barrierearmen Wohneinheiten von 90 bis 130 Quadratmetern im letzten Quartal 2022 oder spätestens im ersten Quartal 2023 bezugsfertig ist.

„Das bedeutet auch eine weitere Aufwertung für Holten“, lobt Broß. Trimborn hört das gerne, zumal er sich mit seiner Firma schon in anderen Bereichen Oberhausens, etwa in Sterkrade oder Osterfeld, sowohl um Bestandssicherung als auch um attraktive Neubebauung kümmert. Nähere Informationen gibt es auch unter www.ct-immobilien.de.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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