Abrahamhaus soll Maßstäbe setzen

Auf dem Geländeversprung zwischen den beiden Sportplätzen will der SV Schermbeck das Abrahamhaus errichten.
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Schermbeck. Erste Abbrucharbeiten haben begonnen, der offizielle erste Spatenstich könnte noch im Oktober erfolgen: Das haben die rund 30 Zuhörer erfahren, die sich am Samstag vom SV Schermbeck über das geplante „Abrahamhaus“ informieren ließen. Architekt Johannes Brilo und Michael Steinrötter, Vorsitzender der Fußballabteilung, haben das Vorhaben in der Selecao-Halle erläutert.

Für die Statik zeichnet das Büro Thieken verantwortlich. Der Bauantrag wurde Ende August beim Kreis Wesel gestellt. Das Land fördert das Vorhaben mit 962.000 Euro und zu 80 Prozent aus dem Programm „Hilfen für Kommunen im Städtebau zur Integration von Flüchtlingen“. Bürgermeister Mike Rexforth hat beim Zugang zu diesem Fördertopf geholfen.

Gebäude wird kein Asylantenheim

Das Gebäude werde kein Asylantenheim, stellte Brilo nochmals klar. Das Haus, das zwischen den beiden Spielfeldern des Vereins entstehen soll, werde anderen Gruppen offenstehen und unterschiedlich genutzt werden, hieß es. „Ihr wollt doch nur ein Vereinsheim bauen“, griff er eine Kritik auf. „Ja, das wollen wir auch“, aber das Abrahamhaus soll darüber hinausgehen. So wird es Teil des Sportbandes, ein städtebauliches Konzept, an dem die Gemeinde arbeitet.
Mit dem Neubau soll die „Kirmes-Abteilung“, eine Ansammlung von Hütten und kleineren Gebäuden“, verschwinden. Die heute kaum noch nutzbaren Duschen sollen Ersatz bekommen. Den natürlichen Geländeversprung zwischen den Spielfeldern haben die Planer berücksichtigt und integriert. Inklusiv und behindertengerecht werde gebaut, hieß es. Zur Planung gehört auch eine kleine Bewegungshalle („keine aufwändige Sporthalle“), die anderen Gruppen offen stehen soll. Sport, Tanz, Theater und Spiele seien dort möglich. „Konzept heißt: Wir sind noch nicht am Ende“, stellte Brilo zum Planungsstand klar. Weitere Beteiligte sollen ins Boot geholt werden.

Integration ist ein Ziel des Vorhabens

Den Förderansatz, Integration zu leisten, erfüllt der SV Schermbeck mit rund 50 Flüchtlingen, darunter 20 bis 25 Jugendliche, die im Verein Sport treiben. Auch der Bereich Bildung soll berücksichtigt werden. Der SV sei die einzige Einrichtung in Schermbeck, in der gerichtlich verhängte Sozialstunden geleistet werden, erklärte Brilo. Auch mit der Integration von Langzeitarbeitslosen habe der Verein Erfahrung. Ein Vertreter der Caritas hat bei der Infoveranstaltung Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert.
„Energetisch werden wir einen Riesensprung nach vorne machen“, so der Architekt. Fotovoltaik soll auf dem Dach zum Einsatz kommen. Perspektivisch könnte auch die Flutlichtanlage mit Solarstrom betrieben werden. Neben neuen Duschen und Umkleiden im Erdgeschoss werden auf einer zweiten Ebene Ausbildungs- und Seminarräume entstehen, zum Beispiel für Sprachunterricht. Bei der Verständigung mit den Flüchtlingen gebe es größere Probleme als erwartet. Als großer Raum ist das Vereinsheim angelegt, einen kleinen Kiosk soll es ebenfalls geben. „Das wird keine Gaststätte“, so Brilo. Der SV wolle der Gastronomie keine Konkurrenz machen. Eine „kleine Geschäftsstelle“ und eine Werkstatt werden ebenfalls ins Abrahamhaus einziehen.
Rot und anthrazit-farbig soll das „ordentlich strukturierte Gebäude“ gestaltet werden. Über die Modernisierung der Außenanlagen, der Kunstrasenplatz ist 14 Jahre alt, werde noch zu reden sein.

Finanzieller Eigenanteil ist gesichert

Zu den Finanzen: 80 Prozent der Baukosten (rund 1,2 Millionen Euro) trägt das Land mit 962.000 Euro. Die restlichen 20 Prozent zahlt der SV je zur Hälfte über Spenden und Sponsoren sowie über Eigenleistung. Das Geld hat der SV zusammen. Den Innenausbau mit Zimmerei, Fliesenlegen und Streichen wollen die Sportler selbst bestreiten. Jede Stunde Eigenleistung wird mit 15 Euro verrechnet. Tatkräftige Hilfe ist willkommen. Listen und Termine mit den zu leistenden Arbeiten will der SV veröffentlichen. Brilo: Der Verein habe Erfahrung mit Eigenleistungen. Mit viel Baulärm rechnet er nicht. Wegen der Fördervorgaben muss das Haus bis Ende 2018 fertig sein. Im Mai soll der Rohbau stehen, die Bewegungshalle zwei bis drei Monate Bauzeit erfordern. Die Bodenplatte soll möglichst im November gelegt werden. Ziel sei es, örtliche Baufirmen einzubinden. Steinrötter zusammenfassend: „Für den SV Schermbeck ist das genau das Richtige.“ Mit dem Gebäude werde der Verein Maßstäbe setzen.

Auf dem Geländeversprung zwischen den beiden Sportplätzen will der SV Schermbeck das Abrahamhaus errichten.
Die "Kirmes-Abteilung", so der Spott über das Containerdorf an der Straße Im Trog, soll nach dem Bau des Hauses möglichst verschwinden.
Autor:

Andreas Rentel aus Schermbeck

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