Einige Gedanken zu Kunst und Kultur in Unna

Foto: Archiv Stadtspiegel

Seit einigen Wochen rauscht es wieder mächtig im lokalen Blätterwald. Die unendliche Geschichte der Lichtkunst und ihrer Finanzierung wird noch überholt durch die Meldung, dass das Kulturzentrum Lindenbrauerei vor dem finanziellen Aus steht. Die Mitarbeiter mussten bereits ihre Gehälter stunden. Beim Stadtmarketing wurde der Verlustausgleich durch die Stadt auf über 600.000 Euro erhöht, da scheint es also auch finanzielle Probleme zu geben.

Und der Bürger sitzt da, schüttelt den Kopf und ganz viele ärgern sich, wenn man mal die Leserbriefe im lokalen Blättchen verfolgt oder mit den Menschen am Infostand spricht. Ich ärgere mich auch und schüttele den Kopf, wenn ich dem politischen und dem Verwaltungstreiben so zuschaue. Ich fühle mich veralbert, hinters Licht geführt. Diese absolute Intransparenz lässt in mir das Bild von Filz, Kungelei und Hinterzimmergesprächen entstehen. Ich war bereits mehrfach als Besucherin im Lichtkunstzentrum und finde viele Installationen auch sehr gelungen, bin aber der Meinung, dass diese Einrichtung für eine Stadt wie Unna vielleicht eine Nummer zu groß ist. Wir sprechen ja nicht nur von den 117.000 Euro die die Stadt finanziert oder von regelmäßigen Zuschüssen für Sonderausstellungen. Da gibt es auch noch einiges an versteckten Kosten für Instandhaltung und Wartung. Alles völlig undurchsichtig. Und auf Fragen aus der Bürgerschaft wird prinzipiell nicht geantwortet.

Jetzt die Misere des Kulturzentrums Lindenbrauerei. Interessanterweise ist hier, laut Presse, die Stadt nicht bereit, irgendwelche zufällig vorliegenden Rückstellungen locker zu machen. Was heißt das? Lassen wir das Kulturzentrum jetzt sterben? Ein Kulturzentrum, das jährlich erheblich mehr Besucher hat als die Lichtkunst. Ein Kulturzentrum, dass auch Gruppen und Vereinen füreinen minimalen Obulus Räume zur Verfügung stellt? Aber auch hier sind keine verlässlichen Zahlen aufzutreiben.

Das Stadtmarketing wird dagegen gut gefüttert, es bekommt einen jährlichen Verlustausgleich von weit mehr als einer halben Million Euro. Das heißt im Klartext, dass das Stadtmarketing jährlich einen Verlust in dieser Höhe macht. Ist das wirtschaftlich? Aber Fragen, z.B nach den Kosten für die Festa Italiana, werden prinzipiell mit Verweis auf Paragraphen, nicht beantwortet.

Was tun? Wo gibt es Lösungen? Mir ist vor Kurzem vorgeworfen worden, ich würde immer nur Zahlen und Fakten und Informationen fordern, aber keine Konzepte vorlegen. Sorry, aber ohne solide Zahlen über Verbindlichkeiten, laufende Kosten, Einnahmen und Investitionsbedarf kann ich keine tragfähigen Konzepte entwickeln. Vielleicht krankt die gesamte Kulturmisere auch gerade daran, dass Ideen entwickelt werden, Wünsche verwirklicht werden, die nicht auf solider Basis stehen. Ich kann auch tolle Ideen entwickeln und dann stellt sich heraus, dass die aufgrund von finanziellen Erwägungen überhaupt nicht zu verwirklichen sind.

Kultur ist ein Zusatzgeschäft, das ist, denke ich, jedem bewusst. Kultur ist für eine Stadt aber auch lebenswichtig. Die grundlegende Sache ist, was können wir uns leisten? Können wir vielleicht mit guten Ideen Kultur auch preiswerter leben? Müssen es die ganz großen Events sein? Müssen es internationale Leuchtturmprojekte sein? Geht es auch kleiner, niederschwelliger und bunter? Machen wir uns nichts vor, das Lichtkunstzentrum ist schon eher eine elitäre Angelegenheit. Bereichert es die Unnaer Kultur wirklich derartig? Wenn das so ist und die Unnaer Bürger hinter dem Lichtkunstzentrum stehen, könnte man ja einen Förderverein gründen, könnte man Spenden sammeln, um das Defizit auszugleichen. Der Kurparkverein, die evangelische Kirche haben vorgemacht, dass die Bürger bereit sind für ein Projekt, das ihnen wichtig ist, in die Tasche zu greifen. Gerade die Mitglieder der SPD-Fraktion, die so vehement die Systemrelevanz des Lichtkunstzentrums verfechten, wären sicher bereit, ihr privates Portemonnaie zu öffnen. Wie groß die Bereitschaft in der Bürgerschaft ist, kann ich nicht beurteilen, aber einen Versuch wäre es wert.

Das Kulturzentrum Lindenbrauerei braucht sicher eine neue Ausrichtung. Die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Mich beeindruckt sehr das Konzept des Unperfekthauses in Essen. Das ist sicher nicht 1:1 auf eine kleinere Stadt wie Unna übertragbar, bietet aber gute Anregungen.

Und das Stadtmarketing? Für mich ist hier weniger auch mehr. Das Stadtfest läuft über drei Tage mit ACHT (!) Bühnen. Keine Ahnung was das kostet, keine Ahnung ob das nur annähernd kostendeckend ist. Oder die Festa Italiana: 400.000 Lämpchen, ein Illuminator der mit 10 Mitarbeitern aus Italien anreist. Kosten? Herr Bresan weigert sich, Zahlen herauszugeben. Das heißt für mich, dass es wahrscheinlich ziemlich teuer war.

Die Stadt kann unser Geld nur einmal ausgeben, das ist Fakt. Für mich heißt das, Schluss mit Gekungel und Gemauschel und Hinterzimmerabsprachen. Es müssen sämtliche Zahlen auf den Tisch und dann kann man gemeinsam, mit den Bürgern, Ideen und Konzepte entwickeln, die unsere Stadt lebenswert machen.

Autor:

Heike Palm aus Unna

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