Unterwegs mit 19 PS - Die B-Säule des Lloyd-Oldtimers ist Schreinerarbeit

Man sieht ihnen das Alter nicht an: Gemeint sind die drei Autos auf dem Foto oben. Die seltenen Lloyd-Oldtimer stammen aus den Jahren 1959 und 1960, feiern also bald 60-jähriges Bestehen. „Lloyds waren in meiner Kindheit der Hit auf den Straßen“, erinnert sich Heinfried Schnieders (r.) aus Unna gerne an die Zeit zurück, als Lloyd-Kleinwagen und -Busse das Straßenbild prägten. Friedrich Helfer (l.) und Heinfried Schnieders sind begeisterte Lloyd-Fans und haben schon einige Fahrzeuge dieser Marke restauriert. | Foto: Stengl
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  • Man sieht ihnen das Alter nicht an: Gemeint sind die drei Autos auf dem Foto oben. Die seltenen Lloyd-Oldtimer stammen aus den Jahren 1959 und 1960, feiern also bald 60-jähriges Bestehen. „Lloyds waren in meiner Kindheit der Hit auf den Straßen“, erinnert sich Heinfried Schnieders (r.) aus Unna gerne an die Zeit zurück, als Lloyd-Kleinwagen und -Busse das Straßenbild prägten. Friedrich Helfer (l.) und Heinfried Schnieders sind begeisterte Lloyd-Fans und haben schon einige Fahrzeuge dieser Marke restauriert.
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Viel Zeit bleibt Friedrich Helfer nicht mehr, um sein selbst gestecktes Ziel zu erreichen: Bis zum großen Lloyd-Jahrestreffen vom 25. bis 28. Mai in Fröndenberg soll der Lloyd LT 600 „lange Version“ vorzeigbar sein.

Unna. Ganz fertig wird der Lloyd-Fan mit der Komplett-Restaurierung des 57 Jahre alten Modells nicht. „Die Sitze müssen noch aufgepolstert werden, der Stoff ist schon ausgesucht und kommt dem Karo-Originalbezug sehr nahe“, beschreibt der 60-jährige Unnaer den Stand der Dinge.

Als „Großraum-Personenkraftwagen“ wurde der Sechssitzer damals angeboten, heute würde man ihn „Minivan“ nennen. Helfers blau-weißer Lloyd LT „lang“ wird einer der Stars beim Jahrestreffen der Lloyd-Freunde in Fröndenberg.

Schreiner fertigte neue B-Säule an

Seit März 2016 arbeitet der gelernte Elektrotechnik-Ingenieur an der Wiederherstellung des Oldtimers. Aus Pforzheim holte der Unnaer Lloyd-Fan die Karosse. „Das war mehr ein Schrotthaufen als ein Auto“, beschreibt Helfer die Ausgangsposition. Trotzdem machte er sich an die Restaurierungsarbeit. Denn: „Von der langen Version dieses Modells gibt es nur noch fünf bis sechs Fahrzeuge“, vermutet Helfer. Das Besondere an dem Lloyd-Bus ist die Fachwerk-Konstruktion mit blechbeplanktem Hartholz-Gerippe. Das Holz war wie vieles andere an dem alten Auto in die Jahre gekommen und an vielen Stellen verfault und morsch. „Die B-Säule musste komplett erneuert werden. Ein Schreiner aus Frömern hat sie nach Maß mit der Bandsäge aus einer Eschenbohle geschnitten und dann fachgerecht mit einem Handhobel endbearbeitet“, blickt Helfer zurück. „Das muss man können!“

Holzgerippe wird mit Blech verkleidet

„Eigentlich braucht man für die Arbeiten an dem Auto drei Fachleute: Neben einem Karosseriebauer und einem Autoschlosser ist auch ein Stellmacher ganz hilfreich.“ Denn der Aufbau eines LT besteht aus einem Holzgerippe, das dann mit Blech verkleidet wird. Weil das Gerüst immer etwas arbeitet, sind Risse in der Blechbeplankung und nicht völlig dichte Türen keine schweren Mängel, sondern Normalzustand.

Viele Stunden verbrachte Helfer in seiner Werkstatt. Bleche wurden angepasst und geschweißt, Getriebe und der 19 PS-Viertakt-Motor überholt und eingebaut. „An dem Auto lässt sich vieles schrauben. Das ist ein Vorteil.“

Auch wenn Friedrich Helfer seit 12 Jahren Mitglied im Verein der Lloyd-Freunde ist und in seiner Funktion als Ersatzteilwart einen guten Überblick über die Beschaffung von Lloyd-Teilen hat, war die Ersatzteilbeschaffung nicht einfach: Viele Bauteile musste er für seinen LT neu anfertigen.

Und es gab noch ein weiteres Problem: Durch das Holzchassis kann das Auto nicht nach heute üblicher Art lackiert und dann in 80 Grad heißen Kabinen getrocknet werden. Doch auch diese Schwierigkeit löste Helfer und suchte einen Lackierer, der sich auf diese Besonderheit einstellte. „Bei einer solchen Restaurierung kommt es darauf an, die richtigen Leute zu finden, die sich für eine solche Arbeit noch begeistern können.“

30 historische Autos kommen zum Treffen

Der Lloyd-Minivan wird sicher im Mittelpunkt des Interesses stehen, wenn sich die Lloyd-Freunde vom 25. bis 28. Mai am Hotel Restaurant Haus Ruhrbrücke in Fröndenberg zu ihrem Jahrestreffen versammeln. Rund 70 Mitglieder mit 30 Fahrzeugen erwartet Helfer, der das Treffen organisiert. Vorbereitet hat er auch eine Ausfahrt, bei der Oldtimer und Fahrer ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen können. „Jeder Teilnehmer bekommt eine ausgearbeitete Route, sodass jeder selbstständig die Ziele anfahren kann“, sagt Helfer. Ziel ist am Samstag, 27. Mai, das Bergwerksmuseum Ramsbeck im sauerländischen Bestwig. Hier gibt es in der Mittagspause für die Besatzungen Gulasch aus dem Henkelmann.

Als Oldtimer für die ganze Familie taugt ein LT jedenfalls noch immer, findet Friedrich Helfer. Mit 19 PS kommt der LT-Fahrer bei Steigungen zwar schnell an seine Grenzen und laut ist die 600 cm³-Maschine auch noch, doch das besondere Fahrgefühl macht die Einschränkungen wieder wett, ist der eingefleischte Lloyd-Fan begeistert ...

Autor:

Jörg Stengl aus Unna

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