Gewalt verstehen lernen - Frauenforum im Kreis Unna geht neue Wege

Auch im Kreis Unna erleben Frauen immer wieder Gewalt in Partnerschaft und Familie. Hilfe und Rat leistet das Frauenforum Kreis Unna. Nun will man das Übel an der Wurzel packen - und die Männer in die Arbeit miteinbeziehen. | Foto: Harry Hautumm/Pixelio
  • Auch im Kreis Unna erleben Frauen immer wieder Gewalt in Partnerschaft und Familie. Hilfe und Rat leistet das Frauenforum Kreis Unna. Nun will man das Übel an der Wurzel packen - und die Männer in die Arbeit miteinbeziehen.
  • Foto: Harry Hautumm/Pixelio
  • hochgeladen von Elke Böinghoff

Auch im Kreis Unna gibt es Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder – und das sogar öfter, als mancher denken mag. Allein im vergangenen Jahr suchten 77 Frauen Schutz im Unnaer Frauenhaus. Hier finden die Frauen Rat und Hilfe, doch viele kehren zu ihren Partnern zurück, ohne dass sich an der Situation etwas geändert hätte. Das Frauenforum Kreis Unna will die Männer miteinbeziehen.

Ein Ansatz, der in Deutschland nahezu einzigartig ist. „Vor vier Jahren begenete uns erstmalig die in den Niederlanden entwickelte systemische Herangehensweise in der Arbeit mit von häuslicher Gewalt betroffenen Menschen“, erinnert sich Martina Ricks-Osei, Leiterin des Frauenhauses.

„Bisher haben wir nur die Frau, die von Gewalt betroffen ist, im Fokus“, erklärt Frauenforum-Geschäftsführerin Birgit Unger. Das soll sich ändern.
Vorbild ist das „Oranje Huis“ im niederländischen Alkmaar. Dort will man den Frauen ein realistisches Bild der Partnerschaft vermitteln – und dazu werden zum Beispiel auch Paargespräche organisiert, in denen beide Partner sich mit der Situation auseinandersetzen. „Wie auch immer am Ende die Lösung aussieht, aber in den Niederlanden gelingt es den Frauen, klarere und eindeutigere Entscheidungen zu treffen, die allen zugute kommen“, so Martina Ricks-Osei.

Der Teufelskreis aus Flucht, Wiederkehr und erneuter Flucht, wird durchbrochen. „Momentan schauen wir, wie wir dieses Konzept auf Unna übertragen können“, erläutert Birgit Unger. Dabei stößt allein die Idee bereits auf vielfältige Unterstützung. So konnte das Frauenforum über die Stiftung deutsches Hilfswerk eine Modellfinanzierung durch die Deutsche Fernsehlotterie erhalten.

Sichtbarer Richtungswechsel

Aus diesen Mitteln wiederum finanziert sich auch die Arbeit von Ellen Aschenbach, die für den dreijährigen Projektzeitraum das Team des Frauenforums ergänzt. „Natürlich lässt sich das niederländische Projekt nicht einfach auf uns übertragen“, verdeutlicht Ellen Aschenbach, „allein die finanziellen Voraussetzungen sind anders.“

In Unna soll ein Netzwerk bereits bestehender Kooperationspartner aufgebaut bzw. ergänzt werden. „Obwohl wir hier im Haus an der Hansastraße durch die Bündelung der Frauen- und Mädchenberatungsstelle, des Frauenhauses, der Frauen-Übernachtungsstelle, des ambulant betreuten Wohnens und der „FrauenRäume“ schon viel Knowhow haben, müssen wir weitere Partner mit ins Boot holen. Denn die Probleme, die der Gewalt zugrunde liegen, sind extrem komplex“, so Aschenbach.

Unter dem Titel „Richtungswechsel – Sichtbar, sicher, selbstbestimmt“ möchte das Frauenforum ein Konzept entwickeln, das den von Gewalt betroffenen Frauen am Ende ein sicheres Netz bietet, das sie „im Falle eines Falles“ auffängt.

Dazu gehört zunächst, dass das Frauenforum mit seinem Frauenhaus offensiver in die Öffentlichkeit tritt. „Und dazu werden wir unser Sicherheitskonzept überarbeiten müssen“, macht Birgit Unger deutlich. „Auch wenn die Männer zu uns ins Haus kommen, müssen sich die Frauen weiterhin absolut sicher fühlen“, so Ricks-Osei.

Auch die Arbeit mit den betroffenen Frauen wird intensiver werden. So soll der Frau aufgezeigt werden, über welche Fähigkeiten sie verfügt, um mit derartig schwierigen Situationen fertig zu werden. „Das kann auch schon mal der Selbstverteidungs- oder Selbstbehauptungskurs sein“, so Ellen Aschenbach.
Je nach Einzelfall und nach einer Gefährdungsanalyse können die gewaltausübenden Männer, seien es nun Väter oder Lebenspartner, zum Gespräch dazugeholt werden. „Die Männer kommen ja auch nicht als Gewalttäter auf die Welt, da muss ja irgendwann mal etwas passiert sein“, so Ellen Aschenbach.

Dies herauszufinden aber auch den Männern ihre Verantwortung für ihr Tun bewusst zu machen, ist ein großer Teil des neuartigen Konzepts.

Weitere Spenden höchst erwünscht

Trotz der Förderung durch die Stiftung muss das Frauenforum Kreis Unna das Projekt mit 31.000 Euro mitfinanzieren.
Spendenkonto: Sparkasse UnnaKamen IBAN: DE21 4435 0060 0000 0397 92
BIC: WELADED1UNN

Weitere Infos und Kontakt:
www.frauenforum-unna.de

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.