Podiumsdiskussion der Katholischen Kirche:
OB Schranz souverän, Herausforderer harmlos

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Oberbürgermeister Daniel Schranz traf im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf zwei seiner Herausforderer - Thorsten Berg von der SPD und Norbert Axt von den Grünen. Eingeladen hatte die Katholische Kirche Oberhausen in die Kirche St. Clemens in Sterkrade, die unter Corona-Bedingungen voll besetzt war. Parallel wurde die Veranstaltung bei YouTube live gestreamt.

Nach einer kurzen Einleitung durch Stadtdechant Dr. Peter Fabritz und Katholikenratsvorsitzenden Thomas Gäng begann Moderator Prof. Dr. Martin Schweer von der Uni Vechta den Abend damit, den Kandidaten kurze Statements zu entlocken.

Drei zentrale Punkte

Auf die Frage nach seinen drei zentralen Punkten, mit denen er die Bevölkerung überzeugen will, antwortete Amtsinhaber Schranz, er wolle gemeinsam den Wirtschaftsstandort Oberhausen voranbringen, die Stadtteilzentren erneuern und auf dem Weg der Beteiligung und Transparenz weiter vorangehen. Thorsten Berg möchte die Wählerinnen und Wähler mit Wirtschaftskompetenz, Bildungsgerechtigkeit und Klimaschutz für sich gewinnen. Und für Norbert Axt ist es wichtig, die Klimakrise in den Griff zu bekommen, die Mobilitätswende einzuleiten und für Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen.

Einig waren sich alle drei Kandidaten, dass es wichtig sei, den Rechtsextremismus zu bekämpfen und die Extremisierung der Gesellschaft zu verhindern.

„Eine Gemeinschaftsleistung“

Allgemein zeigte sich Schranz recht zufrieden mit der Bilanz seiner Amtszeit: „Ich glaube, wir sind an ganz vielen Stellen vorangekommen, und das ist eine Gemeinschaftsleistung.“ Der Oberbürgermeister spiele dabei ganz sicher eine wichtige Rolle, „aber all das, was wir bei der Ansiedlung von Unternehmen, bei der Investition in unsere Stadtteilzentren und in Bildung, bei der Verbesserung von Sauberkeit und Sicherheit erreicht haben, ist ja das Produkt aus Initiativen, Kirchen, Investoren, Vereinen, Bürgerinnen und Bürgern“, zeigte sich Schranz bescheiden. „Womit ich zufrieden bin - dass es uns gelungen ist, den Stil der Offenheit und Gemeinsamkeit zu etablieren“.

Thorsten Berg hingegen kritisierte, dass es schon Dinge gebe, „die in Oberhausen nicht gut gelaufen sind und wo wir besser werden müssen. Was sich insbesondere ändern muss, ist die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Oberhausen.“

„Schranz hat nichts so richtig falsch gemacht“

Norbert Axt hingegen zeigte sich in diesem Punkt eher versöhnlich: „Ich hatte bereits in einem Interview gesagt, dass Schranz nichts so richtig falsch gemacht hat.“ Allerdings: „Wenn wir alleine das Sagen gehabt hätten, hätten wir an bestimmten Stellen manches anders gemacht, angefangen von der Verkehrspolitik bis hin zu bestimmten sozialen Geschichten“. Dennoch klingt bei Axt eher die Betonung auf die Gemeinsamkeiten durch. Dazu passt auch, dass er bei der Wahl zum Oberbürgermeister nicht auf Sieg setzt, sondern sich damit begnügen will, in die Stichwahl zu kommen. So mancher der Zuschauer verstand das als Hinweis auf mögliche Koalitionen.

Relative Einigkeit bestand in der Feststellung, dass die Probleme in Sachen Wirtschaft und Finanzen durch den intensiven Strukturwandel verursacht wurden und werden. So fand Norbert Axt, dass Oberhausen traditionell abhängig von einzelnen großen Unternehmen sei. Hinzu käme, so Berg, dass 25 Prozent der Oberhausener Kassenkredite daraus entstanden seien, „dass wir den Aufbau Ost bezahlt haben“. Er erwarte, „dass uns in dieser Situation jetzt ähnliches widerfährt“ und forderte eine Altschuldenlösung über Bund und Land.

„Wir kommen voran“

Schranz betonte: „In den letzten fünf Jahren sind in Oberhausen pro Jahr 1000 sozialversicherungspflichtige Jobs dazu gekommen, auch gegen widrige Umstände haben wir uns gut aufgestellt“. Und mit dem „Masterplan Wirtschaft“, der in einem zweijährigen Prozess mit über 200 Unternehmerinnen und Unternehmern geschrieben worden sei, gebe es „einen Fahrplan für das, was wir in den nächsten fünf Jahren tun können und tun wollen. Das zeigt: Es lohnt sich, sich zu engagieren, und wir kommen tatsächlich voran“, so Schranz.

Das Thema Coronakrise und die möglichen Konsequenzen nannte Schranz eine Riesenherausforderung, „die größte Krise, die wir in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg erleben“. Gleichzeitig jedoch sei kein anderes Land so gut durch die Krise gekommen wie Deutschland. „Trotzdem wissen wir, dass sich das für einige Branchen ganz massiv auswirkt, und deswegen ist es wichtig, dass wir selber helfen, wo wir helfen können.“ Wichtig seien auch kleine Beiträge konkret vor Ort. Als Beispiel nannte er, dass die Schausteller in den Innenstädten stehen konnten oder dass es einen Biergarten im Ebertbad gegeben habe. „Wir müssen die Herausforderungen ernstnehmen, wir dürfen aber auch nicht verzweifeln. Wir müssen den Menschen signalisieren: Wir können diese Krise meistern und wir werden diese Krise meistern!“

„Aus der Krise lernen“

Grünen-Kandidat Axt äußerte die Hoffnung, „dass wir nach Corona nicht den gleichen Zustand anstreben wie vor Corona. Im Februar hätte kein Mensch gedacht, dass man Home Office machen kann, und jetzt gibt es eine Menge Menschen die sagen, ich will eigentlich im Home Office bleiben.“ Man müsse aufpassen, nicht wieder in das gleiche Hamsterrad zu kommen, sondern das, „was man in dieser Krise gelernt hat oder gelernt haben könnte, wirklich umsetzt, um was Besseres daraus zu machen“.

Moderator Prof. Schweer hakte ein: „Dann müssen wir aber auch die Voraussetzungen dafür haben, und dann sind wir ganz schnell beim Thema Digitalisierung, und dann sind wir ganz schnell bei unseren Schulen.“ Da habe man auch vor Corona schon deutlich was verpasst, was uns jetzt sehr stark einhole.

„Die Zustände sind desaströs, und der Lockdown hat das ganz klar gezeigt“, so Axt, der selber Lehrer ist. Es müsse von Land und städtischer Seite sichergestellt werden, dass alle Schülerinnen und Schüler so digital ausgestattet seien, dass sie daran arbeiten können, und zwar sowohl zuhause als auch in der Schule. „Und dazu gehört das, was die Stadt jetzt auf den Weg gebracht hat, ein entsprechendes Glasfasernetz“, erläuterte Axt.

Auch Berg forderte, „dass wir die Schülerinnen und Schüler mit einem digitalen Endgerät ausstatten, und zwar jeden mit dem gleichen Endgerät. Deshalb muss einkommensunabhängig die Ausstattung mit Tablets in unseren Schulen Normalität werden.“

„Kirche ist Heimat und Fundament“

Bei der Frage, inwieweit christliche Überzeugungen das politische Handeln der Kandidaten prägen, bekannte Schranz freimütig, dass Kirche für ihn auch Heimat und Fundament sei. „Man weiß, der Mensch muss im Mittelpunkt stehen.“

Axt hingegen war zwar Ministrant und von daher durchaus christlich geprägt, habe Werte wie Mitmenschlichkeit und Solidarität gelernt und wolle dies auch weitergeben. Er laufe jedoch eher bei den Evangelischen auf - nicht nur, weil seine Frau evangelisch sei, sondern weil „evangelisch sein ein bisschen bequemer ist als katholisch sein“.

Alles in allem war es eine interessante Podiumsdiskussion, wenngleich die Zuschauerinnen und Zuschauer nur wenig Neues erfuhren. Man hätte sich an einigen Stellen mehr Kontroversen gewünscht und vor allem konkretere Pläne der Herausforderer, was sie denn anders und besser machen würden.
Amtsinhaber Daniel Schranz wirkte souverän und gelassen, Norbert Axt schien schon eine mögliche Koalition mit der CDU im Sinn zu haben, und Thorsten Berg wirkte zu harmlos, um als echter Herausforderer punkten zu können.

Die Podiumsdiskussion ist in voller Länge bei YouTube zu sehen:
https://youtu.be/VY1LXgciWjM

Autor:

Gers Hülsmann aus Oberhausen

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