Zeitgeschichte einmal anders vorgestellt

Der Referent beim Vorstellen der Collage | Foto: Martin Engelkamp
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  • Der Referent beim Vorstellen der Collage
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Der Briefmarkensammler-Verein Recklinghausen (BSV) veranstaltet seit Juli eine Vortragsreihe unter dem Titel „Philatelie-Forum Recklinghausen“, die immer jeden zweiten Monat am zweiten Mittwoch um 18:00 Uhr in der Gaststätte Lindenhof, Dortmunder Straße 122 stattfindet. Diese Veranstaltungsreihe zeigt Briefmarken als Medium für verschiedene Themen. Daher richtet sie sich an alle am Thema Interessierten, d. h. nicht ausschließlich an Briefmarkensammler. Dies zeigte sich auch beim Publikum, denn die Philatelisten waren bei beiden Vorträgen in der Minderheit.

Der ersten beiden Vorträge befassten sich mit dem Nationalsozialismus. Zu Anfang, am 10. Juli, referierte ich zum Thema „Die Zeit des Nationalsozialismus im Spiegel von Briefmarken und Geldscheinen“. Während beim ersten Vortrag die Exponate aus der angesprochenen Zeit stammen, wurden beim heutigen Vortrag Gedenkbriefmarken aus der Nachkriegszeit präsentiert.

Der Titel meines zweiten Vortrags lautete „Nationalsozialismus – Opfer, Orte der Verbrechen und des Gedenkens dargestellt auf Briefmarken“. Dabei wurde die Collage der Briefmarken AG an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule vorgestellt, die Schüler im letzten Jahr bei der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht präsentierten. Die Schule hat für ihre Arbeiten zur Gestaltung dieser Gedenkveranstaltung den Dr. Selig Auerbach-Preis der Christlich-Jüdischen-Gesellschaft Recklinghausen erhalten. Seit September 2010 wird die Briefmarken AG von Wolfgang Menne und mir an der genannten Realschule im Rahmen des offenen Ganztags geleitet.

Die Gäste des heutigen Vortrags (und der Gedenkveranstaltung) waren erstaunt, welch umfangreiche Arbeit die drei Schüler der Briefmarken AG – sie kamen aus den Klassen 6 und 7 – vollbrachten. Ihre Collage besteht aus sechs 70 cm mal 50 cm großen Tafeln, mit Texten, Bildern sowie Gedenkbriefmarken aus der Bundesrepublik Deutschland, der DDR und Polen zu dem Thema. Die Schüler sammelten Texte, die von mir redaktionell überarbeitet wurden, und Bilder zu dem Thema. Die Briefmarken wurden von Wolfgang Menne und mir bereitgestellt. Auf der ersten Tafel wurde das Thema exemplarisch mit Bildern und Gedenkbriefmarken vorgestellt. Die zweite Tafel widmete sich einer Auswahl von Opfern. Hier wurden Kurzbiografien von Gruppenmitgliedern – z. B. Sophie Scholl (Weiße Rose) und Claus Graf Schenk von Stauffenberg (20. Juli) oder Helmut James Graf von Moltke (Kreisauer Kreis) – und Einzelpersonen – z. B. Georg Elser, Anne Frank oder Dr. Janusz Korczak – vorgestellt und mit Gedenkmarken ergänzt. Eine weitere Tafel zeigte eine Landkarte, auf die großen Konzentrationslager, Vernichtungslager, Gettos und Orte großer Massaker eingezeichnet sind. Sie beinhaltete außerdem Fotos und Briefmarken. Auf zwei folgenden Tafeln wurden diese Orte des Verbrechens mit ihrer geografischen Lage, den Zeiträumen ihrer Existenz, Zahl ihrer Insassen und ermordeten Opfer tabellarisch aufgeführt. Der Text wurde wiederum mit Bildern, z. B. der Kennzeichnung von KZ-Häftlingen (Häftlingswinkel), und Gedenkbriefmarken ergänzt. Auf der letzten Tafel gaben aufgeklebte Pfeile auf einem Recklinghäuser Stadtplan Hinweise auf Orte der Verbrechen – z. B. Standort der ehemaligen Synagoge – und Orte, die nach Opfern benannt wurden – z. B. Dietrich-Bonhoeffer-Schule, Klausenerstraße oder Edith-Stein-Weg. Gedenkbriefmarken hierzu komplettieren die Tafel.

Nach dem Vortrag gab es noch genügend Zeit zum Besichtigen der Collage und für interessante Gespräche. So haben einige Gäste die Zeit des Nationalsozialismus erlebt und von einem Gast war die Mutter Häftling des Konzentrationslagers Theresienstadt.

Autor:

Ewald Zmarsly aus Recklinghausen

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