Oberhausen und die Bergmanns-Ampel

Knapp ein Jahr nachdem in Duisburg an der Mülheimer Straße direkt am Zoo die erste Bergmanns-Ampel im Revier eingeweiht wurde, folgt nun auch endlich Oberhausen.

Oberhausen ist damit eine der letzten Städte in der ehemaligen nordrhein-westfälischen Zechenlandschaft, die die Duisburger Idee aufgenommen hat.

Als Wiege der Ruhrindustrie ist es für die Stadt Oberhausen angemessen, das Andenken an die Zechen und Bergmänner in Oberhausen in Ehren zu halten und sich zum Ende des Steinkohlenbergbaus auf besondere Art von den Bergleuten zu verabschieden.

Mit der Förderung der letzten Steinkohle auf „Prosper Haniel“ in Bottrop ist am 21. Dezember 2018 ein großes Kapitel Industriegeschichte im Ruhrgebiet zu Ende gegangen. In einem sehr bewegenden zentralen Festakt wurde eine 200-jährige Epoche des Steinkohlebergbaus verabschiedet.

Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war Zeuge des historischen Augenblicks und hat von dem Oberhausener Reviersteiger und Kumpel Jürgen Jakubeit das etwa sieben Kilogramm schwere letzte Kohlenstück aus der Schachtanlage überreicht bekommen.

Mit dem Abschied von der Steinkohle endet ein wichtiges und wesentliches Stück Oberhausener Geschichte. Die große Wirtschaftskraft, die Oberhausen seit Ende des 19. Jahrhundert erlebte, wäre ohne die Kohle und die Bergmänner undenkbar gewesen.

Mit unserem Antrag, den wir im Februar 2019 dem Oberhausener Rat vorlegten, warben wir für unsere Idee und baten um Zustimmung. In Erinnerung an die Kumpel, die jahrzehntelang Schwerstarbeit unter Tage geleistet haben, wollen wir Dank sagen und ihnen alles Gute für die Zukunft wünschen. Dazu wollten wir jeweils im Umfeld ehemaliger Zechen in Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld - eine Fußgänger-Ampel mit Bergmännchen-Symbolen umrüsten.

Die Oberhausener Kommunalpolitiker fanden die Idee zwar ganz charmant, doch zögerten sie aufgrund einer scheinbaren Rechtsunsicherheit. Denn nach der Richtlinie für Lichtsignalanlagen (RiLSA) müssen die jeweiligen Symbole eindeutig sein.

Die Frage, ob es möglich sein kann, das stehende Rote Männchen und das laufende Grüne Männchen nicht eindeutig als solche zu erkennen sind, blieb unbeantwortet. Für den Fall einer Missdeutung müsste nämlich die Stadt die Verantwortung übernehmen und würde damit haftungspflichtig sein.

Das Risiko schien zunächst für die Oberhausener Politik viel zu groß und wünschte von der Stadtverwaltung weitere Prüfungen.

Bei Rot bleibe steh‘n, bei grün kannst du gehen.

Das Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen hat mit dem Erlass vom 13. Juni 2018 klargestellt, dass die Entscheidung über die Einführung solcher „Ampelmännchen“ ausschließlich in der Zuständigkeit der Kommunen als örtliche Straßenverkehrsbehörde liegt.

Die von uns vorgeschlagenen „Bergbau-Ampelmännchen“ sind nicht nur eindeutig als grünes oder rotes Leuchtfeld erkennbar, sondern das Fußgängersignal „rot“ zeigt zusätzlich ein stilisiertes Sinnbild/Piktogramm für einen stehenden Bergmann und das Fußgängersignal „grün“ zeigt zusätzlich ein stilisiertes Sinnbild/Piktogramm für einen schreitenden Bergmann darstellen.

Die gemäß Einigungsvertrag zugelassenen Fußgängersinnbilder (Ampelmännchen) erfüllen das Kriterium der Eindeutigkeit und können daher nach den Richtlinien für Signalanlagen (RiLSA) Ziffer 6.2.7. Fußgängersignalgeber verwendet werden.

Bei Rot musst Du warten, bei Grün kannst Du starten.

Dennoch wurde unser Antrag in die darauffolgende Sitzung am 01. April 2019 verschoben, damit die Fachverwaltung bis dahin die Möglichkeit hat, die Rechtsunsicherheiten zu klären. Doch auch zu diesem Zeitpunkt lagen keine weiteren Informationen vor, sodass unser Antrag weiterhin in der Schwebe blieb.

Im Planungsausschuss am 17.September 2019 legte dann die Fachverwaltung einen Bericht über die mögliche Umsetzung vor. Nach wie vor bestünden die Rechtsunsicherheiten, allerdings konnten mit drei Tausend Euro für sechs Fußgängerampeln in den drei Oberhausener Stadtteilen die Kosten für die gewünschte Umrüstung beziffert werden.

Auf unsere Frage, wann denn nun mit der Umrüstung zu rechnen sei, teilte Frau Lauxen mit, dass der vorliegende Bericht lediglich die unproblematische Durchführbarkeit und die Kosten beschreibt. „Wenn aber der Planungsausschuss der Fachverwaltung nun den Auftrag erteilt, würden noch in diesem Jahr die Umrüstungen durchgeführt.“ so Sabine Lauxen. Daraufhin sprach sich der Planungsausschuss für die Umsetzung aus und bestätigte die folgenden Standorte für die Bergmannsampel:

Alt Oberhausen 

Falkensteinstraße / Ecke Knappenstraße

Concordiastraße / Ecke Altenberger Straße

Sterkrade 

Weseler Straße / Ecke Alsfeldstraße

Steinbrinkstraße in Höhe der Grundschule

Osterfeld

Bottroper Straße in Höhe des Rathauses

Rheinische Straße / Ecke Kampstraße

Damit endete die Oberhausener Ampel Irrfahrt nach sieben Monaten zur Freude der ehemaligen Kumpel in unserem Revier.

Wir denken es ist ein schönes Zeichen der Erinnerung an vergangene Zeiten.

Glück auf

Aus der Nachbarschaft:

Zahlreiche NRW Kommunen sind dem Duisburger Beispiel bereits gefolgt: Gelsenkirchen, Gladbeck, Recklinghausen, Moers, Dortmund, Bottrop, Herne, Hamm, Bergkamen, Neukirchen-Vluyn und die Bergmannsfiguren „Henner und Frieder“ als Ampelmännchen in Siegen.

Auf Bundesebene zieren verschiedene Symbole einige Fußgängerampeln:

Die Mainzelmännchen in Mainz,
die Stadtmusikanten in Bremen,
Elvis Presley in Friedberg/Hessen,
Karl Marx in Trier,
Martin Luther in Worms,
Otto Waalkes in Emden.

International lässt sich als Beispiel die niederländische Stadt Utrecht nennen, die die lokalbekannte Bilderbuchfigur "Miffy" auf einer Fußgängerampel im Zentrum zum leuchten brachte.

Autor:

Peter Bruckhoff aus Oberhausen

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