Was der Rausch uns antut: Aktion „KlarSicht“ sensibilisiert Schüler am Hellweg-Berufskolleg

Uwe Kutter (Stadt Unna), Anja Seeber (Kreis Unna), Michael Schulze Kersting (Schulleiter Hellweg-Berufskolleg) und Christof Nordhaus (Beratungslehrer Hellweg-Berufskolleg) sind überzeugt, dass mit „KlarSicht“ einiges bewirkt werden kann, gerade weil es auf dem Parkours  keinen erhobenen Zeigefinger oder generelle Verbote gibt.
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  • Uwe Kutter (Stadt Unna), Anja Seeber (Kreis Unna), Michael Schulze Kersting (Schulleiter Hellweg-Berufskolleg) und Christof Nordhaus (Beratungslehrer Hellweg-Berufskolleg) sind überzeugt, dass mit „KlarSicht“ einiges bewirkt werden kann, gerade weil es auf dem Parkours keinen erhobenen Zeigefinger oder generelle Verbote gibt.
  • hochgeladen von Elke Böinghoff

Dass Nikotinsucht und Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen keine neuen Probleme sind, wissen nicht zuletzt die Lehrer des Hellweg-Berufskollegs. „Ich hab‘ mit 14 angefangen zu rauchen“, gibt Schulleiter Michael Schulze Kersting unumwunden zu. Mit der Aktion „KlarSicht“ hofft man aber, den Schülern einen bewussteren Umgang mit den Alltagsdrogen nahegebracht zu haben – ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Und tatsächlich kam der „KlarSicht“-Mitmach-Parkours der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bei den Schülern des Hellweg-Berufskollegs gut an. Das mag auch daran liegen, dass hier der Schwerpunkt vor allem darauf liegt, den Schülern nicht nur die Auswirkungen von Missbrauch klar zu machen, sondern sie selbst dazu zu bringen, Ursachenforschung zu betreiben. Warum rauche ich oder meine Freundin? Warum trinke ich oder mein Kumpel bis zum Vollrausch?

In Unna konnten jetzt fast 300 Schüler an den sieben Parkours-Stationen ihr Wissen rund um Bier, Schnaps und Zigaretten testen. Wie lange dauert es zum Beispiel, bis Alkohol anfängt, seine Wirkung zu entfalten? Antwort: eine halbe Stunde. „In der halben Stunde haben die Jugendlichen dann aber oft schon so viel intus, dass es für den Vollrausch reicht – eben weil sie vorher nicht die erhoffte Wirkung gespürt haben“, erläutert Ingrid Schmitt, Projektorganisatorin.

Und wie ist das dann, wenn man mit 1,5 Promille im Blut unterwegs ist? Eine Rauschbrille, die die Schüler aufsetzen, macht ihnen – nüchtern betrachtet – die Wirkung des Alkohols bewusst. Und wieviel Geld löst sich in Qualm auf, wenn man jeden Tag eine Schachtel raucht? Antwort: fast 2.000 Euro im Jahr – jedes Jahr. Führerschein, ein Auto kaufen, die neueste Konsole – den Schülern fallen unweigerlich Dinge ein, die sie mit dem Geld machen würden. Dazu brauchte es noch nicht einmal den Anstoß durch einen der Moderatoren, die die Stationen betreuen.

„Beim Alkohol werben wir vor allem für einen bewussteren Umgang, bei Nikotin allerdings raten wir eindeutig dazu, erst gar nicht anzufangen. Denn die gesundheitlichen Risiken sind quasi mit dem ersten Zug gegeben und die körperliche Abhängigkeit tritt viel schneller ein als beim Alkohol“, erläutert Ingrid Schmitt.

Die Moderatoren rekrutieren sich in Unna aus der Schulsozialarbeit, dem Kinder- und Jugendbüro, dem Kommissariat Vorbeugung der Polizei und Mitarbeitern des Jobcenters. „Lehrer des Kollegs sind ganz bewusst nicht dabei, die Schüler sollen sich öffnen können und könnten durch einen ihnen bekannten Lehrer gehemmt sein“, erklärt Ingrid Schmitt.

Schulleiter Michael Schulze Kersting und Christof Nordhaus sind jedenfalls froh, dass sie unter den vielen Bewerbern um den Parkours nun bedacht worden sind. „Auch wir stellen immer wieder fest, dass sich das Konsumverhalten der Jugendlichen was Tabak und Alkohol angeht, stark verändert hat. Gerade Klassenfahrten sind da immer ein neuralgischer Punkt“, wissen beide auch aus eigener Erfahrung.

„Einen Schüler mit 3,0 Promille ins Krankenhaus zu bringen, ist kein Spaß.“
(Christof Nordhaus, Lehrer am Hellweg-Berufskolleg, hat schon schlechte Erfahrungen gemacht)

Vielleicht hat „KlarSicht“ da ja jetzt für mehr „Durchblick" gesorgt.

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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