Meine schönste Erinnerung im Lokalkompass: die Nonnenwette

Die Nonnen-Polonaise startet. Foto: Nicole Deucker
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Was beamt einen Mittfünfziger von jetzt auf gleich zurück in die Schulzeit? In meinem Fall die Bitte unseres „Head of Digital Content“, nach dem Urlaub anlässlich der Begrüßung unseres 100.000 Bürgerreporters „mein schönstes LK-Erlebnis“ aufzuschreiben. Danke, Miriam!

Zugegeben, ich musste erst ein bisschen nachdenken. Schönes gab und gibt es schließlich reichlich. Zum Beispiel spannende Auftaktveranstaltungen mit unerwarteten Techniktücken, die zu ganz wunderbaren analogen Unterhaltungen führten. Oder die Reihe unerschrockener Bürgerreporter, die mit einfachen Fragen hochrangige Politiker auf den Boden der Tatsachen zurückholten. Und vieles mehr. Also keine einfache Entscheidung. Aber dann sah ich klar – oh mein Gott: die NONNENWETTE!

Wette gegen das Metronom Theater

Dabei hatte dieser Aschermittwoch im März 2014 ganz unspektakulär begonnen. Kein Wölkchen trübte den strahlend blauen Himmel, kein Telefonläuten störte die Bürostille, kein Mensch war auf den Fluren des Verlages zu sehen. Paradiesische Arbeitsverhältnisse. Vielleicht schon ein bisschen zu ruhig. Was wohl Auslöser dafür war, dass ich mich am späten Mittag auf den Weg zum Oberhausener Metronom Theater machte: Mal gucken, was in Sachen Wette läuft…
Die zählte zu den eher unkonventionellen Ideen, mit der wir dem Team von Stage Entertainment (so ein bisschen im Stil von Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“) zeigen wollten, was wir mit unserem Eventkompass plus Lokalkompass und den ganzen Anzeigenblättern dahinter alles auf die Beine stellen könnten, wenn man uns nur ließe. Man ließ uns. Das Ergebnis: „Wir wetten, dass wir am Aschermittwoch mindestens 50 ,Nonnen‘ zum Metronom Theater Oberhausen locken können. Gewinnen wir, können die ,Nonnen‘ kostenlos das Musical ,Sister Act‘ besuchen.“

Hunderte Luftballons stiegen auf

Keine Ahnung, welcher Teufel uns dabei geritten hatte. Oder war es die himmlische Vorsehung? Denn als ich rund eine Stunde vor dem Starttermin zum Theater kam, sah ich auf den Straßen schwarz. Und weiß. Nonnen zu Fuß, Nonnen in Autos, Nonnen in Bussen. Einzeln. Im Duo. In Kleingruppen. Scharen von Schwestern. Von Brüdern im Schwesterngewand. Und es kamen mehr. Viel mehr!
„Göttlich“, freuten wir uns beim Ballonwettbewerb um 16 Uhr über rund 600 bunte Kugeln, die wie am Schnürchen gezogen gen Himmel stiegen. Gerne erklärten wir den längst eingetroffenen Polizisten, dass es sich bei dem weiter ungebremsten Aufmarsch keineswegs um eine unangemeldete Demonstration handelte. Grinsend sahen wir das ungläubige Staunen im Gesicht der Stage-Mitarbeiter. Genossen das diabolische Vergnügen verkünden zu können, dass das Theater die Menge der Freitickets auf mittlerweile 1.000! erhöht hatte. Dann stand wie aus heiterem Himmel die Theaterleiterin vor mir: „Das sind schon über 2.000, das wird zu gefährlich. Die Nonnen müssen weg vom Gebäude.“

Tickets für 2.600 "Nonnen"

Wie jetzt, weg? Ist das nicht das Gegenteil von dem, was wir…? „Sofort“, erstickte mein Gegenüber jeden Zweifel im Keim und drückte mir energisch ein Megaphon in die Hand. Eine gesäuselte Ansage und 30 Sekunden später wusste ich genau, was der Begriff Buhmann bedeutet. Durfte kurz darauf aber dankbar verkünden, dass alle, also wirklich alle anwesenden Nonnen eine Freikarte bekommen. Leitete die frohe Botschaft mit einem kräftigen „Halleluja, Schwestern“ ein und konnte mir später selbst nicht erklären, wie ich plötzlich sprechsingendtanzend zum Anführer einer gewaltigen Nonnen-Polonaise wurde, die nach einigen Schleifen auf der Wiese vor dem Theater endete, wo sich alle heiligen und unheiligen Kuttenträger in eisiger Kälte brav in langen Reihen aufstellten, um die begehrten Tickets zu empfangen.
Stunden später hatten 550 Nonnen das himmlische Musical-Vergnügen bereits hinter sich und weitere 2.100 die Freikarte zu einer späteren„Sister Act“-Vorstellung in der Hand. Einfach fabulous, baby!

Mehr zur Wette
Die Nonnenwette in Bildern

Autor:

Martin Dubois aus Essen-Süd

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