Sommergespräch mit... Bettina Bülow-Böll und Christoph Böll

Bettina Bülow-Böll und Christoph Böll vor dem Atelier. Foto: Pielorz
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Es ist einer dieser seltenen Augenblicke – das Künstlerehepaar Bettina Bülow-Böll und Christoph Böll gemeinsam im Interview zu erleben. Sie, die quirlige Malerin; er, der eher nachdenklich und ruhig wirkende Dokumentarfilmer.

In ihrer beider Arbeit verschwimmen die Jahreszeiten – im letzten November zum Beispiel fuhren sie gemeinsam zum Film- und Fotoshooting nach Bologna. In den Arkaden von Bologna stellte sie im Februar/März dreißig ihrer Werke aus. Er zeigte Dokumentarfilme über die Stadt in Italien, die ihre vielen Arkaden gern als Weltkulturerbe eingetragen sähe. Der Winter, der ein Sommer war – sie stand im Atelier, einem früheren Reitstall, und malte. Er schnitt seine Filme. Und das alles in einer ländlichen Idylle mit weitem Blick.
Im jahreszeitlichen Sommer, so wie jetzt, kommt der Duft von frischem Gras dazu. Auf der Weide nebenan stehen meistens Kühe. „Hier ist unser Ruhepol und das seit zwanzig Jahren“, sagen beide. Es war der Zufall, der sie von der Wohnung im Lechnerhof genau hierher führte. Im Sommer genießen beide den Garten, leicht verwildert, verwunschen – als ob er selbst gerne Kulisse für Filme und Bilder würde. Die Wärme mögen sie, die Hitze nicht. „Da zieht es uns auch einmal gern nach Irland oder nach Cornwall“, sagt Bettina Bülow-Böll. Aber sie lieben auch die Ruhr – und fänden eine Seilbahn über die Ruhr zur Burg Blankenstein toll. Oder die Reaktivierung der alten Ruhrfähre. Wassersport betreiben sie nicht, aber Wasser ist für die Malerin immer ein Thema – man denke an ihre legendären Freibad-Bilder.
Motive sammeln – für Film und Leinwand. Mit der Kamera unterwegs sein, manchmal aber auch nur mit dem Mobiltelefon. „Man hat mit der Kamera einen anderen Blick“, sagt Christoph Böll, übrigens ein Neffe von Schriftsteller Heinrich Böll. Er filmte schon als Student der Ruhr-Universität, alles Mögliche, scheinbar oft das Belanglose. Eine Entscheidung für den Beruf Filmregisseur gab es wohl nie - eher den Ruf, einer Berufung zu folgen. Die auch mal ihre Tiefen hatte. Doch das ist kein Sommerthema.

Leben in friedlicher Natur

Jetzt und hier, inmitten der Natur, ist es friedlich. In einem Interview in der „Welt am Sonntag“ 2015 wird Böll zitiert mit den Worten: „Ein Film ist wie ein Spiegel, den ich mir selbst vorhalte. Man könnte auch malen, aber ich finde Filmen spannender“. Das Malen macht ja auch schon seine Frau.
Feste und Massenveranstaltungen liegen beiden nicht. Auch nicht der permanente Besuch von Theater oder Kunstszene – nur ab und zu, ausgewählt, sind beide dort präsent. Mit beiden sei man ja beruflich eng verbunden – da dürfe das Private auch andere Wege gehen. Sie sind beide gern zuhause, genießen ein Essen im Garten – Grillen muss nicht sein. Ein leichter Weißwein, auch ein alkoholfreies Bier und schon gar nicht immer Fleisch. Leichte Küche.
Im Urlaub greifen beide gern zum Buch. „Ich bekomme ein Buch zum Geburtstag geschenkt, im Urlaub lese ich es“, so Böll. Festlegen auf ein Genre will er sich nicht. Wie es eben kommt. Und Drehbücher? „Ich drehe ohne sie. Meistens. Da muss ich nix lesen.“
Drei Ausstellungen hat Bettina Bülow-Böll gerade gehabt: Witten, Bologna, Braunschweig. Jetzt ist Pause. Auch eine Drehpause für Christoph Böll. Für Thyssen-Krupp drehte er die Trilogie „Sinnlichkeit Stahl“, für den TÜV Rheinland einen Film über das Unternehmen. In NRW sei er meistens unterwegs, die Themen für Filme ganz verschieden. Sprockhövel, seinen Wohnort, nennt er „Insel der Glückseligen“. Die nah gelegene Autobahn mit dem ständigen Rauschen – für den Filmemacher nicht störend. „Ich denke an die Windrichtung – dann haben wir Ostwind, wenn das Rauschen lauter ist“.
In sich ruhen, das tun wohl beide. Jeder für sich, aber auch gemeinsam. Sonst könnten sie ihrer künstlerischen Arbeit wohl auch nicht nachgehen.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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