Warum die Gesellschaft das Problem ist und nicht das Virus
Wir werden von der dritten Welle überrollt

Ministerin Gebauer hat möglicherweise vom Kawasaki-Syndrom oder anderen Covid19-Folgen bei Kindern keine Kenntnis. Vielleicht hat sie auch nicht damit gerechnet, dass das Virus nicht nach den Osterferien 2020 „erledigt“ ist - und befindet sich nun in den Osterferien 2021, immer noch ohne Konzept und guter Idee, wie sie ihrer Aufgabe gerecht werden kann. Die aktuellen Fallzahlen zeigen deutlich, dass die Anordnung „per decretum mufti“ eher zur Verbreitung des Virus beigetragen haben kann. Damit ebenso zu weiteren Mutationen, wenn es ganz schlecht gelaufen ist. Als wenn das Murmeltier jeden Tag grüßt, stehen aber auch die anderen Entscheidungsträger der Politik nunmehr über ein Jahr vor derselben Aufgabe, wie es scheint, machen dabei aber Fortschritte wie eine japanische Geisha in der Feudalzeit - während das Virus zu einem Tsunami heranwachsen droht...

Wenn ich ein Jahr zurückblickend beurteile, sehe ich viel Ignoranz und Leichtsinn, viel Dummheit und Arroganz. Die Fallzahlen steigen seit Wochen wieder auf ein bedrückendes Niveau, während im gleichen Verhältnis das Vertrauen in die Politik sinkt. Nicht nur ein Schelm könnte sich dabei Böses denken. Und so denke ich, dass sich offenbart, wie sehr unsere politische Kultur nicht mehr viel gemeinsam hat, mit unserer menschlichen Kultur.

Da haben wir auf der einen Seite die feigen Lügner, die absichtlich Informationen ignorieren, nicht weitergeben, Tatsachen verschweigen, kurz gesagt: ein großer Teil unserer politischen Elite - quer Beet durch sämtliche in den Parlamenten vertretenen Parteien. Aus dem Kalkül der Macht verlangt dieselbe politische Elite einen kurzzeitigen und halbherzigen Lockdown, der im Namen bereits Etikettenschwindel ist, um aus demselben Kalkül nach wenigen und nutzlosen Zeiträumen wieder das Gegenteil von den Bürgerinnen und Bürgern zu verlangen. Alles, ohne ordentliche Erklärung - mit Wissenschaftlern und ihrer Sprache, die an Priester aus dem Mittelalter erinnern, wenn sie lange vor der Bibelübersetzung von Luther, Gottes Worte in unverständlicher Sprache öffentlich äußerten. Mit Pfingsten hatte die Kirche seinerzeit nur theoretisch zu tun. Theo-Logisch - im Wortsinne - haben die Menschen erst durch das Verständnis wirklich die Wahl gewonnen, sich Gott zuwenden zu können. Weil aber immer noch viele Kirchenfunktionäre gedanklich im Mittelalter geblieben sind, rennen die verstehenden Menschen mittlerweile in Scharen davon. Nicht, weil sie sich in Massen von Gott abwenden, sondern angewidert sind, von der Kirche in der Tradition von Petrus. 

Ebenso verhält es sich aktuell mit der Demokratie. Ich erlebe keine Verdrossenheit meiner Mitmenschen von Politik. Die Menschen sind angewidert von Lobbyisten und Politikern, die man früher als Bonzen bezeichnet hätte, die um des Geldes Willen, politische Inhalte veräußern. Wenn also nun Massen von Menschen auf die Straße gehen, nicht mehr Wählen gehen, den Rücktritt der Kanzlerin skandieren - und wenn auch nur in sozialen Medien, liegt es nicht an dem Virus. Die Gesellschaft hat eine andere Krise. Diese Krise nennt sich Spaltung und Leugnung. Die meisten Parlamentarier dürften der Sprache nach, aus der Berufsgruppe der Juristen entstammen. Auch wenn sie, wie Ministerin Gebauer, dort nur als Gehilfinnen gearbeitet haben. Das Parlament besteht zum großen Teil aus Rechtsvertretern, die nun rechtschaffend Recht schaffen sollen. Und hier liegt das Problem. Der ein oder andere Politiker - zum Beispiel die Maskenhändler aus der Union - haben durch ihr Jura-Studium zumindest eine Idee, wie sie nach einem öffentlich gewordenen Geschäft maximal aus der Fraktion austreten müssen. Ansonsten verlieren sie nichts. Möglicherweise gehen sie anschließend nicht einmal beichten...

In den Medien sprechen dann also Juristen und Wissenschaftler mit Germanisten, die als Journalisten, eher der Sprache als der Wahrheit verpflichtet sind. Otto und Erna Normalverbraucher verstehen dann nur noch Bahnhof, meistens. Das wiederum führt zu schwindendem Vertrauen. Das wiederum führt dazu, dass inflationär gesetzte Maßnahmen nicht mehr greifen - weil sie allenorts unterlaufen werden. Es ist menschlich, Geburtstage feiern zu wollen, Urlaub machen zu wollen, gemeinsam in die Schule gehen zu wollen, der Erwerbstätigkeit nachgehen zu wollen. Teure Glaskästen und gepanzerte Limousinen haben eben nur diejenigen, die gleicher sind als die, von denen sie vergessen haben, dass sie sie gewählt haben. 

Die aktuelle Welle des Virus würde aus meiner Sicht nur aufgehalten werden, wenn wir als Gemeinschaft wie ein solidarischer Wellenbrecher funktionieren. Alle zuhause bleiben, vier Wochen echten Lockdown, finanzieller Ausgleich für alle, auf das Leben daheim konzentrieren, in Dankbarkeit für das Leben, welches wir haben - und schnell an einen offenbar intelligenten Gegner verlieren können. Denn das Virus passt sich dieser Situation ständig an. In England, Südafrika, Brasilien und anderswo. Die Gesellschaft läuft dieser Entwicklung hinterher. Für mich scheint es, dass unser Gegner schlauer ist. Tut mir leid. Wenn ich auch nicht der Bundeskanzler bin...

Autor:

Stephan Leifeld aus Schermbeck

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