Präsidentin des olympischen Spitzenverbandes DSV kommt vom Oberhausener Segel-Club

Der Deutsche Segler-Verband hat seit 129 Jahren erstmals eine Präsidentin gewählt: Ein halbes Jahr, nachdem Mona Küppers die kommissarische Führung des DSV übernommen hat, wurde sie mit großer Mehrheit in einer Kampf-Abstimmung gegen Oliver Kosanke aus Hamburg offiziell zur neuen Vorsitzenden gewählt.
Die neue Verbands-Skipperin vom Oberhausener Segel-Club (OSC), einer Abteilung der Spvgg. Sterkrade-Nord und Ehrenvorsitzende des Segler-Verband NRW gewann die Abstimmung beim Deutschen Seglertag in München.

Die einträchtige Stimmung, die es noch am Vorabend im Festsaal des Augustiner-Kellers unter den Delegierten gegeben hatte, war mit dem Beginn der Arbeitstagung schnell verflogen. Der bisherige Vorstand musste Berichte vorlegen, die zu viel Rumoren in den Reihen der Vereinsvertreter und deutlich formulierten Vorwürfen führten. Vor allem die Finanzsituation, die in diesem Jahr eine erhebliche Lücke ausweist, die nur durch eine Kreditaufnahme geschlossen werden konnte, sorgte für intensive Diskussionen. Im Frühjahr hatte diese Situation bereits zum Bruch mit dem vor vier Jahren gewählten Präsidenten Andi Lochbrunner geführt. Am 1. April hatte daher Mona Küppers das Amt der Präsidentin kommissarisch übernommen. Sie musste nun von einem Sachstand berichten, den sie selbst nicht zu verantworten hat. Vielmehr ist unter ihrer Führung der Konsolidierungskurs eingeschlagen worden. Das honorierten auch die Delegierten, die sie schließlich mit 3544 Stimmen gegenüber 1114 Stimmen für Kosanke zur Präsidentin wählten. In einer zweiten Kampf-Abstimmung wurde Torsten Haverland als Vizepräsident für Leistungs- und Wettsegeln in seinem Amt bestätigt. Er erhielt 3316 Stimmen, sein Gegenkandidat Jobst Richter 1344. Das Amt des Vizepräsidenten Breitensport, in das vor zwei Jahren Mona Küppers gewählt worden war, übernimmt nun Clemens Fackeldey. Ihm war Gabriela Thiele aus Düsseldorf mit 2123 zu 2433 Stimmen unterlegen. Ohne Gegenkandidaten wurden einstimmig Andreas Löwe (Vizepräsident Umwelt und Recht) und Claus-Otto Hansen (Vizepräsident Finanzen) neu in ihre Ämter gewählt.

Den Wahlen waren bisweilen sehr emotionale Beratungen vorausgegangen, in denen die Vereinsvertreter den Empfehlungen des bisherigen Vorstands nicht immer folgen wollten. So kam der Antrag des Präsidiums, der Seglertag möge die Neufassung der DSV-Satzung beschließen, nicht zur Abstimmung. Die Delegierten sahen die Zeit, um sich in die zum Teil erheblichen Änderungen und Zusätze in der Satzung einzuarbeiten, als zu kurz an und folgten dem Antrag des VSaW, die Satzungsänderung zu verschieben, mit 2945 zu 1810 Stimmen. Ebenfalls nicht dem Wunsch des Präsidiums entsprechend verlief der Antrag auf Beitragserhöhung. Nachdem seit 1992 der Erwachsenenbeitrag bei 10,23 Euro und der Jugendbeitrag seit 1996 bei 4,09 Euro verharrt hatten, wollte der Vorstand eine Erhöhung auf 13 Euro bzw. 5 Euro zum 1. Januar 2018 durchsetzen. In zahlreichen Wortbeiträgen wurde der deutliche Anstieg, der in den Vereinen wegen der eigenen bereits abgeschlossenen Budgetplanungen nicht mehr in den kommenden Jahresetat eingerechnet werden könnte. So folgte die Versammlung der Empfehlung des Seglerrates, den Beitrag nur auf 12 Euro bzw. 4,50 Euro anzuheben.

Mit dieser moderaten Beitragserhöhung wurde dann aber der darauf abgestimmte Haushaltsplan für die Jahre 2018 und 2019 mit deutlicher Mehrheit durchgewunken. Durch sparsames Agieren sollen die Haushalte der beiden kommenden Jahre wieder ausgeglichen sein, nachdem 2016 mit einer Deckungslücke von 120.000 Euro abgeschlossen wurde und 2017 nur durch Aufnahme eines Finanzbedarfs von 600.000 Euro ausgeglichen werden konnte. Durch diese unerwarteten Löcher in der Bilanz wurde eine heftige Debatte entfacht.

Die neue Präsidentin will Segelsport in allen Facetten vertreten. In ihrer Vorstellung zur Präsidentschaftskandidatin versprach Mona Küppers genau diese Transparenz, einen weiterhin sparsamen Umgang mit den Mitteln, der durch die Haushaltssperre eingeläutet sei. Die Neuaufstellung des Verbandes, die vor vier Jahren begonnen wurde, wolle sie zügig abschließen. Eine „Schwamm drüber“-Politik solle es mit ihr aber nicht geben. „Es kann nicht sein, dass sie sich für eine Mitgliedschaft im DSV rechtfertigen müssen“, so Küppers, die ihre große internationale Vernetzung zum Wohle des Segelsports in all seinen Facetten in die Waagschale warf. Nach der Wahl brach dann die Erlösung aus ihr heraus. Mit Tränen im Gesicht und stockender Stimme nahm sie die Wahl zur ersten gewählten Präsidentin des DSV an.

Autor:

Ulrich Küppers aus Oberhausen

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