"Klümpkesbude" ist Kunst - "Trini's Büdchen" macht mit beim 1. Tag der Trinkhalle am Samstag, 20. August

Am kommenden Samstag, 20. August, steht die "Bude umme Ecke" im Mittelpunkt, wenn im gesamten Ruhrgebiet der 1. Tag der Trinkhallen stattfindet. | Foto: Stengl
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Wenn etwas außer Kohle, Stahl und Schwerindustrie das Gesicht des Ruhrgebiets geprägt hat, dann ist es der typische Kiosk. Er ist Tante Emma Laden und Supermarkt, aber auch Infostation, an der man Freunde und Nachbarn trifft und Neuigkeiten austauscht.

Am kommenden Samstag, 20. August, steht die "Bude umme Ecke" im Mittelpunkt, wenn im gesamten Ruhrgebiet der 1. Tag der Trinkhallen stattfindet. 160 Buden beteiligen sich an diesem Kunstprojekt der Ruhr Tourismus GmbH, das unterstützt wird vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW.
Auf der Karte der beteiligten Kioske ist auch in Unna eine Markierung zu finden: "Trini's Büdchen" in der Massener Straße 24. Diese Adresse liegt auf der Route der Industriekultur in der Nähe des Zentrums für Internationale Lichtkunst etwas versteckt und will entdeckt werden. Der Besucher steht vor dem zweitältesten Fachwerkhaus Unnas aus dem Jahr 1581. In dem denkmalgeschützten Gebäude ist "Trini's Büdchen" ein Ort in einer besonderen Umgebung.

Trinkhallen im Revier

Die Künstler Frauke und Dietmar Nowodworski wohnen hier und haben in der ersten Etage eine Galerie eingerichtet. In der Nische vor der Tür zur Werkstatt haben sie dem typischen Ruhrgebiets-Kiosk ein Denkmal gesetzt. Seit 2005 beschäftigt sich das Künstler-Paar ausgiebig mit dem Thema "Trinkhallen im Revier". Um dem vor dem Aussterben bedrohten Wasserhäuschen, der "Seltersbude", ein Denkmal zu setzen, schufen sie "Trini's Büdchen".

"Diese Bude ist ein Gesamtkunstwerk", sagt Dietmar Nowodworski. "Für unsere Fotoausstellung 'Trinkhallen im Revier' waren wir 2004 und 2005 im Revier unterwegs und haben über 60 Buden fotografiert", erinnert sich der Künstler. "So hat meine Frau, die aus dem Norden kommt, das Ruhrgebiet kennen und lieben gelernt", lacht er. Mit dem Bau von "Trini's Büdchen" wollten sie diese einmalig typischen Szenarien in den "Klümpkesbuden" einfangen. "Das ist für uns Kunst."

Seitdem sammeln die Künstler Andenken aus aller Welt. Klassiker, Kitsch, Kurioses und Kult kann in den Regalen des Kioskes im Künstlerhaus bewundert werden. "Hier können sich fremde Menschen anlächeln und in Erinnerung schwelgen", ist der Unnaer Künstler überzeugt.

Ein Sammelsurium
von Erinnerungen

Die historische Parfümflasche steht im Regal neben der blau-weiß-roten Sarotti-Tasse, die kleine Figur des Ostsandmännchens lehnt am Blechauto aus den 1930er Jahren. Original sind die Wundertüten aus der DDR, noch ungeöffnet, genau wie die Tüten mit Gartenkresse- und Spinatsamen vom Unnaer Fachgeschäft Ovator in der Bahnhofstraße, das zum Jahresende schließt und dann auch Geschichte ist. Rund 800 Gegenstände stehen in den Regalen von "Trini's Büdchen", schätzt Frauke Nowodworski. "Jedes Stück hat für uns eine eigene Geschichte", sagt sie, "das sind alles Unikate, nichts ist doppelt."
Das Gesamtkunstwerk verändert sich ständig, denn manchmal tauschen die Nowodworskis etwas aus, wenn sie neue Stücke von ihren Reisen mitgebracht haben. "Kitsch und Klassiker zu kaufen, ist unser Hobby." In die Ausstellung integriert sind einige interaktive Kunstwerke, die per Knopfdruck in Bewegung gesetzt werden können.

Zum 1. Tag der Trinkhallen hält Stadtheimatpfleger Wolfgang Patzkowsky um 16 Uhr im arthaus:nowodworski einen Vortrag zur Entstehung, Geschichte und Tradition der Trinkhallen. Die Besucher können gleichzeitig auf rund 100 Quadratmetern Ausstellungsfläche kinetische Objekte bewundern und in eine ganz eigene Welt eintauchen. Speziell für diesen Tag haben die Künstler ganz individuelle Wundertüten zusammengestellt, es gibt poppige Ruhrpottkarten und natürlich die "Klümpkes" von der Bude.

Zum Tag der Trinkhallen gibt es auch eigene Buttons zum Anstecken. Mit dem Slogan "Ich bin Budist!/Ich bin Budistin!" ist allerdings keine religiös-philosophische Lebenseinstellung gemeint, vielmehr outet sich der Träger als Kiosk-Liebhaber.

Autor:

Jörg Stengl aus Unna

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