Schermbecks Kläranlage wird kernsaniert

Projektleiter Christian Schwarz steht auf einem der beiden Faultürme und zeigt auf die beiden im Bau befindlichen Nachklärbecken.
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  • Projektleiter Christian Schwarz steht auf einem der beiden Faultürme und zeigt auf die beiden im Bau befindlichen Nachklärbecken.
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Von Andreas Rentel

Schermbeck. Die Kläranlage an der Alten Poststraße arbeitet weitgehend geräuschlos und Thomas Frieling als deren Betriebsleiter dort meist allein. Aber derzeit ist auf dem Gelände viel Betrieb. Die Baustelle brummt: Bis zu 20 Bauarbeiter und Handwerker sind fleißig, zwei große Kräne im Einsatz, Bagger rumpeln geschäftig. Seit April ist der Lippeverband als Betreiber der Schermbecker Kläranlage damit beschäftigt, diese umfassend zu sanieren und auszubauen.

Bis zum Jahr 2020 werden die Arbeiten dauern, sagt Projektleiter Christian Schwarz bei einem Rundgang. Rund 10,7 Millionen Euro werden verbaut, Planung inklusive. Die lange Bauzeit erklärt sich dadurch, dass die Anlage in Betrieb bleibt. Schwarz: „Es geht gar nicht anders.“

Anlagen halten im Schnitt 25 bis 30 Jahre

Anfang der 1970er Jahre errichtet und in den 1990ern ausgebaut, sei die Anlage reif für eine Kernsanierung, erklärt der Projektleiter. 25 bis 30 Jahre Lebenszyklus seien üblich, ergänzt Michael Steinbach, Pressesprecher des Lippeverbandes. Denn: „Die Anlage läuft immer, und sie muss einiges aushalten.“
„Schermbeck wächst“ ist der Lippeverband überzeugt, und so wird die Kläranlage von aktuell 16.000 auf 18.000 Einwohnerwerte vergrößert. Die Zahl sei nicht mit Personen gleichzusetzen, sagt Schwarz, vielmehr gehe es um einen Mischwert des Abwassers, den Mensch und Gewerbe produzieren. Von der Straße aus gut zu sehen sind die Bauarbeiten an den beiden neuen Nachklärbecken. Mehr als 20 Meter Durchmesser werden die Becken haben. Vom ersten ist derzeit erst die Bodenplatte zu sehen, beim zweiten sind die Bauleute mit dem Schalen der Wände beschäftigt. Gut für den Lippeverband: Die Baufläche, ehemalige Wiese und bislang verpachtet, ist sein Eigentum.
Lag die abschüssige Wiese maximal drei bis vier Meter unterhalb der Alten Poststraße, so sind die Bagger für die neuen Becken nochmal weitere sechs Meter in die Tiefe gegangen. „Die Becken verschwinden fast komplett im Boden“, schränkt Schwarz ein; Erdreich wird wieder aufgefüllt.

Viele Leitungen müssen neu gelegt werden

„Jede Menge neue Leitungen müssen noch gelegt werden“, auch solche zu den neuen Becken. Abgerissen wird das daneben liegende „Essener Becken“ (eine Erfindung der Emschergenossenschaft aus Essen, daher der Name). Dort entstehen ein Schlamm-Andicker samt Pumpwerk. Eine neue Kläranlage werden die Schermbecker nicht erhalten, aber eine kernsanierte, so Schwarz.
In vier Bauabschnitte hat der Lippeverband das Projekt gegliedert. Der letzte wird die Betonsanierung der beiden Faultürme betreffen. „Wir machen die gröbsten Sachen vorweg“, erklärt der Projektleiter das Prinzip. Wenn die Fachfirma aus Bad Oeynhausen die Baustelle räume, werde es auf der Anlage schon ganz anders aussehen, blickt er voraus. Ein Nachklär- wird noch zum Belebungsbecken umgebaut, und mit einer Ausstripp-Anlage (ein großer schwarzer Kasten) will der Lippeverband Gerüchen entgegenwirken, die beim Eintritt des Schmutzwassers in die Anlage auftreten. „Wenn das Wasser steht, fängt es an zu stinken“, beschreibt der Projektleiter das Problem. Das große Einzugsgebiet mit langen Wegen zur Anlage mache sich hier bemerkbar.
Die Elektrik wird noch saniert, das Betriebsgebäude ebenfalls. Bis dahin muss Betriebsleiter Frieling mit seinem Büro in einen Container umziehen. Vermutlich freut er sich darauf, wieder zurückzukehren – und darauf, dass auf der Schermbecker Kläranlage wieder Ruhe einkehrt.

So funktioniert eine Kläranlage:

Von der mechanischen zur biologischen Reinigung, vom Groben ins Feine: Nach diesem Muster lässt sich die Arbeitsweise beschreiben. Der Rechen holt groben Schmutz heraus, der Sandfang kleinere Schwebstoffe. Der Sand wird gereinigt und abgegeben. Wenn die Stoffe zum Absinken zu fein sind, kommt die biologische Stufe zum Einsatz. Das passiert in den mit Sauerstoff angereicherten Belebungsbecken. Das über die Nachklärbecken gesäuberte Wasser wird in den Schermbecker Mühlenbach eingeleitet, der in die Lippe mündet. Dass in den Faultürmen aus dem Schlamm (Abfallprodukt der Klärung) entstehende Gas wird auf der Anlage zur Stromerzeugung genutzt. Der Schlamm wird schließlich verbrannt oder deponiert.

Autor:

Andreas Rentel aus Schermbeck

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