Ein gottgeweihtes Leben

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„Es gab diesen Moment im Sommer 2007, wo ich dachte, ich muss was ändern in meinem Leben“, erklärt Schwester Kerstin-Marie ihre Entscheidung für ein Leben als Ordensschwester. Bis die junge Frau schließlich in den Konvent eintrat und Dominikanerin wurde, legte sie allerdings einen langen Weg zurück. Heute lebt die junge Frau im Vincenzhaus in Oberhausen und sagt: „Eigentlich habe ich ein cooles Leben.“

von Verena Reimann

Und wer die junge Frau sieht, nimmt ihr diese Worte durchaus ab. Denn Schwester Kerstin-Marie sprüht nur so vor Lebensfreude und Energie. Klassische Klischees von einem zurückgezogenen Leben hinter Klostermauern bestätigt die 36-Jährige nicht, sondern zeigt, dass man auch als Ordensschwester modern und weltoffen sein kann.
In ihrem Büro im Vincenzhaus plant sie Veranstaltungen, wie zum Beispiel eine Fahrradwallfahrt nach Kevelaer, betreut die hauseigene facebook-Seite und schreibt für mehrere kirchliche Zeitungen und sogar an einem eigenen Internetblog. Zudem bietet sie für jedermann Berufscoaching an. „Die Leute kommen meistens auf Empfehlung zu mir oder werden über unsere Homepage auf mein Angebot aufmerksam“, erklärt Schwester Kerstin-Marie. Und auch Seminare gibt die junge Ordensschwester für das Bistum Essen.
Trotz vieler weltlicher Aufgaben kommen tägliche Gebete und Gespräche mit Gott nicht zu kurz. Denn für die junge Schwester beginnt jeder Tag um 5 Uhr morgens, nur donnerstags dürfe rund eine Stunde länger geschlafen werden. Zu allen Tageszeiten sowie vor und nach den Mahlzeiten wird gebetet. Zudem feiert die junge Frau täglich mit ihren Mitschwestern eine Heilige Messe und betet den Rosenkranz. Und trotz eines straff geregelten Lebens gibt es auch für eine Ordensschwester Freizeit. Kerstin-Marie: „Natürlich, wir haben sogar Urlaub. Dann mache ich gerne Radtouren. Letztes Mal bin ich von Berlin nach Vechta gefahren. Übernachtet habe ich dann entweder im Zelt oder in einem unserer Klöster.“

Entscheidung im Theologiestudium

Doch wie wurde die junge Frau eigentlich Ordensschwester? Schwester Kerstin-Marie: „Bei mir war das ein langer Prozess. Ich bin zwar in einem katholischen Elternhaus groß geworden, doch der Wunsch Ordensschwester zu werden, reifte bei mir erst während des Theologiestudiums.“
Nach dem Studium arbeitete sie zunächst viereinhalb Jahre als Pastoralreferentin im Bistum Trier, bevor sie 2008 in den Orden der Arenberger Dominikanerinnen eintrat. „Ein paar Wochen zuvor habe ich dann noch eine Party geschmissen und alle meine Sache verschenkt“, so Schwester Kerstin-Marie. Denn der meisten Sachen solle man sich als Ordensschwester entledigen. Man dürfe allerdings auch einige Dinge behalten. „Allerdings hat man normalerweise für viele Sachen auch einfach keinen Platz mehr. Ich habe vorher in einer Wohnung mit 90 Quadratmetern gewohnt und bin dann im Kloster in eine zwölf Quadratmeter große Zelle umgezogen“, so Schwester Kerstin-Marie.
Ihren Taufnamen durfte sie allerdings bei Eintritt behalten, nur ein Maria, in ihrem Fall Marie, sei üblicherweise jedem Namen anzuhängen. Ihr Leben in der Gemeinschaft der Dominikanerinnen begann dann mit dem Postulat. Das sei ganz ungezwungen gewesen, sie habe da noch in „zivil“ mit den anderen Schwestern gelebt.
Neun Monate habe sie damals in einem Haus der Schwestern in der Schweiz verbracht. Im Anschluss durchlief Schwester Kerstin-Marie das Noviziat („Lehrzeit“ der Schwestern). „Diese Zeit durchlebte ich in Koblenz, dort bekam ich dann auch mein Ordenskleid und Marie wurde an meinen Namen angehängt“, so die Ordensschwester. Dort habe sie Unterricht unter anderem zu Themen wie Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit erhalten und die Zeit der Konzentration mit der Frage, ob dieser Weg der richtige für sie sei, verbracht. Nach zwei Jahren dann legte die junge Frau die erste Profess (Versprechen/Gelübde) ab. Erst im September 2015 legte Schwester Kerstin-Marie dann die ewige Profess ab.
Doch bei aller Leidenschaft für die Berufung zur Ordensschwester, ist es nicht ein großes Opfer auf Ehe und Familie zu verzichten? Kerstin-Marie: „Ich bin überhaupt kein Muttertier und Vertrautheit und Geborgenheit gibt es unter uns Schwestern auch.“
Fotos: Rüdiger Marquitan

Autor:

Jörg Vorholt aus Oberhausen

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