Schermbeck zeigte die "Schöne, alte Weihnachtszeit"

Foto: André Elschenbroich
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Die „Schöne, alte Weihnachtszeit“ überzeugte immer mehr Akteure, bei der Zeitreise ins 19. Jahrhundert mitzumachen. Über 100 Personen schlüpften am Samstag auf der Mittelstraße in die verschiedensten Rollen, einzeln oder in kleinen Gruppen.

Lief der Aufbau (dabei halfen auch zehn Gesamtschüler mit) noch im strömenden Regen, zogen die dicken Wolken pünktlich zum offiziellen Start ab. Den gestaltete vor der Volksbank die Midwinterhoorngroep aus Lievelde mit, die auf dem Marktplatz der Hilfe ebenfalls musizierte. Klaus Schneider, der scheidende Initiativkreis-Sprecher, vermittelte den Kontakt.

Wolfgang Lensing, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, die die Aktion mit der GaGu-Zwergenhilfe organisierte, über die Schauspieler: „Sie machen alle freiwillig mit, weil sie Spaß daran haben.“ Wie zum Beispiel Kerstin Andres, Sprecherin des Netzwerks: Bei der Premiere 2012 noch vehement das Frauen-Wahlrecht fordernd, hatte sie diesmal als Bettlerin die Puppe des kleinen Karl-August auf dem Arm. „Er hat die englische Krankheit. Sie bat um Geld, weil der Vater die beiden sitzen ließ. „Er hat uns fallen lassen.“ Nicht besser ging es dem Trauerzug, den die GaGus mit Gudrun Gerwien und Dieter Schmitt anführten: „Ehret die Toten“ forderten sie. Der Hunger hatte den Armen dahin gerafft, seine „Witwe“ schniefte zum Erbarmen. Die Weihnachtszeit war früher nicht nur gut, aber die geforderte Menschlich- und Großzügigkeit passen stets gut hierhin.
Mit dabei war diesmal der Elternbeirat der Kita Kempkesstege, das Erzieherteam kürzlich auf dem Markplatz der Hilfe. Erstmals machte bei der Weihnachtszeit das Netzwerk Schermbeck mit: Vor der Verbands-Sparkasse hatten die Ehrenamtlichen viel Platz; auf dem Riesengrill brutzelten große Mengen Schweinefleisch vor sich hin. Seit Tagen bereitete sich die Gruppe auf ihre Teilnahme vor.

„Die Handball-Mädels haben gebacken“ warben die jungen Sportlerinnen für ihr Angebot, gegenüber lud das Team von Zurhausen-Frentrop zum Bad. Aber das Eintauchen in die historische Zinkwanne, ein alter Ofen sollte das kalte Wasser wärmen, mutetete sich natürlich niemand zu. Zuckerbäckerin Bianca Dickmann brachte einen uralten Kohlen-Herd mit. Und fast 150 Strohballen presste Landwirt Ludger Heuwing um; sie dienten als Dekoration der Szenerie.

Abfallbehälter und Stände deckten Jutebahnen ab. Viele Feuerkörbe sorgten gerade in der anbrechenden Dämmerung für eine besondere Atmosphäre. Die erzeugten auch die GaGus mit ihrem Theaterstück frei nach Charles Dickens, das bereits auf ihrer Adventsgala das Publikum überzeugte. Sehr hilfreich war für den Verein und die WG, dass sie ein derzeit leerstehendes Ladenlokal als Lager nutzen konnten. In zwei, drei Jahren, so hoffen beide, soll das Konzept möglichst rund und ausgebaut sein.

Und mittendrin immer wieder die Darsteller: Junge Frauen, im Vorjahr noch als Bettlerinnen dabei, hatten offenbar den sozialen Aufstieg geschafft und flanierten fein gewandet daher. Der Zeitungsjunge fitschte wieder übers Pflaster. Benno Triptrap und Jörg Schulz (Sparkasse) zogen mit ihrem Esel als Tuch- und Pelzhändler vorbei. Nur auf die Kutschfahrten mussten alle verzichten. Lensing: „Das Pferd ist krank, es darf nichts ziehen.“

Text von Andreas Rentel
Fotos von André Elschenbroich

Autor:

Lokalkompass Dorsten aus Dorsten

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