Halstuch à la cravate

Am Anfang soll eine Militärparade, der Ludwig XIV. im Jahre 1663 in Versailles beiwohnte, gestanden haben. Zu den Truppen, die an dem Sonnenkönig vorbei defilierten, gehörte der Legende nach auch ein Reiterregiment kroatischer Söldner. Bestandteil der kroatischen Uniform war ein um den Hals gebundenes Tuch. Die Enden der Knoten hingen bis auf die Brust.

Das geknotete Tuch soll auf den modebewussten Monarchen tiefen Eindruck gemacht haben, so dass er fortan selbst ein Halstuch à la cravate (nach kroatischer Art) getragen haben soll.

Warscheinlich setzte sich das Halstuch à la cravate als Kleidungsstück schon früher durch. 1635, während des Dreißigjährigen Krieges, waren rund 6.000 Kroaten in Paris stationiert. Bereits um 1650 soll sich die Krawatte als modisches Accessoire bei Hofe durchgesetzt haben.

So oder so – die Transformation des kroatischen Uniformteils in ein modisches Kleidungsstück durch den französischen Adel gilt als Ursprung der Krawatte. Ausgehend vom Absolutismus setzte sie sich als unverzichtbares Kleidungsstück des Mannes durch.

Schöner Chic versus Männlichkeitssymbol

Welche Bedutung der Krawatte im Laufe der Zeit zukam, verdeutlicht die (männliche) Stil-Ikone der Belle Époque: der Graf Robert de Montesquiou – Dichter, Romancier, Dandy im gesellschaftlichen Leben der Pariser Gesellschaft und Mitglied einer der ältesten und vornehmsten französischen Adelsgeschlechter – diente Marcel Proust nicht nur als Vorbild für den Baron de Charlus in „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Proust, der mit Montesquiou jahrelang befreundet war, berichtet von „den zarten Pastellfarben der über hundert Krawatten“, die der eitle Graf in einer Vitrine im Ankleidezimmer ausgestellt hatte. Montesquiou soll die Krawatte gelegentlich durch einen Veilchenstrauß ersetzt haben.

Doch die Krawatte zeichnet ihren Träger nicht nur als eleganten Ästheten aus. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich im rheinischen Karneval die Tradition durchgesetzt hat, dass die Närrinnen an Weiberfastnacht Männern die Krawatten abschneiden. Das Modeaccessoire hatte sich auch zum Symbol männlicher Macht gewandelt. Das Abschneiden an dem Tag, an dem die Frauen das Patriachat auf den Kopf stellen, ist insofern nur folgerichtig.

Auch heute wird die Krawatte – dem postmodernen Prinzip des „Alles kann, nichts muss“ zum Trotz – getragen. „Krawatten“, erläutert Manuel Sieker von „Mode für Männer“ in Schwelm, „kann man lässig für Alltag oder gediegener für die Arbeit tragen – so wie man es mag.“

Lässig im Alltag, gediegen im Beruf

Die meisten Krawatten sind heutzutage zwischen fünf und acht Zentimeter breit. Die Breite ist modischen Veränderungen unterworfen. „Derzeit spielt die sechs Zentimeter breite Krawatte eine Rolle. Die sieben bis acht Zentimeter breite Krawatte stirbt langsam aus“, erklärt Manuel Sieker.

Klassisch ist die unifarbene Krawatte für den Anzug, doch passend zu jedem Typ werden auch Krawatten in mehrfarbigen Mustern getragen.

Auch beim Knoten gibt es verschiedene Varianten. „der normale Knoten ist am einfachsten“, sagt Manuel Sieker. Ein Klassiker ist der Windsor-Knoten. Der auf den Herzog von Windsor – der unter dem Namen Eduard VIII. bis zu seiner Abdankung im Dezember 1936 König von England war – zurückgehende Knoten gilt zwar als schwierig zu binden, überzeugt aber mit seiner Schlichtheit, mit der ihn der Träger zu verschiedenen Anlässen nutzen kann.

„Die Knoten hinterlassen Spuren, die sich durch Bügeln entfernen lassen“, wie Manuel Sieker erläutert. Die Krawatte sollte man im Kleiderschrank am besten hängen lassen. Je nach Qualität des Stoffes – hochwertige Krawatten sind entweder aus Schurwolle oder aus Seide hergestellt – sind die Stücke unterschiedlich dick.

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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