Friedenspreis fürs Ehrenamt

Stellvertretend nahm Bürgermeisterin Imke Heymann den Preis von Laudator Wilhelm Wiggenhagen entgegen. | Foto: Svenja Kruse
  • Stellvertretend nahm Bürgermeisterin Imke Heymann den Preis von Laudator Wilhelm Wiggenhagen entgegen.
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Einmal im Jahr, am Volkstrauertag, findet die Verleihung des Ennepetaler Friedenspreises statt. Dessen Träger können sowohl Bürger als auch Vereine, Klassen, Gruppen oder Einzelpersonen sein.

Der Träger muss sich in der Vergangenheit um die „Erhaltung, Schaffung oder Förderung des Friedens und der nachbarschaftlichen und zwischenmenschlichen Beziehungen in Ennepetal ehrenamtlich verdient gemacht haben,“ heißt es vom unabhängigen Kuratorium, das über die Preisträger entscheidet.

Eine Premiere nach über 30 Jahren

Eines aber hat es in der nunmehr 34-jährigen Geschichte der Preisverleihung noch nicht gegeben: Erstmals wird künftig kein bestimmter Name, keine bestimmte Gruppe in der Liste der Preisträger zu finden sein, stattdessen wurden alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in der Stadt Ennepetal für die Unterstützung in der Flüchtlingsherausforderung geehrt. Stellvertretend dafür nahm Bürgermeisterin Imke Heymann die Urkunde entgegen. „Wie viele ehrenamtliche Unterstützer in der Arbeit mit den Geflüchteten tätig sind, können wir gar nicht genau sagen“, betont Laudator und Kuratoriumsvorsitzender Wilhelm Wiggenhagen in seiner Rede. Zwar seinen etwa 200 Ehrenamtler bei der Stadt registriert, doch engagier(t)en sich seit Mitte des vergangenen Jahres wesentlich mehr Bürger in diesem Bereich. „Ich erinnere mich noch gut an den 15. September 2015, als ich einen Anruf bekam, dass am kommenden Freitag, also bereits drei Tage später, 100 geflüchtete Menschen nach Ennepetal kommen werden“, berichtet Wiggenhagen von den Anfängen der Willkommenskultur in der Klutertstadt, die sich nach und nach immer weiter ausgebaut hat. Ohne lange zu zögern machten sich die zuständigen Mitarbeiter der Stadt an die Arbeit, kurzum eine Notunterkunft in der Dreifachhalle einzurichten. „Das alles zu stemmen, ohne die Unterstützung der Bürger, das hätten wir alleine sicherlich kaum geschafft“, betont der ehemalige Bürgermeister.

Viel Arbeit und unendliches Engagement

Tag und Nacht bemühten sich die Beteiligten um die Schaffung einer möglichst angenehmen, übergängigen Bleibe für die Geflüchteten, die überwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan kamen. Anstatt der angekündigten 100 Menschen trafen in der Nacht von Freitag und Samstag schließlich 45 Männer, Frauen und Kinder ein, deren Betreuung bei der Ankunft zunächst ein Team des Kinderschutzbundes übernommen hatte. „Dass auch an den Tagen danach alles mindestens zufriedenstellend funktioniert hat, das haben wir vor allem den Ehrenamtlern in unserer Stadt zu verdanken“, hob Wiggenhagen das Engagement der Bürger hervor. Bereits am Sonntag konnten einige Familien beim Tag der offenen Tür im Mehrgenerationenhaus und beim Heimspiel des TuS Ennepetal begrüßt werden. „Umso eher können Sie, liebe Gäste nun vielleicht nachvollziehen, wie schwer es den Mitgliedern des Kuratoriums gefallen ist, eine einzelne Person als Preisträger oder Preisträgerin auszuwählen, schließlich konnte die Herausforderung nur gemeistert werden, dank des einzigartigen Einsatz so vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer“, so der Laudator.
Seit der Ankunft vor rund 14 Monaten hat sich bisweilen einiges getan: Ein Großteil der Menschen nimmt mittlerweile an Sprachkursen teil, konnte eigene Wohnungen beziehen und die „Bär-Bar“, eine Begegnungsstätte für interessierte Bürgerinnen und Bürger und die Menschen, die hierher geflohen sind, wurde vom Kinderschutzbund eröffnet.

Bürgermeisterin stellvertretend für die Preisträger

In diesem Zuge betonte auch Imke Heymann als Nachfolgerin von Wilhelm Wiggenhagen die Wichtigkeit des Ehrenamtes, „ohne das die Flüchtlingsarbeit unmöglich zu leisten wäre.“ Bruno Hessel ist Mitglied des Soli-Flüchtlings-Fonds hielt stellvertretend für die Geehrten die Dankesrede, bedankte sich bei allen Helfern und den Zuspruch des Kuratoriums, betonte aber auch die „hervorragende Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt und Verwaltung“ sowie die Bereitschaft in der Bevölkerung den Mitmenschen zu helfen. „Es ist fast wie eine neue Subkultur, so etwas kannten wir bisher in unserer Stadt nicht, es gab und gibt keine einfache Lösung und trotzdem können wir das zusammen meistern.“ Dass die Willkommenskultur gelungen ist, das zeigt nicht zuletzt die Integration der jungen Geflüchteten: Abdulbari Hussein richtete ebenfalls einige Worte an die Anwesenden. Seit 12 Monaten ist der junge Syrer in Ennepetal und ist „unendlich froh, hier in Sicherheit und Frieden leben zu können.“
Ehe sich die Preisverleihung langsam dem Ende neigte untermalten die Jeki-Chorkids, das Blockflötenensemble sowie der Chor der Musikschule Ennepetal unter der Leitung von Susanne Filler die Veranstaltung in einem besonderen musikalischen Maße.

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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