Kiesabbau am Niederrhein - Hydrogeologisches Gutachten erforderlich - eine Pressemitteilung von EDEN e.V.

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Die Folgen der Starkregenfälle für die Gebiete Bislich, Mehr, Haffen, Mehrhoog und Hamminkeln im Juni 2016 waren Anlass für ein Treffen von Mitgliedern der Bürgerinitiative EDEN e.V. mit Vertretern des Umweltministeriums und der Bezirksregierung. Für EDEN nahmen Frau Melanie Gronau und Herr Dr. Leo Rehm sowie Herr Dipl. Hydrogeologe Dr. Manfred Dümmer (Arbeitskreis Wasser des BUND NRW) teil.

Erörtert wurden die wahrscheinlichen Ursachen der lang anhaltenden hohen Grundwasserstände, die unzureichende Hinterland-Entwässerung und der mögliche zusätzliche negative Einfluss des „Wasserparkens“ in den Baggerlöchern. Zentrale Frage war, welche Veränderungen die seit Jahrzehnten betriebenen Kiesabgrabungen (mit verbleibenden Baggerlöchern) im Polder Bislich- Rees auf die einstigen Grundwasserverhältnisse und das gut funktionierende Hinterlandentwässerungssystem bewirkt haben können.

EDEN bemängelte bei dem Gespräch im Ministerium, dass ein Großteil des Graben-Entwässerungssystemes, welches Oberflächenwasser (von [Stark-]Regenfällen, aber auch Qualmwasser bei Rheinhochständen) aufnimmt und fortleitet, aufgrund der Vielzahl der Baggerlöcher in großen Teilen zerstört wurde.

Luftbildaufnahmen der Abgrabungen:Eden-Niederrhein.

Bei der Anlage von Baggerlöchern wird mit dem wasserführenden Kieslager als Ausbeute auch die Auelehmschicht großflächig entfernt, die eigentlich einen zeitverzögernden Schutz gegen aufsteigendes Qualmwasser bietet.
Im Rheinhochwasserfall kommt es dann zu einer höheren Belastung des Deichhinterlandes durch das „von unten“ ungehindert in die Baggerlöcher einströmende Grundwasser. Dieses nun in größerer Menge anfallende Wasser (gegenüber Urzustand) drückt natürlich über den Grundwasserleiter zusammen mit dem anströmenden landseitigen Grundwasser in das Umland. Zusätzlich wird dieses „vermehrte Wasser“ aus den Baggerlöchern über das noch vorhandene Grabensystem ausgeleitet. Eden und der begleitende Hydrogeologe halten eine grundsätzliche Prüfung für notwendig, ob das verbliebene Entwässerungssystem des Deichhinterlandes überhaupt für eine Mehrfachbelastung (zusätzl. Ausleitung von Qualmwasser und/oder gleichzeitigem (Stark-) Regen) ausgelegt ist.

Weiterhin hält EDEN das unflexible Stauwehr in der Haffenschen Landwehr, dem Endstück des „Ausleitgrabens“, für einen „Flaschenhals“ bei Extremereignissen. Notwendig wäre ein bedarfsgerechtes regulierbares Wehr zur Steuerung des Pegels des Haagener Meeres, was womöglich auch einen Einfluss auf den Grundwasserabfluss aus Mehrhoog hat. Angesprochen wurde von Frau Gronau und Herrn Dr. Rehm auch die Pflege der großen Ausleitgewässer und der „kleineren“ Entwässerungsgräben, wozu vor allem die Nivellierung, regelmäßige Entschlammung und auch die Reinigung von Straßendurchlässen gehören.

Jahrhundertelang wurde Qualmwasser und Regenwasser bei Rheinhochständen stets über das stark verzweigte Grabensystem aus dem Deichhinterland ausgeleitet und seit 1927 sogar noch effektiver zum Schutz der Bevölkerung und der Landwirtschaft durch das Pumpwerk an der Haffenschen Landwehr herausgepumpt. Heute wird diese äußerst leistungsstarke Vorgehensweise lt. Holger Friedrich vom Deichverband mit der Begründung „Stromkosten sparen“ nicht mehr praktiziert.
Einen Entlastungseffekt durch „Parken“ von Oberflächenwasser in (rheinnahen) Baggerlöchern bezweifelt EDEN. Diese Problematik wurde eingehend mit dem anwesenden Hydrogeologen und den Vertretern des Umweltministerium und der Bezirksregierung erörtert.
Das vom Deichverband Bislich-Landesgrenze angegebene „effektive Einleiten“ des Wassers der Starkregenfälle im Juni 2016 wird von den EDENern aufgrund mehrerer Unplausibilitäten erheblich angezweifelt. EDEN hält es für absolut notwendig, dass in ähnlichen Fällen wieder die Pumpen an der Landwehr sowie am Schöpfwerk Lohrward eingesetzt werden.

Ergebnis der Besprechung war unter anderem, dass die Unterhaltung des Entwässerungssystemes durch den Deichverband in Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden überprüft wird.

Da durch die großflächigen Abgrabungen zwischen Bislich-Rees in den letzten Jahrzehnten die Grundwasserverhältnisse grundlegend verändert und gleichzeitig das altbewährte Grabenentwässerungssystem zerstört wurde, fordert EDEN das gesamte Gebiet hydrogeologisch mit all seinen Parametern zu untersuchen
(Grundwasserfließ-und Niederschlagabflussmodell)-und hieraus dann zum Schutz der Bevölkerung ein Wassermanagement zur Vermeidung von Grundwasserhochständen umzusetzen.

Umweltministerium und Bezirksregierung werden die Kritikpunkte und Vorschläge von EDEN e.V. mit Deichverband und Unterer Wasserbehörde mit dem Ziel kommunizieren, die fachlichen Argumente mit
EDEN e.V. auszutauschen und das weitere Vorgehen gemeinsam abzustimmen.
 
EDEN e.V.

Update:
Habe ein paar Bilder hinzugefügt, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Melanie Gronau von EDEN e.V.
Die ersten drei Fotos zeigen die wochenlang überschwemmten Wiesen. Die restlichen Bilder zeigen einen Rundflug über dem Gebiet zwischen Bislich und Rees, die sehr eindrucksvoll dokumentieren, wie 'durchlöchert' die Landschaft dort bereits jetzt schon ist.

Autor:

Imke Schüring aus Wesel

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