Biotopverbundlinien - Artensterben stoppen!
"Wie das Arten- und Insektensterben stoppen? - Biotopverbundlinien überall in der Landschaft sind dringend erforderlich!"

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"Wie das Arten- und Insektensterben stoppen? - Biotopverbundlinien überall in der Landschaft sind dringend erforderlich!"

Klimakatastrophe und Artensterben sind die Probleme, die rasches und konsequentes Handeln erfordern.
Die chemieorientierte Industrie-Landwirtschaft ist nicht nur bedeutender Faktor bei der Klimaerwärmung, Feinstaub- und Keimproduzent, sondern auch Hauptursache für das dramatische Sterben von Pflanzen- und Tierarten, u.a. der Wildbienen, die zu den wichtigsten Bestäubern gehören. Mit giftiger Gülle, tödlichen Pestiziden und Kunstdünger werden die Lebensgrundlagen (Boden, Wasser und Luft) zerstört. Auch die Gesundheit der Menschen ist bedroht (Feinstaub, multiresistente Keime, Giftnebel, Bioaerosole...).
Erst eine Agrarwende hin zu ökologischer Landwirtschaft kann diesen Niedergang aufhalten. Daher muss dringend über die Pestizidlüge aufgeklärt werden, die nur den Chemie- und Agrarkonzernen nutzt (das leistet u.a. die Ausstellung „Irrweg Pestizide“. 1) Vandana Shiva hofft auf eine Welt ohne Pestizide bis 2030 und ruft zum „weltweiten zivilen Ungehorsam“ auf, verbunden mit 100 Prozent Bio-Landbau. 2)

Naturschützer versuchen mit kleinen Oasen die Vielfalt zu erhalten bzw. neu zu schaffen, u.a. mit Wildbienenprojekten (siehe u.a.: UN-Dekade „Biologische Vielfalt“-Projekt 3).

Eine wesentliche Ursache für das bedrohliche Artensterben ist neben der flächendeckenden Dauerberieselung der Feldflur mit belasteter Gülle bzw. Kunstdünger und mit tödlichen Giften das Verschwinden bzw. die Verstümmelung der Biotopverbundlinien, vor allem der Hecken und Wallhecken.
Stattdessen brauchen wir für Klima- und Artenschutz viele km mit neuen Heckenlinien und mit Säumen und Rainen sowie überall Uferrandbepflanzungen. Der ökologische Wert der Hecken (mit Kernzone, Mantel und beidseitigem Krautsaum) ist vielfach beschrieben und dokumentiert. 4)

Die Broschüre "Biotopverbundplanung"des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (1989) belegt,dass man schon damals klar die Notwendigkeit für neue Heckenlinien,
Uferrandbepflanzungen etc. zur Sicherung der Artenvielfalt in der sogenannten "Kulturlandschaft" sah!
Stattdessen wurde die zuständige Stelle ("Koordinationsstelle Umweltschutz") aufgelöst, die Broschüre verschwand in der Versenkung und die Naturzerstörung, die Massaker an Hecken und Bäumen gingen weiter und haben mit der heutigen radikalen Ausräumung der Landschaft hoffentlich ihren Endpunkt erreicht.
Was hierzulande als "Pflege" des "Straßenbegleitgrüns" praktiziert wird, kann man aus Sicht der Tiere (der Insekten/Bestäuber) und der Pflanzen nur noch Hecken- und Baummassaker nennen. Oft entspricht dieser Missstand faktisch einer Beschädigung öffentlichen Eigentums oder einer "gemeinschädlichen Sachbeschädigung" (§ 304 StGB). 5)

Foto: verstümmelte Hecke!

Betrug mit Kompensationsmaßnahmen - Ahaus kein Einzelfall...

In der Stadt Ahaus ist ein skandalöser Fall von Betrug mit Ausgleichsmaßnahmen für Versiegelungen, Baumaßnahmen, Gewerbegebieten etc. aufgedeckt worden, der auf Lücken im Naturschutz- und Baurecht hinweist! Die als Kompensationen vorgesehenen Pflanzungen von Bäumen, Hecken usw. sind systematisch unter den Augen der zuständigen Behörden nicht getätigt oder wieder beseitigt worden. 6)

Wir brauchen die Absicherung und Kontrolle einer naturnahen und die ökologischen Funktionen sicherstellenden Pflege aller die Artenvielfalt fördernden Landschaftselemente und Naturräume!
Die desaströse Situation des Arten- und Insektensterbens spricht eine deutliche Sprache: Die Summationswirkungen aller Eingriffe, die wir vermeintlich legitim in die Natur vornehmen, ist für unsere Natur nicht tragbar! Eine realistische Analyse der Situation zeigt: Wir stehen auf einem Kartenhaus, das im Begriff ist einzustürzen.
Wir brauchen eine Neudefinition des Begriffs „Übergeordnetes öffentliches Interesse“ vor dem Hintergrund des aktuellen Artensterbens! Unter dem Deckmantel dieses Begriffes werden viele, erheblich naturschädliche Maßnahmen vermeintlich legitimiert, zum Nachteil der nach uns folgenden Generationen! Erhalt und Schutz funktionierender Ökosysteme für die folgenden Generationen sind unser tatsächliches „Übergeordnetes öffentliches Interesse“.
„Summationswirkungen“ und „Erhebliche Beeinträchtigungen“ laut FFH -Richtlinie werden nicht ausreichend realistisch erfasst. Daher sind sie kein ausreichendes Mittel, um Arten- und Insektensterben lokal aufzuhalten.
Auch unsere sogenannten „Ausgleichsmaßnahmen“ gewährleisten nicht den ausreichenden Schutz der letzten verbliebenen, unzerschnittenen Naturräume und sind kein geeignetes Mittel, um Arten- und Insektensterben lokal und global aufzuhalten. 7)
FAZIT: Unsere Naturschutzgesetze reichen einfach nicht aus!

Blühstreifen als Propagandatrick?

„Es ist pervers. Verglichen mit intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen sind unsere Städte, ja sogar viele Randstreifen von Autobahnen mittlerweile geradezu ein Hort der Biodiversität“, so Susanne Dohrn in ihrem neuen Buch „Das Ende der Natur. Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“. 8)

Das Bundesnaturschutzgesetz fordert Biotopvernetzung. Insbesondere in landwirtschaftlichen Gebieten sind „zur Vernetzung von Biotopen erforderliche lineare und punktförmige Elemente, insbesondere Hecken und Feldraine sowie Trittsteinbiotope, zu erhalten und dort wo sie nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind, zu schaffen“ (§ 21 (6))
Fachleute fordern schon lange überall Biotopvernetzungen zu schaffen. 9)

Die nun überall propagierten Blühstreifen sind ja nur der Versuch, einen kleinen Ausgleich für die verschwundenen Hecken, Krautsäume und Feldraine zu schaffen.

Mit großem PR- und Propagandaaufwand versuchen Chemie- und Agrarindustrie und Bauernfunktionäre mit Blühstreifen von den Ursachen des Artensterbens abzulenken. Oft in einjährigen Blühstreifen entlang von Monokulturen (wie Mais) werden verschiedenste Blühmischungen eingesät. Nach wenigen Monaten werden diese Standorte wieder „bearbeitet“ (gemäht, verdichtet,
mit Pestiziden behandelt etc.). Damit werden diese Flächen zu Todesfallen für die Tiere, denen man vermeintlich helfen will.
Die in diese Streifen gelockten Tiere und ihre Lebensgrundlage werden wieder vernichtet (das möglicherweise noch mit Steuergeldern gefördert!).

Foto: „Blühstreifen“ neben Maisfeld...

Ohnehin sind die Kommunen im Rahmen der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ 10) verpflichtet, die kommunalen Wegränder zurückzuholen für neue Biotopverbundlinien in Form von ökologisch bedeutsamen Hecken (mit Kernzone, Mantel und Saum) bzw. Dauerblühstreifen mit heimischen Wildkräutern. Hier sind
positiv die Bemühungen in der Stadt Vreden, zumal hier auch ein Heckenkataster sowie ein Pflegekonzept vorgesehen sind. 11) Im Münsterland wurde dazu ein Muster-Antrag entwickelt, der in jeder Kommune als Bürgerantrag oder über eine Fraktion gestellt werden könnte (siehe: 12).

Der Bauernverband hat auf Landes- und Kreisebene Rahmenvereinbarungen zur Biodiversität mit unterzeichnet. Dennoch sieht man davon in den ausgeräumten Zonen mit grünen Wüsten eher nichts, stattdessen werden Propagandafeldzüge geführt mit Hinweistafeln an fragwürdig aufgestellten und bestückten Insektennistwänden, in Alibi-Blühstreifen usw.. Eine sogenannte „Nachhaltigkeitsstrategie“ des WLV produziert Sprechblasen und Scheindiskussionen. Selbst eine Beratung durch die Landwirtschaftskammer in Sachen „Blühstreifen“ hat hier im Kreis Borken z.B. anscheinend nicht zu einer naturfreundlicheren Einstellung von Landwirten geführt.

Weiterhin wird Gülle-Entsorgung und Giftspritzerei betrieben bis auf/über Graben- und Gewässerböschungen. Auch die Wasserrahmenrichtlinie wird nicht umgesetzt.
Landwirte und Bauhöfe der Kommunen, des Kreises, des Landes richten an Hecken und Bäumen weiterhin Massaker an. Eine naturnahe Pflege im Einklang mit dem Naturschutzrecht (abschnittweises „Auf-den-Stock-setzen“ etwa alle zehn Jahre) muss zuerst einmal gewollt und durchgesetzt werden. Dabei sind Hecken ein eigener Habitattyp mit mehr Gehölzarten als in Wäldern und vielen Lebensmöglichkeiten auf eng begrenztem Raum, wenn man sie in Ruhe lässt und die ökologischen Funktionen beachtet (u.a. ausreichend breiter Krautsaum). 13)

Foto: positiv Hecke

Angesichts des sich beschleunigenden Klimawandels und des dramatischen Anstiegs der „Treibhausgase“ können wir uns ein „Weiter so!“ nicht mehr leisten. Die Kommunen müssen alle klimafreundlich werden und „aufblühen“, die „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ und die UN-Agenda 2030 (für „nachhaltige Entwicklung“) wird sonst zu einer Karikatur! 14)

Wenn man nur die in der Flurbereinigung vorgesehenen Heckenlinien aktivieren, die in den Landschaftsplänen vorgeschlagenen Biotopverbundlinien endlich schaffen und alle Ausgleichsmaßnahmen umsetzen und kontrollieren würde, wäre eine ausreichende Basis für die Schaffung der vielen km mit neuen Biotopverbundlinien - besonders in Form von Hecken und Wallhecken - schon vorhanden. Siehe dazu den „Anwalt der Wallhecken“ Georg Müller (www.wallhecke.de) und den Arbeitskreis Heckenschutz (www.hecke.wg.vu)!

Foto: Blühstreifen positiv!
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Anmerkungen/Literatur:
1 ) Austellung „Irrweg Pesizide“, Übersicht/Beschreibung hier:
http://www.izn-friedrichsdorf.de/Aktuelles/Current-Topics/
und: https://my.hidrive.com/share/y-0akjb1ue
und (Themenübersicht): http://nabu-leverkusen.de/nabubund-leverkusen/themen/pestizide/
Bestellung/Ausleihe: mail-an-irrweg@web.de
2 ) Interview mit V. Shiva „Ohne Pestizide bis 2030“, Schrot&Korn, H. 08-2019, S. 25-27 (und:
https://schrotundkorn.de/lebenumwelt/lesen/interview-ohne-pestizide-bis-2030.html?fbclid=IwAR1Jh4TtW0RZtuKidz0mnKj-x628fp9E_NUZXpAGiZ3sAQH-IWrJftRmQvI ) Gefahren durch die Pestizide:
"Unser täglich Gift. Die unterschätzte Gefahr" von Prof. J. Zaller Deuticke Verlag, Wien 2018; und:
Andre' Leu: "Die Pestizidlüge. Wie die Industrie die Gesundheit unserer Kinder aufs Spiel setzt", oekom Verlag, München 2018.
3) https://www.undekade-biologischevielfalt.de/projekte/aktuelle-projekte-beitraege/detail/projekt-details/show/Wettbewerb/1857/
und: http://www.gut-fuer-das-westmuensterland.de/projects/55423
UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung bis 2030, u.a.: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/un_agenda_f_r_nachhaltige_entwicklung_bis_2030_2036.htm
4) Hecken fördern Artenvielfalt bei Feldvögeln stärker als ökologischer Landbau,
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?archive=true&archive_source=presse&archive_id=3713
Siehe auch: Hermann Benjes, Die Vernetzung von Lebensräumen mit Benjeshecken,
Natur&Umwelt Verlag, Bonn 1998.
5) Speziell zur Baumverstümmelung siehe:http://www.arboristik.de/baumpflege_offener_brief_23042018.html?fbclid=IwAR3urxFvQWjpFy27Sm8brY3Y7LCM2b3ikO3GAdmzg3vGeQNzs23zhrM_D0o zur naturfeindlichen „Heckenpflege“ siehe: www.hecke.wg.vu und auf facebook: https://www.facebook.com/Heckenschutz.de/ (auch: „Notizen“)
6) Wie in Niedersachsen (https://www.ndr.de/nachrichten/Mangelnde-Kontrolle-bei-Ausgleichsflaechen,ausgleichsflaechen100.html) wurde auch im Münsterland ein systematisches Unterlaufen der Ausgleichsmaßnahmen aufgedeckt: https://www.muensterlandzeitung.de/ahaus/fehlende-ausgleichsmassnahmen-armin-siemes-behoerden-1423809.html
7) „Legitimierte Zerstörung von Biodiversität“, Heinrich Böll Stiftung 11/2018 (https://www.boell.de/de/2018/11/29/legitimierte-zerstoerung-von-biodiversitaet )
8) Links Verlag, Berlin 2017, S. 10
9) Siehe u.a. die Projekte mit Prof. Berthold: https://www.undekade-biologischevielfalt.de/projekte/aktuelle-projekte-beitraege/detail/projekt-details/show/Wettbewerb/1172/
und die Initiativen: NaturGarten e.V.: https://www.naturgarten.org/ und: Netzwerk Blühende Landschaft: http://bluehende-landschaft.de/
10) https://www.bfn.de/themen/biologische-vielfalt/nationale-strategie.html
11) https://www.google.com/maps/d/edit?mid=zHqu4_VmqlMQ.kJ_JjubRRI6E&usp=sharing
12) http://hecke.wg.vu/neue_hecken_und_biotopverbundlinien_und_krauts__ume/
13 ) http://hecke.wg.vu/naturnahe_heckenpflege/
14) UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung bis 2030, u.a.: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/un_agenda_f_r_nachhaltige_entwicklung_bis_2030_2036.htm

Autor:

Jürgen Kruse aus Schermbeck

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