„Aus der eigenen Brutstätte“
Wirtschaftsentwickler Ralf Meyer im Gespräch über die Förderung von Start-ups

Ralf Meyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bochum, auf der Terrasse des Coworking-Space Funk-Haus an der Kortumstraße. | Foto: Demuth
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Junge Leute sollen an den Bochumer Hochschulen nicht nur ausgebildet werden, sondern danach in der Stadt bleiben und Start-ups gründen. „Dafür wollen wir die Voraussetzungen schaffen“, erklärte Ralf Meyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bochum (WEG), am Mittwoch, 31. Juli, im Sommergespräch.

Hintergrund dieser Bemühungen ist Bochums „große Schwäche“. Die Stadt nehme zu wenig Gewerbesteuer ein, so Meyer. Um dies zu ändern, sind Ansiedlungen und florierende Gewerbe erforderlich. Diese will die WEG nicht nur von außen nach Bochum holen, „sondern auch aus der eigenen Brutstätte“.
Dazu hat die WEG zum Beispiel mit der Ruhr-Universität 20 Millionen Euro vom Land für das Exzellenz-Start-up-Center „World Factory“ eingeworben. Innerhalb von fünf Jahren sollen damit pro Jahr 10.000 Studenten erreicht werden, um sie für eine Gründung zu interessieren. Die Möglichkeit einer Gründung „soll in die Lerninhalte der Unis integriert werden“, erläuterte Meyer. Mit dem Geld werden den Studierenden neben Wissen Labore und Maschinen an der Uni zur Verfügung gestellt, um etwa für ihre Produktidee einen Prototypen zu entwickeln.
Als weitere Maßnahme, um das Thema Start-up mit Bochum zu verbinden, wird der RuhrSummit, das drittgrößte Gründungsevent Deutschlands, künftig dauerhaft in Bochum etabliert. Zusammen mit den Städten Dortmund, Duisburg, Mülheim, Gelsenkirchen und Essen hat die WEG außerdem den ruhr:Hub mit Sitz in Essen gegründet, der die Gründungskultur fördert. Ziel sei es, die Gründungsunternehmen sichtbarer zu machen, so Ralf Meyer, der Aufsichtsratsvorsitzender des ruhr:Hub ist.

Eigenes Start-up

Auch hat die WEG in diesem Jahr mit dem Unternehmen Digital Shift ein eigenes Start-up, das seinen Sitz an der Rottstaße hat, gegründet. Die Mitarbeiter entwickeln digitale Lösungen für Bürgerdienste.
Darüber hinaus verweist Meyer auf die Gründungs- und Technologiezentren in Bochum, darunter das BioMedizinZentrum, das Zentrum für IT-Sicherheit, das Energieeffizienzzentrum und das Technologiezentrum Ruhr.
„Wir haben jetzt eine Gründungsinfrastruktur, die beispielhaft ist. Wir können jedem, der aus der Uni kommt und ein Unternehmen gründen möchte, etwas bieten.“ 2018 hat die WEG 78 Gründungsvorhaben betreut. Diese Zahl werde jedoch einer Stadt mit 60.000 Studenten nicht gerecht. „Bis 2024 wollen wir die Zahl auf 400 steigern“, so Meyer. Inklusive der Vorhaben, die nicht aus Hochschulen hervorgehen, sollen es künftig 500 pro Jahr sein. „Dabei entstehen allerdings nicht aus allen Vorhaben Gründungen.“

IT-Sicherheit und Gesundheitswirtschaft

Als Branchen mit wirtschaftlichem Mehrwert stehen bei der Neugründung IT-Sicherheit und Gesundheitswirtschaft im Fokus. „In der Softwareentwicklung für IT-Sicherheit und in der Medizintechnik wird es eine Menge an Gründungen geben“, nannte Meyer Beispiele. Die meisten Unternehmen starteten mit vier, fünf Mitarbeitern, würden dann aber wachsen. Die Firma Escrypt etwa, die sich ebenfalls mit IT-Sicherheit beschäftigt, baue jetzt für 2.000 Mitarbeiter auf dem Areal Mark 51°7.
Grundsätzlich stehen bei Start-ups coole Büros in urbaner Umgebung hoch im Kurs. So hat sich beispielsweise in der Bochumer Innenstadt der Coworking-Space Funk-Haus an der Kortumstraße 68 angesiedelt, und an der Stühmeyerstraße wird die ehemalige „Eisenhütte“ für die KoFabrik umgebaut. Daneben sollen die Coworking-Spaces Work Inn an der Ecke Viktoriastraße / Südring und City-Tower an der Ecke Südring/Universitätsstraße entstehen.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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