Hans-Böckler-Berufskolleg bildet biologisch-technische Assistenten aus

Im Unterricht untersucht Thea Wange menschliche Hautkrebszellen. Am Hans-Böckler-Berufskollegs in Marl macht sie eine Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin. 
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  • Im Unterricht untersucht Thea Wange menschliche Hautkrebszellen. Am Hans-Böckler-Berufskollegs in Marl macht sie eine Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin.
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Es ist kurz vor acht Uhr morgens. Langsam und noch etwas schläfrig bewegen sich die Schüler durch die langen Flure des Hans-Böckler-Berufskollegs in Marl. Eine von ihnen ist Thea Wange, 27 Jahre alt. Sie macht eine Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin.
Bevor Thea Wange die wissenschaftlichen Labore betritt, bindet sie ihre langen blonden Haare zu einem Zopf zusammen und zieht sich einen weißen Kittel an. Eine Schutzbrille und Handschuhe machen die Arbeitskleidung im Labor komplett.
Auf dem Lehrplan steht heute Zellbiologie bei Claudia Kierstan. Zu Beginn der Unterrichtsstunde bereiten die Schüler ihren Arbeitsplatz vor, holen Mikroskope, Pipettierhilfen und Zellproben aus den Schränken. In kleinen Gruppen untersuchen sie menschliche Hautkrebszellen und kontrollieren unter Mikroskopen, ob sich die Zellen verändert oder vermehrt haben. Das Erforschen von Krebszellen ist von großem medizinischen und pharmazeutischen Interesse: Getestet wird unter anderem, wie sich unterschiedliche Wirkstoffe auf die Zellkulturen von Krebsarten auswirken. Lehrerin Claudia Kierstan läuft zwischen den Schülergruppen hin und her, steht ihnen beratend zur Seite. In der Probe von Thea Wange haben sich bereits kleine Tumor-Zellen gebildet. Sie schwenkt die Kulturflasche und hält sie ins Licht. Die Zellen haben sich deutlich sichtbar am Boden der Flasche festgesetzt.
Die Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin ist nicht Thea Wanges "Plan A" gewesen: "Nach dem Abitur habe ich erst einmal eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich das nicht bis zur Rente machen möchte." In der Schulzeit hatte sie sich schon immer für Naturwissenschaften interessiert und schreibt sich für das Studium "Molekulare Biologie" an der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen ein.

Steriler Arbeitsplatz

Zu Beginn macht ihr das Studium Spaß, durch den vielen Lernstoff und die Belastung des Nebenjobs kommt sie aber an ihre Grenzen. "Ich konnte einfach nicht mehr weiter machen", sagt die Schülerin, während sie mit ihrer Probe zur "Clean-Bench" am anderen Ende des Raumes geht.
Die Werkbank schafft einen sterilen Arbeitsbereich, damit die Forschung nicht durch Bakterien beeinflusst wird. Mit einer Pipettierhilfe nimmt sie die Zellen auf, die sich nicht am Boden der Kulturflasche festgesetzt haben, und gibt sie auf den Objektträger. Vor einem Jahr entschied sich Thea Wange für eine Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin am Hans-Böckler-Berufskolleg. "Mir gefällt die Ausbildung hier gut. Die Lehrer sind sehr nett und man merkt ihre Begeisterung für das Thema. Das motiviert einen dann selbst."
Im nächsten Untersuchungsschritt sollen die gewachsenen Zellkulturen vom Flaschenboden gelöst werden. Dafür spülen die Schüler die Zellen mit dem Enzym Trypsin, um sie im Anschluss auszählen zu können. "An der Biochemie fasziniert mich besonders, dass wir mit kleinsten Teilchen arbeiten. Sie sind kaum sichtbar, aber überall. Egal ob es Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze sind", erzählt Thea Wange.
Spannend findet sie auch die vielen Einsatzfelder für die Assistenten: In der Forschung zum Beispiel bei DNA-Analysen von Erbkrankheiten oder im Bereich der Lebensmittelkontrollen. Nach der Ausbildung können die Schüler Arbeitsplätze in den Laboren von Krankenhäusern, Universitäten oder Pharma- und Lebensmittel-Unternehmen finden. Aber auch in der Pathologie oder in der Gewebe-Betrachtung in Kriminalämtern können die Assistenten eingesetzt werden.
Ein Schwerpunkt der Ausbildung ist das eigenständige Arbeiten im Labor, bei dem die Lehrer im Laufe der Zeit nur noch Hilfestellung geben.
Gegen Ende der Unterrichtsstunde sitzen die Schüler wieder an ihren Plätzen und zählen unter den Mikroskopen die Zellen der Proben aus. Gemeinsam bespricht Claudia Kierstan mit der Klasse die Ergebnisse der Zellzahlbestimmungen. Anschließend räumen die Schüler ihren Arbeitsplatz auf: Geräte wie Bechergläser oder Zählkammern werden gereinigt und desinfiziert. Pünktlich um elf Uhr klingelt der Schulgong zum Ende des Unterrichts.

Autor:

Lokalkompass Kreis RE aus Recklinghausen

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