Wirtschaft vor Ort: Mittelstand ist die Lebensader der Stadt

Müssen über so manche Pläne „brüten“: v.l. Beigeordneter Bernd Woldt, Bürgermeister Ulli Winkelmann und Wirtsschaftsförderer Detlef Merken Foto: Pielorz
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Auch zum Abschluss des Jahres 2014 sprach der STADTSPIEGEL mit der Stadtspitze von Sprockhövel über die heimische Wirtschaft. Der Mittelstand ist Rückgrat und Lebensader der Stadt.

„Die mittelständischen Unternehmen halten Sprockhövel am Leben. Die Leiter dieser Betriebe haben noch soziale Verantwortung und leben diese auch. Viele Firmen sind familiär aufgestellt und die Idee des Miteinander ist die Lebensader unserer Stadt“. Fr den neuen Bürgermeister Ulli Winkelmann ist dies die entscheidende Perspektive.
So gibt es beispielsweise eine Firma, deren Führung durchaus überlegt hat, die Stadt zu verlassen. „Aber die Belegschaft wollte hier nicht weg und weil man die Belegschaft halten wollte, hat man sich schließlich darauf geeinigt, nicht nur hier zu bleiben, sondern noch zu investieren und sich zu vergrößern.“
Für Winkelmann auch ein Grund, die Fachkräfte vor Ort zu nutzen. „ Es kann und muss nicht jeder ein Abitur machen und studieren. Mit der Mathilde-Anneke-Schule und der Gesamtschule haben wir zwei weiterführende Schulen in der Stadt, die andere Perspektiven bieten und die den Betrieben Fachkräfte vor Ort anbieten können.“
Vor allem freut sich die Stadtspitze auch darüber, dass von den wenigen Gewerbebrachen erneut eine Fläche einen neuen Investor gefunden hat. „Die Fläche der früheren Firma Sedus Stoll ist verkauft. Auch bei einer Fläche der früheren Firma Hausherr sind wir auf gutem Wege. Sorgenkind bleibt allerdings die Zeche Alte Haase. Hier warten wir auf ein Eintwicklungskonzept“, fasst der Beigeordnete Bernd Woldt die Entwicklung zusammen.
Überhaupt bereitet das Thema Gewerbeflächen Sorgen. „In Niedersprockhövel haben wir außerhalb des Gebietes Tackenberg/Hilgenstock nichts mehr, im Engelsfeld und in der Stefanbecke gibt es noch kleinere Flächen. Aber das war es auch schon. Für uns ist die interkommunale Zusammenarbeit sehr wichtig. Zusammen mit anderen Städten planen wir im Bereich Kreuz Wuppertal-Nord. Das ist aber langfristig zu sehen. Der Regionalplan wird 2018/19 verabschiedet und es ist eine Chance, dieses Gebiet zu beplanen, denn ein solcher Regionalplan hat eine Gültigkeit von 15 bis zwanzig Jahren. Ist er einmal verabschiedet, lässt sich viele Jahre nichts mehr daran ändern. Mittelfristig stellt sich die Situation in Niedersprockhövel dar. Hier stellen wir einen Bebauungsplan auf, das dauert aber auch drei Jahre, bis sich Betriebe ansiedeln können.“

Vernetzungen sind geplant

Auch im Bereich Tourismus werden Vernetzungen mit anderen Städten sehr begrüßt. „Der Südkreis ist hier sehr aktiv, für Hattingen gilt das eher weniger.“
Sprockhövel, da ist man sich aufgrund der Prognosen sicher, wird sich in den nächsten Jahren nicht verkleinern. „Sprockhövel hat nach den Prognosen den geringsten Einwohnerrückgang zu verzeichnen. Da schließt sich wieder der Kreis zu den mittelständischen Unternehmen, die hier vor Ort Arbeitskräfte finden, die oft auch hier wohnen“, so Winkelmann.
Auch beim geplanten Anstieg der Gewerbesteuer auf 460 Prozentpunkte stehe man gut da. „Zum einen konnten wir die Steuer fünf Jahre stabil halten. Zum anderen liegen beim EN-Kreis nur Breckerfeld und Ennepetal unter den Werten von Sprockhövel. Ab 2016 gehen Witten und Hattingen sogar über die 500 Prozentpunkte hinaus. Wir haben in einer Diskussion mit den Bürgern das Thema öffentlich gemacht, vor allem auch im Hinblick auf die Grundsteuer B. Wir können den Bürgern auch Wahrheiten zumuten, wenn wir sie richtig erklären. Ich glaube, dass haben wir gemacht.“
Und, so Winkelmann, es gäbe ja durchaus Städte wie Monheim mit einer sehr niedrigen Gewerbesteuer. „Natürlich lockt das Firmen an. Es macht aber auch Probleme mit den angrenzenden Kommunen und mit zu leistenden Ausgleichzahlungen.“
Man dürfe auch nicht vergessen, bei allen Problemen stöhne man schon auf hohem Niveau. „Ich habe gerade unsere Partnerstadt Oelsnitz besucht. Mit 18.800 Euro brutto ist dies der Landkreis mit dem niedrigstem Einkommen in Deutschland. Die Kinder leben oft bei den Großeltern, weil ihre Eltern mehrere hundert Kilometer entfernt einen Job haben. Da stellt sich der Arbeitsalltag nun wirklich völlig anders dar als hier in Sprockhövel.“
Ein noch auszubauendes Pfund ist für die Stadtspitze auch der Tagestourismus. „Bei dem radweg sind wir auf einem sehr guten Weg. Bei den Werbegemeinschaften haben wir das Problem, dass sich in Hasslinghausen diese von selbst trägt, das Einzelhandelskonzept umgesetzt hat, welches vor zwei Jahren erstellt worden ist. Die Leerstandsituation wurde verbessert und bringt neben natürlicher Fluktuation eigentlich keine Probleme. Unser Protest gegen das geplante Fachmarktzentrum im Rahmen der Ikea-Ansiedlung in Wuppertal hat gefruchtet und das Thema ist vom Tisch. Ein Auge haben wir auch auf das geplante Outlet-Center in Remscheid. Und wir sind in guten Gesprächen bezüglich eines Drogeriemarktes in Hasslinghausen, der sich im ehemaligen Kaiser-Gebäude ansiedeln wird.“
So positiv die Entwicklung in Hasslinghausen ist, enttäuschend ist Niedersprockhövel. „Vor allem müsste es doch möglich sein, auch in der Vorweihnachtszeit etwas anzubieten. Vor dem ersten Advent wäre ein ideales Wochenende, rund um die Kirche wieder einen kleinen Markt zu etablieren“, so Winkelmann.
Er habe, meint er dann, für 2015 schon eine Idee, die er mal angehen wolle... „Es muss da einfach etwas passieren.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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