Erste Bauphase für die Natur im Orsoyer Rheinbogen vollendet

Die Uferschnepfe -- Zielart des Life-Projektes und hierzulande vom Aussterben bedroht | Foto: Wilhelm Podlatis

Einen Monat lang brummten die Bagger im Orsoyer Rheinbogen. Nun haben sie das Feld geräumt, die Fahrspuren werden wieder grün, doch eines bleibt: Zehn breite, flache, saisonal mit Wasser gefüllte Senken – genannt Blänken– liegen in der Wiese. Hinzu kommen drei dauerhafte Kleingewässer. Doch was war Sinn der Übung?

Nun, der Orsoyer Rheinbogen ist einer der wenigen Orte im Kreis Wesel, wo erfolgversprechend etwas gegen einen Missstand kontinentalen Ausmaßes getan werden kann: Gegen den scheinbar unaufhaltsamen Rückgang der Wiesen-Watvögel. Hier um Eversael brütet nicht nur der zunehmend bedrohte Kiebitz sondern sogar noch der Rotschenkel und die Uferschnepfe: Vögel, die am Niederrhein schon mit neun Zehen im Gestern stehen und den meisten wenn überhaupt nur von Bildern bekannt sind.

Gleich mehrere Umstände machen ihnen das Leben immer schwerer: Als Zugvögel hat der Naturschutz hierzulande ihr Schicksal nur teilweise in der Hand. Auch Jagd in Südeuropa und Afrika wirkt sich auf die Bestände aus.

Ein zweiter Grund zeigt sich vielen nur als fehlende Störung im Auge oder auf der Windschutzscheibe: Der Schwund der Insekten und anderer Kleintiere. Die Nahrungspyramide wird von unten ausgehöhlt und es ist eine Frage der Zeit, ehe die Spitze in Schieflage gerät.

Für uns alle sichtbar ist dagegen die immer stärkere Nutzung der Landschaft, die mit unserem Wachstum nicht mitwachsen kann. Diesem Druck wurden neben vielem Anderen auch die großen, feuchten Wiesen geopfert, die Uferschnepfe, Kiebitz und Verwandten ihre Heimat bedeuteten.

An den letzten beiden Punkten greift die Maßnahme im Orsoyer Rheinbogen an. Auch hier ist es vielerorts zu trocken für die Watvögel geworden. Sie benötigen sowohl trockenen Boden als auch Wasser –den Boden zum Brüten, das Wasser, um an seinen seichten Ufern nach Nahrung zu suchen. Mit diesem Wissen hat die Biologischen Station im Kreis Wesel ein blau-grünes Mosaik geschaffen, ein Watvogelparadies aus Blänken und Wiesen. Doch nicht nur das. Denn gearde die Kleingewässer und ihre Ufer werden auch Enten, Fröschen, Kröten und Molchen eine Heimat geben –und Libellen, Schnecken und Würmern. Womit wir wieder beim Thema Insekten und Kleintiere wären. Für sie (und damit für alle, die von ihnen leben) wird noch etwas Anderes getan. Denn die Flachland-Mähwiesen, die ebenfalls im Rahmen des Projektes im Rheinbogen entwickelt und optimiert werden, dienen nicht nur dem Schutz der Pflanzen sondern auch dem der Sechsbeiner, die sie anfliegen. Blumenwiesen sind zugleich auch Schmetterlings-, Bienen- und Libellenwiesen. So trägt über zwei Ecken die Einsaat von Salbei und Klappertopf zum Vogelschutz bei!

All dies findet unter dem Projekttitel “Orsoyer Rheinbogen im Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein” statt. Die Mittel dafür, stattliche 3 Millionen Euro, stammen zur Hälfte aus dem namensgebenden Fördertopf “LIFE” der Europäischen Union, das Übrige vom Land NRW, dem Kreis Wesel und der HIT-Umweltstiftung. Die Biologische Station im Kreis Wesel unter Projektleitung von Paul Schnitzler hat dieses Heft seit 2013 in der Hand. Innerhalb von fünf Jahren soll in diesem Rahmen die Natur-Oase Orsoyer Rheinbogen noch weiter aufgewertet werden.

Autor:

Biologische Station im Kreis Wesel (Thomas Traill) aus Wesel

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