TIERSCHUTZ IST SO WICHTIG:
HAPPY END FÜR ZWEI KANINCHEN

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Ausgesetzte Tiere, illegaler Welpenhandel, Tiere, die in der Hochzeit der Corona-Krise angeschafft und jetzt wieder abgeschafft werden - momentan hört bzw. liest man vermehrt solche Meldungen.

Hunde, Katzen, Nager,.... - das Glück all dieser Tiere liegt in unseren Händen. Ja, das Glück der Tiere liegt in Menschenhand. Und diese sollte ein Tier streicheln, sein Fell bürsten, seinen Stall/Gehege reinigen, die Leine beim Spaziergang halten, sein Zuhause artgerecht und liebevoll einrichten,...   .
Leider funktioniert diese Menschenhand aber oftmals auch in negativer Weise: Haustiere werden gequält,misshandelt, ausgesetzt und sogar getötet.

Und das verstehe ich nicht. Ich baue doch eine Bindung zu meinem Tier auf. Ich versorge es, ich kümmere mich darum, ich erfreue mich an ihm, ich leide mit ihm. Es ist mein Wegbegleiter, Freund und Familienmitglied.

Genau wie viele andere Menschen auch möchte ich, dass es meinen Tieren gut geht. Das bedeutet somit auch, dass ich die Verantwortung habe, zu entscheiden was passiert, wenn es meinem Tier nicht mehr gut geht. Wir Tierbsitzer haben die Verantwortung unseren Schützlingen, Leid zu ersparen und schwere Entscheidungen zu treffen.
Trotz meiner eigenen Wünsche und Gefühle muss ich eine Entscheidung treffen, die gut für mein Tier ist. Und diese Entscheidung musste ich im Februar für meinen Freund "Romeo" treffen. Das große schwarze sanfte Kaninchen hatte die letzten Wochen mit unzähligen Tierarztbesuchen verbracht. Antibiotika, pflanzliche Arzneien und auch alternative homöopathische Mittel konnten nicht verhindern, dass er immer schwächer und kranker wurde.

Die Hoffnung auf Heilung sank und diese Gewissheit, sowie die Traurigkeit, mein Tier so zu sehen, zeigten mir, dass ich ihn erlösen und gehen lassen musste. Ein Privileg, dass unsere Tiere (aber nicht die Menschen) haben: Sie dürfen "gehen", wenn es keine Aussicht auf Heilung gibt, wenn das Leben nur noch Qualen und Schmerzen bedeutet.
Natürlich dürfen und können unsere Haustiere dieses Privileg nicht für sich selbst bestimmen, aber wir als verantwortungsvolle Menschen können dies zum Wohle unserer tierischen Freunde entscheiden. Wir müssen die Grenzen der Medizin akzeptieren und dementsprechend handeln.
Es ist ein schwerer Gewissenskonflikt, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen. Es zieht zudem häufig die Frage nach sich, ob man auch richtig gehandelt hat.
Diese Entscheidung war so unsagbar schmerzlich und traurig, aber es war die Richtige. Ich ließ Romeo bei unserer Tierärztin einschläfern, streichelte ihn in seinen letzten Minuten und dachte an unsere gemeinsame und viel zu kurze Zeit.
Romeo, das Kaninchen, dass fast sein komplettes erstes Lebensjahr in einer Zoohandlung saß, weil es niemand haben wollte.
Romeo, der anfangs so scheu und schüchtern war, sich nicht anfassen ließ und vor allen Geräuschen und Bewegungen Angst hatte. Eigentlich wusste dieses Kaninchen gar nicht, was es für ein Tier ist. Es musste alles erst mal richtig lernen; von Verhalten über Bewegung bis hin zum Fressen. Und dies lernte Romeo vor allem durch "Peng", seine Kaninchenfreundin.
Peng, die jetzt alleine zuhause war und sich sicher wundern würde, warum ihr heißgeliebter Romeo nicht mehr lebendig nach Hause kam.
Man kann nicht mit Sicherheit sagen, ob es wichtig für das Partnertier ist, sich von dem verstorbenen Kaninchen zu verabschieden. Ich glaube das aber schon. Also legte ich den leblosen Romeo auf seine Hasendecke und ließ Peng Abschied nehmen. Sie beschnüffelte ihren toten Freund, putzte ihn und kuschelte sich an ihn. Eine so rührende Szene, die ich weinend mit ansah bevor ich Romeo beerdigte. Ich denke, dass es richtig und wichtig war, dass Peng sich verabschieden konnte. Denn so weiß sie, dass Romeo tot ist und nicht mehr wiederkommen wird. Natürlich gibt es auch Tiere, die kein bzw. nur kurzes Interesse an dem leblosen Tier zeigen. Aber das ist auch vollkommen ok. Das Wichtigste ist, dass sie sich zu Lebzeiten gut verstanden haben.

Bei Tieren, die ihr Leben lang zusammen waren, ist es doch wie bei uns Menschen. Der Hinterbliebene trauert.

Und Peng trauerte. Dieses kleine Fellknäuel vermisste Romeo. Sie zog sich zurück, wurde passiver und hatte diesen so traurigen Gesichtsausdruck.

Ich kümmerte mich noch intensiver um sie, versuchte ihr noch mehr Beschäftigungsanreize zu geben, nahm sie abends auf ihrer Hasendecke mit ins Bett, damit sie nicht alleine in ihrem Gehege war.
Fakt ist aber, dass Kaninchen Rudeltiere sind und nicht alleine bleiben dürfen. Ich konnte Peng nicht für den Rest ihres Lebens alleine halten und ihr dafür mehr menschliche Zuwendung von mir geben. Das wäre purer Egoismus gewesen. Es musste eine Lösung her, die dem Bedürfnis des Tieres entspricht. Und das hieß in diesem Fall Vergesellschaftung. Mit einem anderen Kaninchen als Partner ist das verwitwete Tier auf jeden Fall glücklicher als nur mit seinem Besitzer.
Kaninchen, die man alleine hält, werden natürlich viel menschenbezogener als Kaninchen, die mit anderen Kaninchen gehalten werden. Man kann sich diese kleinen Nager bei einer Einzelhaltung praktisch wie einen Hund dressieren: er läuft einem hinterher, schleckt einem übers Gesicht, macht Kunststücke,....  .
Aber wenn der Mensch arbeiten ist oder seinen Freizeitaktivitäten nachgeht, dann ist er unter anderen Menschen, während das Kaninchen alleine zuhause hockt. Und das ist für mich Tierquälerei.

Bei einer Kaninchenvergesellschaftung bin ich als Besitzer so etwas wie ein Partnervermittler, der die Kriterien festlegt. Pengs zukünftiger Partner sollte in etwa gleich alt, gesund  und an andere Kaninchen und Innenhaltung gewöhnt sein. Da Peng ehr der dominate Part ist, sollte das andere nicht zu dominant sein. Peng ist zwar kastriert, aber dennoch ist es ja nicht verkehrt, wenn das neue männliche Kaninchen auch kastriert ist, da es dann ausgeglichener und verträglicher ist. Eine Kastration hat ja nicht nur den Zweck Nachwuchs zu vermeiden.

Für mich war klar, dass kein Kaninchen aus einem Zoogeschäft in Frage kommt. Oftmals sind da natürlich junge Tiere, vereinzelt auch schon mal ältere. Aber Fakt ist, wenn die Vergesellschaftung nicht klappt, muss ich das neue Kaninchen wieder zurück geben können. Und kein Zoogeschäft nimmt ein verkauftes Tier wieder zurück. Schon gar nicht, wenn es durch die nicht erfolgreiche Vergesellschaftung sogar ein paar Blessuren (Kratzer, Bisswunden) mit sich trägt. So ein Tier kann man dann schlecht weiter verkaufen. Das hört sich vielleicht im ersten Moment schlimm an: "...muss ich das neue Tier wieder zurück geben können." Aber Fakt ist, dass Peng mein Tier ist, das Tier, das zuerst da war. Und wenn ein neues Tier hinzu kommt und die beiden sich nicht vertragen, dann kann ich das andere Tier leider nicht behalten. Das ist zwar traurig, aber Peng hat in dem Fall dann Heimrecht.
Ich guckte auf den Internetseiten verschiedener Tierheime und Tierschutzorganisationen und telefonierte mit diesen, doch leider erfolglos. Was ich wirklich schade finde, ist dass sich eine "Organisation" bis heute nicht zurückgemeldet hat, nachdem sie alle Daten von mir aufgenommen hatte und versprach mich zu kontaktieren.

Nach knapp acht Wochen sah ich im Internet Fundtiere aus dem Essener Tierheim. Da waren vier Rammler ausgesetzt und mittlerweile im Tierheim kastriert worden. Nach einem sehr netten Telefonat konnte ich vorbei kommen. Eines der Kaninchen war bereits vermittelt worden. Also hatte ich mehr oder weniger die Auswahl zwischen drei potentiellen Partnern für Peng.

Und meine Wahl fiel auf Cookie, ein kleines, trauriges Kaninchen, dass in einer Ecke seines Käfigs saß. Cookie wurde auf etwa 2 Jahre geschätzt. Er war wie schon geschrieben mit drei anderen männlichen Kaninchen in Essen ausgesetzt worden. Da alle unkastriert waren, kam es zu heftigen Kämpfen, bei denen Cookie eine Stück seiner Nase abgebissen wurde.
Dieser kleine Überlebenskämpfer musste zu mir. Ich glaube, dass Tiere, die im Tierheim aktiv auf mögliche neue Besitzer zugehen, es leichter haben vermittelt zu werden als Tiere, die zurückhaltend und teilnahmslos in der Ecke sitzen. Zudem hatte er diese offensichtliche Verletzung mitten im Gesicht. Tiere mit Handicap haben es oftmals zusätzlich noch schwerer ein neues Zuhause zu finden, da für viele die Ästhetik eines Tieres auch wichtig ist.
Ich spürte, dass dieses Tier etwas ganz Besonderes ist und wollte dieses struppige Wesen, das so dünn war, dass man jeden Knochen fühlen konnte einfach nur mitnehmen und ihm ein gutes Zuhause geben. Natürlich hatte ich auch Mitleid und es tat mir in der Seele weh, wie Menschen ihren Tieren so etwas antun können.
Nach dem üblichen Papierkram durfte ich Cookie mitnehmen und wünschte mir nur, dass Peng und er sich anfreunden würden.

Bei einer Vergesellschaftung muss man vieles beachten und bedenken, damit sie möglichst erfolgreich abläuft. Ich versuche es mal kurz zusammen zu fassen. Die Vergesellschaftung sollte auf neutralem Boden stattfinden, am besten ein Bereich in der Wohnung, an dem das alte Tier sich nicht bzw. nicht häufig aufgehalten hat, damit es neutral riecht. Man darf einen Neuankömmling auch nie direkt zu dem anderen Tier in dessen Käfig setzen, denn das war bisher sein Revier und würde in Kämpfen enden, da der Revierinhaber dieses verteidigen will.

Ich habe meine Diele als Vergesellschaftungsort gewählt, PVC über den Boden gelegt, einen neuen Käfig gekauft und hineingestellt (also duftneutral), verteilte Futterstellen mit Heu geschaffen, da die Nager sich beim Heufressen entspannen können. Wichtig ist auch ein Häuschen als Rückzugsort, was aber zwei Eingänge haben muss, damit ein Tier das andere nicht in die Enge treiben kann, denn so gibt es immer noch einen Fluchtweg.

Kaninchen wollen ihre Rangordnung klären, so kommt es bei der Vergesellschaftung vor, dass sie aufeinander los gehen, sich jagen und kämpfen. Für den Menschen ist das nicht schön anzusehen und er möchte am liebsten sofort eingreifen, doch für die Kaninchen ist das normales und natürliches Verhalten. Auch wenn es mir schwer fällt, so darf ich als Besizer nicht eingreifen, denn so wird ein Konflikt nicht geklärt, sondern nur vertagt. Sollte es aber zu ernsthaften Verletzungen kommen, so muss ich eingreifen und die Tiere trennen.

Die beiden Tiere müssen etwa zeitgleich ins neutrale Gehege gesetzt werden. Zuerst haben sich Peng und Cookie nur aus der Entfernung beobachtet und sind auf Abstand geblieben, dann wurde sich immer wieder mal kurz beschnuppert und "berammelt" um zu klären, wer der Chef ist. Und dann haben sich die beiden immer wieder zwischendurch gejagt, aber alles ohne ernsthafte Verletzungsgefahr. Am gleichen Abend haben Peng und Cookie schon nebeneinander gefressen.

Wenn eine Vergesellschaftung gut läuft bzw. erfolgreich ist, sollten die Tiere trotzem noch ein paar Tage auf dem neutralen Boden verbringen.
Wenn es in das Revier des alten Tieres geht, kann es dort nochmal zu Machtkämpfen kommen. Wichtig ist, dass dort alles gut gereinigt und sauber gemacht wurde.

Aber auch in Pengs "Heimatgehege" blieb alles im grünen Bereich. Die Zwei waren Freunde.

Was genau Cookie in seinem Leben schon alles mitgemacht hat, weiß man nicht. Wobei ausgesetzt und einen Teil Nase abgebissen zu bekommen ja schon schlimm genug ist.
Leider wurden bei Cookie auch mehrere Zahnfehlstellungen festgestellt. Das und die kaputte Nase machen ihm an manchen Tagen das Fressen etwas schwer. Aber auch das ist für uns kein Problem. Dann schneide ich ihm alles klein oder halte das Futter in der Hand, damit er besser von abbeißen kann.

Das mit seiner Nase war für mich von Anfang an kein Schönheitsmakel. Cookie ist bildhübsch so wie er ist. Dieser kleine Kerl ist so besonders. Vom Menschen schlecht behandelt und trotzdem so lieb und dankbar.

Cookie hatte vermutlich mal eine Krankheit bzw. Nervenschädigung. Er hört nicht besonders gut, hat manchmal etwas Gleichgewichtsprobleme und kann sich nicht immer steuern und regulieren. So kommt es dann auch vor, dass er rennt und nicht abbremsen kann und irgendwo vor rennt. Oder er springt auf den Käfig, sitzt dadrauf und kommt nicht mehr runter.

Aber auch dafür haben wir Lösungen gefunden. Wenn es den beiden gut geht, geht es mir auch gut. Die beiden erleben ein gemeinsames Happy End, was hoffentlich noch viele Jahre dauern wird.

Mir ist es einfach noch mal wichtig zu sagen, dass man sich ganz genau überlegen sollte, ob und was man sich für ein Tier anschafft. Es muss auch nicht immer der Züchter oder die Zoohandlung sein. Unsere Tierheime sind voll. Es gibt einfach zu viele Tiere, die wieder weg gegeben, ausgesetzt oder nicht artgerecht gehalten werden. Letzteres sehe ich immer wieder bei Ebay Kleinanzeigen. Dort geben so viele Menschen ihre Kaninchen ab. Als Grund werden hauptsächlich Allergien und Zeitmangel genannt. Ich glaube, dass bei der Hälfte der Menschen eine Allergie vorgeschoben wird. Und Zeitmangel? Darüber sollte man sich doch im Vorfeld Gedanken machen bevor man ein Tier anschafft.
Die Bilder und Informationen in den Anzeigen sind zum Verzweifeln. Tiere, die in zu kleinen Käfigen sitzen, die offensichtliche Entzündungen der Augen haben, die kein Häuschen als Rückzugsort haben, kein Beschäftigungsmaterial, die nicht geimpft sind oder unkastriert zusammen gehalten werden.
Am liebsten würde ich noch mehr dieser armen Tiere aufnehmen, aber dafür habe ich keinen Platz und nicht ausreichend zeitliche Kapazitäten. Und das zu erkennen, ist auch eine Form von Tierschutz.

Ich möchte meine Zeilen mit einem Zitat von Franz von Assisi, dem Schutzpatron der Tiere abschließen:

"Jedem Tier gebührt ein Leben in Würde. Wir müssen dafür die Voraussetzungen schaffen."

Autor:

Nina Benninghoff aus Oberhausen

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