Landwirtschaft in 2017: Ein Jahr mit Herausforderungen

Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe (Kreis Unna, kreisfreie Städte Bochum, Dortmund, Hamm und Herne) Hans-Heinrich Wortmann. | Foto: privat
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„Das Wetter mit Extremwerten, etwas erholte Preise und eine Flut von neuen Auflagen“, so resümiert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe (Kreis Unna, kreisfreie Städte Bochum, Dortmund, Hamm und Herne) Hans-Heinrich Wortmann das nun endende Jahr. „2017 brachte für uns Bauern viele Herausforderungen mit sich“, sagt der Landwirtevorsitzende.

„2017 war ein Jahr mit extremen und schwankenden Witterungsbedingungen, die den Vegetationsverlauf prägten“, blickt Wortmann zurück. Gestartet sei das Jahr extrem trocken, dann folgte der wärmste März seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen. „Dafür kam der Kälteeinbruch im April, der zur Monatsmitte besonders die Obstbaumblüte mit Nachtfrösten traf. Der Hochsommer war schon im Juni mit Hitze und Trockenheit da. Er wurde abgelöst von immer wiederkehrenden Regenfällen zur Erntezeit im Juli und August, die uns Bauern zu schaffen machten. Die nasse Witterung hielt bis zum Jahresende an und ließ die Ernte von Kartoffeln und Zuckerrüben teilweise kaum zu. Ebenso gestaltete sich die Gersten- und Weizenaussaat schwierig. Beide Getreidearten konnten auf einigen nassen Standorten sogar gar nicht in den Boden gebracht werden“, fasst er den Wetterverlauf 2017 zusammen.

Erfreulich sei, dass sich nach zwei Krisenjahren die wirtschaftliche Lage der heimischen Landwirte im Jahr 2017 in einigen Betriebszweigen etwas erholen konnte. Besonders der Milchpreis habe sich positiv entwickelt, sodass sich die wirtschaftliche Lage für die Milchbauern entspannt habe. Das sei aufgrund der hohen Defizite der Jahre 2015 und 2016 dringend notwendig gewesen. „Da die Milchviehhalter in der Zeit der Preiskrise erhebliche Verluste hatten, hoffen wir, dass die positive Phase nicht zu schnell wieder abbricht“, erläutert Wortmann. Die Schweinehalter seien ebenfalls mit relativ guten Preisen ins Jahr gestartet und auch im Jahresverlauf seien die Preise weiter stabil gewesen. „Seit einigen Wochen jedoch fallen sie, zwar nicht dramatisch, aber doch kontinuierlich.“ sagt der Vorsitzende. Die Ferkel seien über 2017 hinweg ebenfalls gut im Preis gewesen. „Jetzt gibt es hier aber einen absoluten Preisverfall“, so Wortmann. Im Bereich der Feldfürchte habe das Jahr unterschiedliche Erlöse gebracht, die aber im Durchschnitt auf eher niedrigerem Niveau gewesen seien. So hätten die Getreidepreise in 2017 beispielsweise leicht unter dem Niveau von 2016 gelegen.

„Landwirtschaft ist aber nicht nur vom Wetter und den Preisen abhängig, sondern zunehmend von stetig wachsenden Auflagen, Verordnungen und Gesetzen“, macht Hans-Heinrich Wortmann deutlich. In diesem Jahr sei die Landwirtschaft wiederum mit vielen neuen Regelungen konfrontiert worden, so zum Beispiel mit der neuen, verschärften Düngeverordnung, die sehr komplexe Vorgaben enthalte.
Das HFFA Research Institut in Berlin habe in 2017 am Beispiel Deutschlands berechnet, dass allein die Kosten für die EU-Anforderungen im Bereich der hohen Umwelt- und Erzeugungsstandards die deutsche Landwirtschaft mit rund 5,3 Milliarden Euro oder 315 Euro je Hektar belaste. Dazu kämen noch die Regelungen des Bundes und die des Landes, sagt Wortmann. Die wirtschaftliche Belastung sei aber nur eine Seite der Auflagen, sagt der Landwirt, häufig scheitere es an praktikablen Umsetzungsmöglichkeiten, denn bei der Entwicklung vieler Auflagen habe man scheinbar nicht im Blick gehabt, dass Landwirte in und mit der Natur arbeiten und daher auch vom Wetter abhängig seien. Landwirtschaft sei deshalb nicht so planbar, wie beispielsweise die Produktion in einer Maschinenhalle.

Wünsche für das Jahr 2018

„Beängstigende Ausmaße hat in 2017 auch das Vorrücken der Afrikanischen Schweinepest (ASP) aus Osteuropa angenommen“, sagt Wortmann. Die Tschechische Republik habe am 27. Juni 2017 erste Fälle von ASP bei Wildschweinen gemeldet, damit habe sich die Erkrankung rund 400 Kilometer nach Westen ausgebreitet und sei nun noch ca. 300 Kilometer von Deutschland entfernt. Das ASP-Virus, das für den Menschen ungefährlich sei, habe für Wild- und Hausschweine jedoch fast immer tödliche Folgen, so der Landwirt.

„Für das Jahr 2018 hoffen wir Landwirte auf eine Politik und Regelungen mit praktischem Augenmaß, akzeptable Preise, zudem, dass die Afrikanische Schweinepest uns doch nicht erreicht und – ebenfalls nicht unwichtig - dass unsere landwirtschaftlichen Kulturen die Staunässe der letzten Wochen annähernd überstehen und wir im Frühjahr wieder mit gesunden Pflanzen starten können“, fasst Hans- Heinrich Wortmann die Wünsche der heimischen Landwirte zusammen.

Autor:

Lokalkompass Unna/Holzwickede aus Unna

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