Bücherkompass

Beiträge zum Thema Bücherkompass

Kultur

Dana von Suffrins Roman „Nochmal von vorne“
Ich merkte mir alles

„Ja, Humor ist natürlich ein Bewältigungsmechanismus, aber auch die einzige Waffe, die ich habe“, hatte die 38-jährige Schriftstellerin Dana von Suffrin kürzlich über ihren neuen Roman erklärt. Für ihren Debütroman „Otto“ (2019), der um einen jüdischen Familienpatriarchen kreiste, war die in München lebende promovierte Historikerin u.a. mit dem Hölderlin-Preis ausgezeichnet worden. Im neuen Roman versucht die Protagonistin Rosa Jeruscher die eigene Familiengeschichte nicht nur zu...

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  • 28.03.24
  • 1
Kultur

Uwe Timms Band „Alle meine Geister“
Erinnern oder vergessen?

"Erinnern ist ein merkwürdiges Vergessen", heißt es im neuen Band von Uwe Timm, der (ganz bewusst) ohne Genrebezeichnung erschienen ist. Es geht darin um Erinnerungen, um die Beleuchtung von Lebensetappen und um fürs spätere Leben wegweisende Erfahrungen. Ohne selbstverliebte Nabelschau und ohne pathetisches Geraune. Timm umkreist die Jahre zwischen 1955 und 1960 mit kritischem Blick, stellt latent wieder die Frage, wie sein Leben hätte verlaufen können, wenn er irgendwann anders „abgebogen“...

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  • 09.10.23
  • 1
Kultur

Thomas Hettches Roman „Sinkende Sterne“
Die dunkelhäutige Bischöfin

„Dieser unheimliche See, den es nicht geben sollte. Ich trat ganz nahe an seinen Rand und spähte in das klare Wasser. Dicht unter der Oberfläche die Dächer der versunkenen Häuser, sie schienen zu tanzen im leichten Wellengang“, heißt es im neuen Roman des 59-jährigen Schriftstellers Thomas Hettche, der um eine abenteuerliche Reise in die Schweiz kreist, wo in der Bergwelt nach einer Naturkatastrophe alles aus dem Lot geraten ist. Hettche, einer der profiliertesten und vielseitigsten Romanciers...

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  • 28.09.23
  • 1
Kultur

Maxim Billers Roman „Mama Odessa“
Anders und doch ähnlich

"Im Mai 1987 – ich war erst sechsundzwanzig Jahre alt – schrieb mir meine Mutter auf einer alten russischen Schreibmaschine einen Brief, den sie nie abschickte." Mit diesem Satz eröffnet Maxim Biller seinen äußerst facettenreichen, stark autobiografischen Roman „Mama Odessa“, der um eine komplizierte, aber liebevolle Mutter-Sohn-Beziehung und um das Gefühl des Fremdseins kreist. Der inzwischen 63-jährige Maxim Biller gilt seit rund drei Jahrzehnten als „enfant terrible“ des deutschsprachigen...

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  • 16.08.23
Kultur

David Schalkos Roman „Was der Tag bringt“
Der Kuckuck und Duchamp

"Im Eigentlichen ist es ein existenzialistischer Roman, weil es um das geht, was übrig bleibt, wenn Arbeit wegfällt oder andere Dinge, die den Tag strukturieren“, hat der österreichische Autor David Schalko über seinen neuen Roman „Was der Tag bringt“ erklärt. Der Wiener David Schalko, der im Januar seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, ist vor allem bekannt geworden als Autor von Fernsehserien wie "Willkommen Österreich" und "Braunschlag" und mit Filmen wie "Aufschneider" mit Josef Hader....

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  • 16.06.23
Kultur

Frank Goosens Roman „Spiel ab“
Zwischen Grätsche und Abseits

„Ich habe zwar auch an der Verklärung mitgeschrieben, aber immer versucht, das ironisch zu brechen“, hatte Frank Goosen vor einigen Jahren über seine Rolle als „Ruhrgebiets-Autor“ in einem Interview erklärt. Der 56-jährige Goosen war einst mit seinem Partner Jochen Malmsheimer als kabarettistisches Tresenleser-Duo zu respektabler Popularität gelangt und hatte erst relativ spät zur Literatur gefunden. Dann startete er aber mit seinem später erfolgreich verfilmten Romandebüt „Liegen lernen“...

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  • 13.04.23
  • 1
  • 1
Kultur

Michael Kumpfmüller: „Mischa und der Meister“
Jesus besucht Berlin

„Worum wir dich bitten, ist, dass du Jeschua für ein paar Tage begleitest. Er wird demnächst da sein, jedoch nicht für lange, was man bei ihm vorher nie genau weiß, da er sich ungern festlegt. Er ist zum ersten Mal in der Stadt, deshalb braucht er jemanden, der ihn herumführt.“ Diese Bitte wird der Hauptfigur Mischa angetragen – ein junger Russe, der in Berlin Slawistik studiert, in die russische Literatur vernarrt ist und ein wenig schüchtern und verträumt durch die Metropole vagabundiert....

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  • 10.09.22
Kultur

Erik Fosnes Hansens neuer Roman „Zum rosa Hahn“
Herzschlag im Gold

"Auf der Landstraße zwischen Cottbus und Berlin bewegten sich zwei Goldmacher." So beginnt der 57-jährige norwegische Erfolgsautor Erik Fosnes Hansen seinen neuen Roman. Eine Landstraße zwischen Cottbus und Berlin ist ebenso real wie der Handlungsort Jüterbog. Die geografische Verortung des abenteuerlich anmutenden Geschehens geht zurück auf Fosnes Hansens Aufenthalt als Stipendiat auf dem nahe gelegenen Schloss Wiepersdorf. „Meine Frau hat zu mir gesagt: Ich beobachte Dich seit 15 Jahren beim...

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  • 24.06.22
  • 1
Kultur

„Bretonisches Lied“ von Nobelpreisträger Le Clézio
Ungewollt aktuell

„Als die Bombe explodierte, war ich noch ein Kind, das seine Gefühle nicht in Worte fassen konnte. Mein ganzes Wesen ist in diesem Schrei.“ So beschreibt der inzwischen 82-jährige französische Schriftsteller Jean-Marie-Gustave Le Clézio Erinnerungen an seine Kindheit, die im zwei Erzählungen umfassenden Band „Bretonisches Lied“ vorliegen. Als Le Clézio im Oktober 2008 völlig überraschend der Nobelpreis für Literatur zugesprochen wurde, rühmte ihn die Stockholmer Akademie als "Verfasser des...

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  • 22.04.22
  • 2
Kultur

Maxim Billers schmaler, provozierender Roman „Der falsche Gruß“
Moral auf der Briefwaage

Findet in diesem Herbst das große Hinterfragen moralischer Kategorien bei den Schriftstellern der mittleren Generation statt? Eva Menasse hat sich in ihrem opulenten Opus „Dunkelblum“ mit einem dunklen Kapitel der Geschichte im Burgenland auseinander gesetzt, Johanna Adorján beschäftigte sich in ihrem Roman „Ciao“ mit Veränderungen im Feuilleton-Betrieb, und nun deckt der große Provokateur Maxim Biller mit seinem kurzen, novellenhaften Roman gleich beide Bereiche ab – das Geschichtsbewusstsein...

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  • 04.09.21
Kultur

Eva Menasses Roman „Dunkelblum“
Nicht das Ende der Geschichte

„Ich wollte keinen historischen Roman schreiben, sondern eine paradigmatische Menschheitsgeschichte, wie sie eben immer wieder passiert“, erklärte die Schriftstellerin Eva Menasse über ihren opulenten Roman „Dunkelblum“. Die 51-jährige Menasse, Halbschwester des Schriftstellers Robert Menasse und Ex-Ehefrau des Erfolgsautors Michael Kumpfmüller, hatte 2005 mit ihrem opulenten und verdientermaßen hochgelobten Debütwerk "Vienna" gleich für reichlich Furore gesorgt. Vor acht Jahren hatte sich die...

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  • 23.08.21
Kultur

Johanna Adorjáns ambitionierter Zeitgeist-Roman „Ciao“
Feuilleton und digitaler Wandel

Wenn eine bekannte Feuilletonistin in ihrem Roman über eine männliche „Edelfeder“ des Metiers schreibt, einen Blick in den inneren Zirkel einer großen Zeitung wirft und vehement verneint, dass es sich um einen Schlüsselroman handelt, dann birgt dies jede Menge Stolperfallen, und es ist äußerste Vorsicht geboten. Autorin Johanna Adorján, die gerade ihren 50. Geburtstag gefeiert hat, war 15 Jahre für das Feuilleton der FAZ tätig, ehe sie 2016 zur Süddeutschen Zeitung wechselte. Vor allem ihre...

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  • 09.07.21
Kultur

Klaus Modicks Roman „Fahrtwind“
Mit Eichendorff im Cabrio

„Ich hatte herrlich lange geschlafen und ausgiebig gefrühstückt und setzte mich dann mit meiner Gitarre auf die Treppe, die vom Wintergarten in den Garten führte. Entspannt drehte ich mir eine Morgenzigarette, mischte zwecks Horizonterweiterung ein paar Krümel Gras dazu.“ Das sind die selbstverliebt anmutenden Gedanken des Protagonisten aus Klaus Modicks neuem Roman „Fahrtwind“. Modick, der am 3. Mai seinen 70. Geburtstag feierte, gehört seit vielen Jahren als feste Größe zum deutschsprachigen...

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  • 04.05.21
Kultur

David Schalkos Roman „Bad Regina“
Ritt durch den Neurosen-Zoo

David Schalko weiß, wie man spannende Geschichten „baut“, humorvolle Dialoge platziert und dennoch ein ernsthaftes Sujet im Fokus hat. Kein Wunder, der 47-jährige Wiener, der als Werbetexter begann, hat sich in jüngerer Vergangenheit als Autor der erfolgreichen Fernsehserien "Braunschlag", "Altes Geld" und "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" einen Namen gemacht. In seinem fünften Roman entführt er die Leser nun in den vom Verfall gezeichneten, ehemals mondänen Ort Bad Regina in den Hohen...

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  • 01.02.21
Kultur

Don DeLillos schmaler, aber grandioser Roman „Die Stille“
„Unterwelt“ und „Stille“

Immer wieder in den letzten drei Jahrzehnten war der amerikanische Schriftsteller Don DeLillo als Nobelpreiskandidat gehandelt worden. In seinem international erfolgreichen Monumentalepos "Unterwelt" (1997) hatte er ein extrem düsteres Bild von der amerikanischen Gesellschaft gezeichnet, und sechs Jahre später las sich "Cosmopolis" gar wie ein Horrorszenario aus einer fremd-determinierten Welt. Der inzwischen 84-Jährige gehört zu den vehementesten Kritikern des vielbeschworenen „american way of...

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  • 11.11.20
Kultur

Auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises – Thomas Hettches Roman „Herzfaden“
Märchenhafter Tiefgang

Thomas Hettche, einer der profiliertesten und vielseitigsten Romanciers der mittleren Generation, nimmt den Leser in seinem neuen Roman über die Augsburger Puppenkiste mit auf eine ebenso faszinierende wie bedrückende Zeitreise. Der 56-jährige, in Berlin lebende Autor, der uns nach seinen ganz nah an der Gegenwart angesiedelten Romanen „Die Liebe der Väter“ (2010), „Woraus wir gemacht sind“ (2006) und „Der Fall Arbogast“ (2001) schon vor sechs Jahren in „Pfaueninsel“ in ein historisches,...

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  • 01.10.20
Kultur

Essayband zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Peter Schneider am 21. April*
Dableiben und mitmischen

„Wer sagt, er habe ich noch nie geirrt, hat viele Gelegenheiten verpasst, klüger zu werden“, heißt es in Peter Schneiders neuem Essayband „Denken mit dem eigenen Kopf“. Er mag sich im Laufe seines Lebens auch geirrt haben, klüger ist er auf jeden Fall geworden. Der einstige jugendliche Rebell ist nämlich nicht nur älter, sondern auch weiser geworden. Bedächtig, geradezu altersmilde lesen sich viele jüngere Schriften aus Peter Schneiders leuchtend rotem Band. In den 1960er Jahren gehörte er...

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  • 09.04.20
  • 1
  • 1
Kultur

„Alma“ - der neue Roman zum 80. Geburtstag (13. April) von Nobelpreisträger JMG Le Clézio
Verrückt und vertraut

„Hier auf dieser Insel haben sich die Zeiten, die Geschlechter, die Leben, die Legenden, die berühmtesten Abenteuer und die unbekanntesten Ereignisse, die Seeleute, die Soldaten, die Söhne aus gutem Hause, aber auch die Pflüger, die Arbeiter, die Dienstboten und die Besitzlosen miteinander vermischt.“ Mit diesen Worten beschreibt der französische Schriftsteller JMG Le Clézio die Insel Mauritius, den Handlungsschauplatz seines so eben erschienenen Romans „Alma“. Der Nobelpreisträger betreibt...

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  • 30.03.20
Kultur

Michael Kumpfmüllers Roman „Ach, Virginia“
Aggression nach außen

„Liebster, ich bin mir sicher, dass ich wieder wahnsinnig werde, ich kann nicht länger dagegen ankämpfen“, lässt Michael Kumpfmüller in seinem neuen Roman seine Hauptfigur, die weltbekannte Schriftstellerin Virginia Woolf (1882-1941) klagen. Der 58-jährige Erfolgsautor Kumpfmüller, der erst im Alter von fast vierzig Jahren mit seinem von der FAZ damals vorab gedruckten Romanerstling „Hampels Fluchten“ debütiert und zuletzt mit Nachfolgewerken wie „Die Erziehung des Mannes“ (2016) und „Tage mit...

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  • 12.03.20
Kultur

Frank Goosens Roman "Kein Wunder"
Zuschauen und merken

"Ich habe zwar auch an der Verklärung mitgeschrieben, aber immer versucht, das ironisch zu brechen", hatte Frank Goosen kürzlich über seine Rolle als "Ruhrgebiets-Autor" in einem Interview erklärt. Der 53-jährige Goosen war einst mit seinem Partner Jochen Malmsheimer als kabarettistisches Tresenleser-Duo zu respektabler Popularität gelangt und hatte erst relativ spät zur Literatur gefunden. Dann startete er aber mit seinem später erfolgreich verfilmten Romandebüt "Liegen lernen" (2001) sofort...

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  • 11.03.19
Kultur

Juni an der Westküste

Michael Kumpfmüllers Roman „Tage mit Ora“ "Ich war Anfang fünfzig, als sie in mein Leben lief, und man sah mir an allen Ecken und Enden an, dass ich Anfang fünfzig war“, resümiert der Ich-Erzähler in Michael Kumpfmüllers neuem Roman. Der 57-jährige Erfolgsautor, der erst mit fast vierzig Jahren seinen von der FAZ damals vorab gedruckten Romanerstling „Hampels Fluchten“ vorgelegt hatte und uns in „Die Heimlichkeit des Lebens“ (2011) an seiner Kafka-Annäherung teilhaben ließ, stellte zuletzt 2016...

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  • 28.08.18
Kultur

Das ungelüftete Geheimnis

Maxim Billers Roman „Sechs Koffer“ Maxim Biller pflegt seit fast drei Jahrzehnten sein Image als „enfant terrible“ des deutschsprachigen Literaturbetriebs und inszeniert sich selbst gern als nonkonformistischer Schwimmer gegen den Strom des Zeitgeistes. Zunächst mit seiner Kolumne „100 Zeilen Hass“, später mit seinem Roman „Esra“ (2003), der wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten die Justiz beschäftigte und dann in jüngerer Vergangenheit auch als wütender Dauerpolemiker in der zweiten...

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  • 08.08.18
Kultur

Meister des psychologischen Realismus

Zum Tod des Schriftstellers Dieter Wellershoff „Ohne Lebenserfahrung könnte man gewiss nicht so schreiben, wie ich das tue. Das heißt aber nicht, dass ich in meinen Texten ständig eigene Lebensprobleme ausagiere. Wenn der Autor wissen will, was an den Menschen dran ist, muss er sie in Schwierigkeiten bringen“, beschrieb Dieter Wellershoff einst sein dichterisches Credo. Und so lässt sich ohne waghalsige Interpretationsartistik eine verbindende Motivklammer vom Frühwerk „Ein schöner Tag“ (1966)...

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  • 15.06.18
Kultur

Die Leere spüren

  Peter Härtlings posthum erschienener Roman „Der Gedankenspieler“ "Er schloss die Augen, hörte in sich hinein und spürte die Leere wieder, die Gleichgültigkeit. So könnte ich anfangen zu sterben, sagte er und fügte hinzu: Ich bin müde." Diese durchaus autobiografisch anmutenden Sätze hat Peter Härtling Johannes Wenger in den Mund gelegt - Hauptfigur in seinem letzten Roman „Der Gedankenspieler“, den Härtling kurz vor seinem Tod im Juli 2017 abgeschlossen hat. Der alleinstehende Wenger hat...

  • Wattenscheid
  • 29.03.18
  • 1
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