Frage der Woche: Muss die deutsche Sprache gerettet werden?

In der Mythologie als Strafe gedacht: Aber war die babylonische Sprachverwirrung am Ende doch identitätsstiftend? Pieter Bruegels "Turmbau zu Babel" | Foto: Pieter Bruegels "Turmbau zu Babel" / Google Art Project
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Wahrscheinlich haben Sie heute morgen schon Ihre Workouts gemacht, Beauty-Produkte aller Art verwendet und anschließend Ihren Workflow für den heutigen Tag gecheckt. Aber halt! Wenn aus dem Ortsgespräch ein City-Call wird und sich das Wording Ihrer Mitmenschen insgesamt ein bisschen meschugge anhört, scheinen Sie nicht mit den neuesten Buzzwords vertraut zu sein.

Die deutsche Sprache ist von einem Wandel ergriffen. Besonders englische Wörter halten seit langer Zeit Einzug ins Deutsche, von dem gern gesagt wird, es sei die Sprache der Philosophie, der Dichtkunst und des strukturierten Denkens. Kritiker sehen darin einen Verfall der Sprache, der sich in allen Bereichen unseres Lebens Bahn gebrochen habe, vor allem aber auf Sprachfeldern, die im Verdacht stehen, besonders international bzw. jung zu sein. Da wäre einerseits die Popkultur zu nennen. Musik, Mode, Trends, Spiele und so weiter bringen allerlei neue Vokabeln mit sich. Aber auch in den Bereichen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft werden profunde Englischkenntnisse mittlerweile vorausgesetzt. Einige Unternehmen sind sogar dazu übergegangen, Englisch als "Corporate Language" zu nutzen - und das in Zeiten, in denen ein Großteil der Bevölkerung seine eigenen Englischkenntnisse als gering einschätzt.

Sprachverfall oder natürlicher Wandel?

Die zunehmende Verwendung von Anglizismen im Deutschen ist natürlich nicht unumstritten. Die Stiftung Deutsche Sprache versteht sich selbst als Instanz gegen die "gegen die schädlichen Einflüsse, die viele Massenmedien, die Werbung und manche Prominente durch ihr 'Denglisch' auf unsere Sprache ausüben." (Quelle) Und neben zahlreichen weiteren Verbänden hat sich der Verein Deutsche Sprache ebenfalls auf die Fahnen geschrieben, das Kulturgut Sprache vor fremden Einflüssen zu bewahren. Auf der anderen Seite zeigen sich viele Stimmen auch begeistert von Anglizismen und den Wortneuschöpfungen, die sich daraus ergeben. So vergibt der Philologe Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch von der TU Berlin jedes Jahr einen Preis für den Anglizismus des Jahres.

Was ist eure Haltung dazu? Muss die deutsche Sprache gerettet werden oder nicht? Welche aus anderen Sprachen entlehnten Wörter benutzt ihr selbst, auf welche sollten wir vielleicht verzichten? Oder gibt es vielleicht andere Gefahren für unsere Sprache, die bislang nicht genannt wurden? Wir sind gespannt auf eure Kommentare.

Mehr zum Thema:
→ Daniel Magalski: Ich habe den Coffee auf
→ Moritz Lohmann: Sprachkritik und Sprachwandel
→ Erich Marré: Nöte mit der Löte
→ Kurt Nickel: Ein Land voller Sprachgestörter

Hintergrund: die Frage der Woche

Immer donnerstags stellen wir an die gesamte Lokalkompass-Community die Frage der Woche. Denn wir interessieren uns für Euer Wissen, Eure Meinungen, Eure Fantasie. Lasst uns Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen - und beim Plausch darüber ein wenig Spaß haben - los geht's!

Autor:

Lokalkompass .de aus Essen-Süd

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