"Wo den handelnden Personen textgefüllte Blasen aus Mund, Nase, Ohren oder Stirn quollen ..."

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"... je nachdem, ob sie etwas sagten, hörten, rochen oder gar dachten. Spiralen um den Kopf deuteten schwindendes Bewußtsein an, Sternchen einen vorangegangenen Schlag aufs Kinn oder andere empfindliche Körperstellen. Ein Handlungsablauf, der in einem Roman viele Seiten füllen würde, war hier auf ein einziges kleines Bild komprimiert, so erzielte man eine fast 95prozentige Leseersparnis."

So beschreibt Manfred Schmidt mit spitzer Zunge, Zeichner und Texter des ebenso spitz gezeichneten berühmten Meisterdetektivs Nick Knatterton den Comic, der sich vornahm, "diese primitivste aller Erzählformen so gründlich zu parodieren, daß den Leuten die Lust an den blasenreichen, auf Analphabeten zugeschnittenen Stumpfsinnliteratur verging." Dieses Vorhaben ging bekannterweise gründlich daneben, denn der durchschlagende Erfolg seiner allwöchentlich in der QUICK erschienenen Abenteuer gaben ihm Unrecht und verhalfen dem Comic im Nachkriegsdeutschland zu ihrem Durchbruch.

Diese und viele mehr sind in der bis zum 18. Januar 2015 laufenden Ausstellung STREICH AUF STREICH - 150 Jahre deutschsprachige Comics seit Max und Moritz in der LUDWIGGALERIE im Schloss Oberhausen zu sehen. Max und Moritz, Lurchi, Vater und Sohn, Fix und Foxi, Pauli, Silberpfeil - Der junge Häuptling, Donald Duck, ... die Liste läßt sich fortführen bis zur genialen zeichnerischen Johnny Cash-Biographie I see a darkness von Volker Reiche aus dem Jahre 2006. Und wer weiß schon, daß die berühmten Ottifanten gar nicht von Otto Waalkes gezeichnet wurden?

Schmerzlich vermißt: Volker Ernsting, der mit seinem Mike Macke in der HörZu seinerzeit eindrucksvoll bewiesen hat, daß ein Cartoonist auch erfolgreich Comics zeichnen kann. Dennoch eine sehr sehenswerte und kurzweilige Ausstellung - auch für Comicverweigerer!

Autor:

Knut-Olaf Müller aus Emmerich am Rhein

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