Diskussionen um die Rettung des Kulturzentrums Lindenbrauerei

Am Montag tagte der Kulturausschuss und der Rat der Stadt Unna in einer Sondersitzung. Es ging um das Lichtkunstzentrum und die drohende Insolvenz des Kulturzentrums Lindenbrauerei.

Der Beschlussvorschlag der Verwaltung für das Lichtkunstzentrum wurde knapp abgelehnt. Der Antrag der GAL, 95.000 Euro aus der Stadtkasse zu nehmen und den Rest durch bürgerliches Engagement aufzubringen wurde dagegen einstimmig angenommen. Es ist ein Kompromiss und natürlich mit einem gewissen Risiko behaftet. Ich persönlich kann nicht einschätzen, wie groß die Bereitschaft der Bürger ist, das Lichtkunstzentrum zu entschulden.

Sehr interessant war die Diskussion um die Zukunft des Kulturzentrums Lindenbrauerei. Bedauerlich war, dass jetzt und sofort entschieden werden musste, ob man das Kulturzentrum in die Insolvenz gehen lässt oder nicht. Solche Spontanentscheidungen finde ich immer sehr schwierig. Ich tue mich schwer damit ohne Hintergrundwissen, Zahlen und Fakten zu entscheiden. Es gab verschiedene Stimmen, die für eine Insolvenz plädierten mit anschließendem Neustart. Die Idee hat durchaus etwas für sich. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass 60.000 Euro an Rechnungen für Lieferanten ausstehen. Diese Unternehmer würden auf ihren Forderungen sitzen bleiben, was für kleinere Unternehmen durchaus existenzbedrohend sein kann. Auch würde bei einer Insolvenz keine Brauerei mehr das Schalander beliefern. Sie müssten von heute auf morgen dicht machen. Und wenn ein Gastronomiebetrieb erst einmal geschlossen ist, wird ein Neustart schwierig. Das Schalander schreibt ja nach Aussage der Verwaltung schwarze Zahlen, hier wäre die Insolvenz ein großes Risiko. Und ein Neustart? Ich habe gewisse Bedenken, wenn das Kulturzentrum erst geschlossen ist. Denken wir mal kurz an das Freizeitbad in Massen.

Auf der anderen Seite habe ich auch Bauchschmerzen, wenn die Stadt mal eben einen Zuschuss von 200.000 Euro tätigt. Die "Auflage", dass es ein Gutachten geben soll, was bis Ende des Jahres die komplette Kulturlandschaft Unnas bewerten soll und Synergien aufzeigen soll, erzeugt in mir eine gewisse Skepsis. Zunächst muss erst ein kompetenter Gutachter gefunden werden, der dann innerhalb von wenigen Wochen einen sehr komplexen Bereich bearbeiten und bewerten soll. Dann stellt sich die Frage nach den Kosten für dieses Gutachten. Und dann will die Politik anhand dieses Gutachtens auch noch schnelle Entscheidungen fällen. Angeblich soll das ganze Thema dann bis Dezember vom Tisch sein. Das erscheint mir völlig utopisch. Mal ganz abgesehen davon, dass die Bürger, die dieses Kulturzentrum besuchen sollen, mal wieder außen vor gelassen werden.

Was mir an diesem Vorschlag gefällt, ist, dass auch das Stadtmarketing in die Untersuchung einbezogen werden soll. Das Stadtmarketing ist eine GmbH, an der die Stadt 55% der Anteile hält, also ein Wirtschaftsunternehmen. Ein Wirtschaftsunternehmen hat aber wirtschaftlich zu arbeiten, steht auch so in der Gemeindeordnung. Ein Unternehmen, welches jährlich über 600.000 Euro Miese macht, arbeitet für mich alles andere als wirtschaftlich. Und diese Miesen bezahlen wir Bürger auch. Dieser "Verlustausgleich" wurde kürzlich noch erhöht ohne das jemand die Frage gestellt hätte, ob es nicht sinnvoller wäre, dieses Unternehmen abzuwickeln. Dagegen machen sich die Zuschüsse für die Lindenbrauerei doch eher bescheiden aus. Das Kulturzentrum finanziert sich zu 85% selbst und das seit Jahren. Keine Frage, man hätte früher schauen müssen, wie man das berüchtigte Sommerloch in den Griff bekommt. Aber: der Rat hat in einer früheren Legislaturperiode entschieden, dass das Kulturzentrum von einem Trägerverein betrieben wird, daher ist der Einflussbereich der Stadt hier eher gering. Er erstreckt sich auf keinen Fall auf die Besetzung des Geschäftsführerpostens, was einige Ratsmitglieder in der Hitze der Diskussion vergessen haben. Und alle Schuld jetzt Regina Ranfft zuzuschieben, steht erstmal niemandem zu. Vielleicht hätte sie früher den Ernst der Lage erkennen können und müssen. Aber da maße ich mir kein Urteil an.

Fazit: Eine sehr schwierige Entscheidung für das kleinere Übel. Wie würden Sie entscheiden?

Autor:

Heike Palm aus Unna

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