Landgericht Düsseldorf
Automatensprenger auf der Anklagebank

Zwei Mitglieder der Geldautomatensprenger-Bande wurden in Ratingen-Breitscheid festgenommen (Symbolbild). | Foto: Polizei
  • Zwei Mitglieder der Geldautomatensprenger-Bande wurden in Ratingen-Breitscheid festgenommen (Symbolbild).
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Gleich sechs Angeklagte - alle stammen aus den Niederlanden - teilen sich am 24. April die Anklagebank in Raum E.116 des Landgerichtes Düsseldorf. Sie müssen sich wegen Geldautomatensprengung in neun Fällen verantworten. Zu den Tatorten zählen unter anderem Ratingen, Erkrath und Heiligenhaus. In der Nachbarstadt wurden zwei der Täter auch auf frischer Tat ertappt, wenig später wurden zwei Komplizen in Ratingen-Breitscheid gefasst. Der Fall macht auch deutlich, welch hohe Summen bei diesem Delikt zu erbeuten sind - wenn denn die Sprengung zum Ziel führt und auch die Flucht gelingt.

Gegen 3.40 Uhr wurden die Anwohner am Ratinger Marktplatz am 18. Januar 2019 durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. Bald stellte sich herzaus, dass die Commerzbank-Filiale das Ziel von Automatensprengern geworden war. Obwohl sofort die Polizei alarmiert wurde, gelang den Tätern die Flucht. Sie hatten eine Beute in Höhe von 186.020 Euro im "Handgepäck". Die Bande, die jetzt vor Gericht steht, war in unterschiedlicher Besetzung vom 12. Oktober 2018 bis zum 12. April 2019 aktiv. Und sie war nicht immer erfolgreich: In Münster machten sie in drei Fällen keine Beute, ebenso scheiterten sie in Erkrath und Warendorf. Dort jedoch gelang eine weitere Sprengung, bei der den Räubern 111.450 in die Hände fielen. In Köln-Nippes erbeuteten sie 86.000 Euro.

Dass die Serie am 12. April 2019 in Heiligenhaus endete, hatte mit der intensiven Ermittlungsarbeit der Behörden in den Vormonaten zu tun. Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen hatte die Ermittlungskommission „Heat“ gebildet, die eng mit der niederländischen Polizei zusammenarbeitete. Schon früh war nämlich auch in der Öffentlichkeit bekannt, dass die Spur der Sprenger ins Nachbarland führt.

Showdown in Heiligenhaus

Beim Showdown in Heiligenhaus gingen zwei der Täter nach dem bewährten Muster vor: Sie brachen die Tür einer Bank mit einem Vorschlaghammer auf. Dann stellten die beiden eine Gasflasche und Werkzeug neben dem Bankautomaten ab. Für die Flucht stand ein Motorroller bereit. Doch kurz vor der Detonation stürmte die Beamten eines Sondereinsatzkommandos den Raum und nahmen die Niederländer fest.

Zwei Komplizen, mit denen die Täter die Flucht im Auto fortsetzen wollten, warteten auf dem Parkplatz von McDonald's in Ratingen-Breitscheid auf das Duo. Auch die Täter im Fluchtauto wurden festgenommen. Die SEK "Heat" hatte die Bande seit ihrer Einreise nach Deutschland am Vortag im Visier. „Wir gehen aktuell davon aus, dass die Festgenommenen für mindestens acht Geldautomatensprengungen in Frage kommen”, sagte damals laut WAZ der Direktor des LKA NRW, Frank Hoever.

Fast 40 Verhandlungstage anberaumt

Auf der Anklagebank in Düsseldorf sitzen: El Houssain El H. (21), Zaid S. (23), Rafie D. (20), Bilal L. (23) und Anass M. (24) aus Utrecht sowie Hagop K. (22) aus Zoetermeer. Alles sechs sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Über das Strafmaß, das sie erwartet, lassen sich nur schwer Prognosen erstellen. Einige der Angeklagten waren zum Tatzeit noch so jung, dass sie dem Jugendstrafrecht unterliegen. Für das Verfahren sind fast 40 Verhandlungstage anberaumt.

Autor:

Martin Poche aus Düsseldorf

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