Weihnachten könnte dieses Jahr wieder etwas ganz besonderes sein...
Wenn wir uns auf das Wesentliche einlassen

Was feiern wir eigentlich immer an Weihnachten, könnte man sich auch in diesen Tagen erneut die Frage stellen. Sind es die jährlichen Treffen mit den Kollegen, auf den berühmt berüchtigten Weihnachtsfeiern, bei denen Mancher sein will, und Manche sich daneben benehmen? Ist es der Küchenstress, wenn daheim für ein Mehrgänge-Vorzeigemenü geplant wird - bevor man dann so richtig beim Einkaufen "eskaliert"? Oder sind es die Geschenke, die einem nicht einfallen, die dann auf letzte Minute noch in einem finanziellen Gegenwert gekauft werden, zu dem man selber auch beschenkt wird? In welche Christmesse geht man am Besten, damit man von den wichtigen und richtigen Nachbarn dann auch gesehen wird… oder hat man den größten Tannenbaum im Wohnzimmer und hat die eigene Stadt den größten Weihnachtsbaum der Gegend - oder gar der ganzen Welt? … Und in diesem Jahr. Laden wir in Corona-Zeiten alle Verwandten nach Hause ein, weil wir die Meisten nicht leiden können, in der Hoffnung, dass sie sich gegenseitig anstecken mit den entsprechenden Folgen … oder bleibt man besser unter sich, um mit den wirklich wichtigen Menschen ohne Stress, Terror und Trubel, einmal ganz in Ruhe wirklich so besinnliche Weihnachten begeht, dass es draußen sogar schneien könnte…

Seit meiner Kindheit habe ich mich nicht mehr so auf Weihnachten gefreut, wie in diesem Jahr. Für mich persönlich bedeutet gerade dieses Fest eine Art stillstehende Zeit. Nicht nur wegen dem sogenannten Lockdown.

Geschenke haben mich nie sonderlich bewegt. Weder die, die ich als Kind bekommen habe, noch die meisten der von mir gegebenen. Das könnte daran liegen, früher selten wirklich bekommen zu haben, was ich auf meinen Wunschzettel gemalt habe. Es war immer mehr die Zeit, die ich geschenkt und geschenkt bekommen habe, die mich im Leben mehr bewegen konnte. Tatsächlich genieße ich auch deshalb immer diese Weihnachtstage ganz besonders, weil mir persönlich das Gefühl entsteht, Datum und Uhrzeit spielen keine große Rolle. Anders als an den anderen Tagen im Jahr.

Natürlich habe ich auch oft an Ritualen teilgenommen, wie zum Beispiel mit meinen Eltern in die Kirche zu gehen, oder später mit meiner eigenen Familie. Angesichts dessen, dass wir als sozialdemokratische Familie sonst aber nicht jeden Sonntag in die Kirche gegangen sind, fand ich es manchmal leicht aufgesetzt, diese Momente. Ich persönlich brauche aber keinen speziellen Ort, um mit „meinem Gott“ zu sein - Zwiesprache zu haben. Kirchen kann ich auch im Sommerurlaub aufsuchen, einfach - weil ich sie mag. Die Architektur, die Geschichte, die Stimmung - wenn eben keine Messe ist. Ich habe denselben Respekt vor Kirchen aller Religionen, nicht nur vor den christlichen. Für mich persönlich braucht es auch keinen GottesDIENST. Als aufgeklärter Mensch, halte ich Gott nicht für ein Überwesen, einen Übermenschen oder einen Puppenspieler. Gott kann uns in allen Menschen begegnen, denke ich - und habe es auch schon so erlebt. 

Nun hat das Virus unserer Gesellschaft möglicherweise die Chance eingeräumt, einmal wieder richtig Weihnachten zu feiern. Ohne Klimbim, Tand und sieben-Meilen-Stiefeln-Konsum. Einfach zusammen sein, mit einer ausgewählten Anzahl an Menschen, derer man auch nicht auf der berühmten einsamen Insel überdrüssig würde. Andere Menschen würde ich mir auch nicht einladen. Vielleicht nur Menschen nach dem Schlag derer, die in einer Sage ihre Haare verkaufen, um jemandem einen Tabaksbeutel kaufen zu können, der wiederum die einzige Pfeife veräußerte, für den Preis von einem kostbaren Kamm der nun haarlosen Person. 

Wenn ich also dieses Jahr an Weihnachten mit der Familie zusammen die Geburt Christi feiern kann, möchte ich diese Zeit nutzen, um auch in Ruhe über Jesus zu sprechen. Was war dieser Heiland eigentlich für ein Mensch…? Ist Jesus vielleicht ein noch größeres Wunder, wenn er vielleicht nicht durch eine Jungfrau geboren wurde, sondern sich in seinem Leben bewusst entscheiden konnte, Gottes Sohn zu werden?

Deshalb stelle ich mir vor, dass wir Menschen in diesem Jahr ganz besonders dafür Zeit finden können, zu überlegen, wann wir Menschen möglicherweise Gott erschaffen haben - wenn es nicht umgekehrt gewesen ist. Und wenn Gott tot sein sollte, wie es auch philosophisch schon zu hören und zu lesen war, warum wer dafür verantwortlich sein könnte. Dann könnte man diskutieren, ob wir nicht alle durch Entscheidung jeden Tag quasi Gott neu beleben könnten, auch wenn unsere Mütter keine Heiligen sind. …Und sollten dann einige von uns auf den Gedanken kommen, dass Jesus durch diese Art tatsächlich Gottes Sohn werden konnte - was dann UNS davon abhalten kann, endlich für den Erhalt der gesamten Schöpfung zu kämpfen. Wir könnten dann nicht nur halbherzige Pläne schmieden, wie wir den Klimawandel verlangsamen oder aufhalten wollen; wie wir Menschen in Not tatsächlich helfen - und den Frieden in der Welt wahren möchten. Die meisten von uns sind schließlich nicht in einem Stall zur Welt gekommen… sondern hatten bessere Startbedingungen.

Wir könnten gerade in der Weihnachtszeit darüber schreiben, malen, singen, dichten oder diskutieren.  Wir können den Geist der Weihnacht entdecken, in dem wir uns auf das Wesentliche besinnen. Dieses Jahr, mehr denn je. 

Auf jeden Fall haben wir Zeit dafür, dass besonders in diesem Jahr seit langem, die schönste Weihnachtszeit seit Jahren, zuhause stattfinden kann - und während wir „Driving Home for Christmas“ lauschen, uns entspannt auf dem Sofa zurücklegen können, weil die Meisten dank dem Lockdown nirgendwo noch hinfahren müssten. Und die, die doch arbeiten, haben deutlich mehr Ruhe, je friedlicher wir anderen sind.

Und dann könnte es draußen sogar schneien - weiße Wege zu einem Spaziergang einladen - weil die Autos stehen bleiben, in dieser Zeit. Nicht nur, damit es in unseren Herzen warm wird, sondern auch, damit unser Blauer Planet - so verzaubert - in unseren Fokus findet.

Das Wesentliche unserer Existenz - unser einmaliger Lebensraum… in unserem einmaligen Leben.

Autor:

Stephan Leifeld aus Schermbeck

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