Schatzsucher und Wühler - Philatelisten trafen sich zum Hellweg-Tauschtag

Lupe, Pinzette und vor allem ein geschultes Auge ist bei der Schätzung von Briefmarkensammlungen unverzichtbar.
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  • Lupe, Pinzette und vor allem ein geschultes Auge ist bei der Schätzung von Briefmarkensammlungen unverzichtbar.
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Von St. Reimet

Zeitreisen in die Vergangenheit oder Themen von Märchenwelt bis Technik - Wohl seit Beginn des Briefverkehrs mit Frankierung um 1850 sind Sammler fasziniert von den kleinen Portomarken. Sie nutzen jede Gelegenheit zur Erweiterung ihrers Fundus, so auch jetzt den Hellweg-Tauschtag der Philatelisten Unna-Fröndenberg. Gegen den Trend wächst der Verein, denn für den Vorsitzenden Jörg Terstegge zählt auch die Gestaltung der Freizeit über das Hobby hinaus.

Ob am Tauschkarton mit Kiloware oder als "Schatzsucher" mit Fachwissen aus dem "Michel, dem Preiskatalog für Sammler, die Interessen der Philatelisten sind vielfältig. "Jeder hat seinen Schwerpunkt", weiß Jörg Terstege. Er sammelt seit Kindesbeinen an Briefmarken. Wie die meisten kam er über seinen Vater zu dem Hobby. Mit Unterbechungen, die er "briefmarkenlose Zeit" nennt, legte er schließlich mit Anfang 40 wieder los. "Es ist der Virus Philatelicus". Als er sein Hoby fortsetzte hatte er einen Fundus an Marken, Schwerpunkt Deutschland und Europa. Als Themengebiete sind "Kaffee" sowie "Drachen" und "Eulen" hinzugekommen. "Das fasziniert mich einfach", so Terstege. Rund 400 Alben hat er zusammen, über den Wert schweigt er sich aus. Ein Vermögen ist es nicht, denn selten knackt eine Marke die 500 Euro-Schwelle. Bei Ausstellungen sind seine Marken ein Blickfang.Eine Jury bewertet diese, die meisten Punkte erhält dann die Geschichte. Eine Ausstellung begleitete auch den Tauschtag im Kath. Gemeindezentrum Massen. Das größte Interesse fanden aber die Tauschtische der rund 40 Privatsammler und Händler, die auch aus der weiteren Umgebung anreisten. Der Kontakt, das Sichten und Tauschen standen im Mittelpunkt. Postkarten, Briefe und Marken aus allen Teilen der Welt wechselten die Besitzer. An einigen Tischen wurden Sammlungen, die zum Verkauf stehen, gesichtet.

Haus mit Briefmarken

Reichlich Alben und Kisten mit Briefmarkenträgern hatten Renate(65) und Uli Burkhardt(60) aus Unna aufgestellt. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt ihrer gesamten Sammlung. Seit 1996 sammelt Renate Burkhardt mit ihrem Mann gemeinsam. Sie fand ein kleines Album aus seiner Kindheit. "Er sagte, dann nimm doch und fang an". Aus einem vierseitigen Album wurde eine riesige Sammlung. In ihrem Haus sind bis auf zwei Zimmer alle Räume mit Briefmarken belegt. Deutschland, DDR, Berlin sind ihre Schwerpunkte. Jetzt versuchen sie, Europa komplett zu bekommen. "Eine große Aufgabe", so Uli Burkhardt. Durch Krabbelkisten wühlen sie sich, kaufen auch Albensammlungen auf, auf Tauschtagen in Belgien und Holland jagen sie Schnäppchen. Es bleibt auch Überschuss, den sie nach Bethel geben, wo diese weiterveräußert werden. Was macht das Sammeln für sie aus: "Eine Marke hat eine Geschichte, einen ideellen Wert. Sie sagen viel aus." Die Zahl ihrer Alben können sie kaum beziffern. Drei bis vier Meter Alben wären es alein für Europa, seit 1850. Es sei ein Hobby, bei dem man viel Geld reinsteckt. Deutschland haben sie über einen Zeitraum von vielen Jahrzehnten komplett und über 500 Eulen auf Briefmarken.

Mehr Mitglieder

Als die Philatelisten aus Unna mit dem Verein Fröndenberg vor elf Jahren fusionierten, waren die Mitgliederzahlen rückläufig. In den acht Jahren seiner Amtszeit als Vorsitzender schaffte es Tersteggen, einen Umschwung herbeizuführen. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt zwischen 35 bis 50 Jahren. Die Jugendgruppe hat neun Teilnehmer ab sieben Jahren. Mit ihnen werden regelmäßig Ausflüge durchgeführt, Erfolge geehrt. Wer mit dem Hobby beginnen oder frühere Ambitionen aufleben lassen möchte, für den hat Jörg Terstegge einen Tipp: In einen Verein eintreten und von den älteren Kollegen helfen lassen. Interessenten bringen oft einige Alben mit, sind aber enttäuscht, wenn die Marken kaum Wert besitzen. Katalogpreise sind kaum zu realisieren, Marken über 500 Euro kaum verkäuflich.

Drei Fragen an ....
Jörg Terstegge, Vors. Philatelisten Unna-Fröndenberg e.V.

Herr Terstegge, was fasziniert die Sammler so an ihrem Hobby?
"Jede Marke erzählt eine kleine Geschichte aus der Welt. Es ist ein vielfältiges Hobby, bei dem jeder seinen persönlichen Schwerpunkt legen kann."
Was bedeuten Tauschtage wie dieser für die Philatelisten?
"Man knüpft neue Kontakte und hat die Chance, nicht nur seine Sammlung zu vervollständigen sondern auch mit anderen zu vergleichen."
Was sollten Anfänger beachten?
"Nicht über das Internet kaufen, schlechte Erfahrungen haben Kollegen reichlich gemacht. Oft werden Sammlungen vererbt, ein Erwerb ist Vertrauenssache und sollte mit Fachleuten besprochen werden."

Info

Der Bund Deutscher Philatelisten (Ursprung 1946) zählt rund 39 000 Mitglieder in 1200 Vereinen mit etwa 6400 Mitgliedern in NRW. Über 60 Sammler sind bei den Philatelisten Unna-Fröndenberg e.V. organisiert, darunter die Philkids ab sieben Jahren. Sammeln und Tauschen von Marken wird ergänzt durch Freizeitangebote wie Ausflüge und Besuche von Tauschtagen. Die Vereinszeitung Hellweg-Gazette erscheint vier mal pro Jahr. Termine: 10. September Tauschtag Atelier Lindenbrauerei u. 17. September Tauschtag Fröndenberg, Ev. Gemeindehaus Stift je 10 bis 12 Uhr

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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