Hundeelend

Uta Engelhardt und Ulla Strunk (von links) von der Tierhilfe Korfu mit ihren Schützlingen Jonny, Roda und Lancer. Foto: von Lauff
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„Das Schlimmste ist die Grausamkeit und die Gleichgültigkeit. Hunde haben auf Korfu keinerlei Stellenwert.“ Uta Engelhardt weiß, wovon sie spricht, schließlich kämpft die Vorsitzende des Vereins „Tierhilfe Korfu“ seit vier Jahren für die Belange der vergessenen griechischen Vierbeiner.
„Wer dieses Elend einmal gesehen hat, kann nicht anders, der muss einfach helfen.“ Und da müsse man noch nicht einmal ein besonderer Hunde- oder Tiernarr sein. Allein die Achtung vor der Kreatur reiche aus, um diese Missachtung Tieren gegenüber abzulehnen, so Uta Engelhardt.
Angefangen habe alles während der Familienurlaube auf Korfu. „Wir lieben die Insel, konnten jedoch nie die Augen verschließen vor dem Elend, dass sich uns immer wieder bot. Angeleinte Hunde in sengender Hitze, ohne Wasser und Nahrung. Streunende Hunde und Katzen, die mit Steinen beworfen wurden.“ „Hunde auf Korfu werden nicht im Haus gehalten, sie werden an der Kette gehalten und für die Jagd abgerichtet. Sind sie alt oder krank, werden sie vergiftet, erschlagen oder ausgesetzt. Wir halfen damals als Urlauber, wo wir konnten“,erinnert sich die Tierschützerin, doch schon bald war für sie klar, dass man mehr machen müsse.
Der Besuch eines Tierheims auf Korfu gab dann den Ausschlag. „Im Gegensatz zu deutschen Tierheimen haben die griechischen Hunde keinerlei Chancen, jemals wieder dort heraus zu kommen.“ Kurzerhand gründete die Ratingerin den Verein „Tierhilfe Korfu“ und begann, Netzwerke zu spannen. Inzwischen gibt es diverse Pflegestellen in der Region und so genannte Flugpatenschaften helfen, verletzte und traumatisierte Tiere vor dem sicheren Tod zu retten.
„Leider gelingt dies nicht immer. Werden wir von aufmerksamen Korfu-Urlaubern über Missstände unterrichtet, muss alles ganz schnell gehen“, so Ulla Strunk, die eine Pflegestelle für traumatisierte Hunde in Velbert-Neviges betreibt. „Gerade noch bekamen wir die Info von drei streunenden Welpen am Strand. Als wir eingreifen wollten, war es zu spät. Sie waren vergiftet worden.“
Hunde, die nach schweren Misshandlungen gerettet werden können, landen in der Pflegestelle bei Ulla Strunk, denn sie hat sich auf traumatisierte Tiere spezialisiert.
„Verängstigt, gepeinigt und ohne jegliches Vertrauen in den Menschen kommen die Tiere hier bei mir an. Daher ist es immer wieder erstaunlich, wie schnell sie bei der richtigen Behandlung wieder Zutrauen entwickeln.“
Doch eines sei klar, so Strunk: Dieses Vertrauen dürfe nicht noch einmal verletzt werden. Daher stehe bei der Vermittlung der griechischen Hunde auch Ehrlichkeit an erster Stelle. Wer so einem Hund helfen möchte, sei es als Flugpate, übergangsweise als Pflegefamilie oder als dauerhaftes Zuhause, muss sich genau mit dem Thema auseinandersetzen. Ausführliche Gespräche mit den Betreuern der Hunde, die genaue Auskunft über den Charakter geben können, sind daher das A und O.
So ist der ein bis zwei Jahre alte Corgy-Mix Jonny ein völlig unkomplizierter Artgenosse, so Engelhardt. Nach einem Autounfall und gelungener OP wird der verschmuste Hund wieder ganz gesund werden.
Schwerer hat es da schon der „Langsitzer“ Roda. Obwohl freundlich und verträglich, hat er, sobald er die Wohnung verlässt, einen enorm ausgeprägten Jagdtrieb.
„So etwas muss der Interessent wissen. Nur ein erfahrener Hundehalter, idealerweise mit eingezäuntem Grundstück, wird den zwei bis drei Jahre alten Roda wieder glücklich machen können.“ Aber selbst bei Lancer, einem wunderschönen Labrador-Setter-Welpen, der kinderlieb, verspielt und freundlich ist, muss dem zukünftigen Besitzer klar sein: Das ist ein junger Hund. Er braucht viel Zuneigung und Beschäftigung. Hier muss Zeit investiert werden.
„Das Schlimmste für einen Hund, der schon Einiges mitgemacht hat, ist die Rückgabe. Wir nehmen alle Tiere zurück, wenn es Mal nicht klappt, aber im Vorfeld sollte man alles tun, um dies zu verhindern.“ Auch schaue der Verein trotz strenger Vermittlungskriterien im Nachhinein nach dem Wohlergehen seiner Schützlinge.
Obwohl der Verein, der sich zu 100 Prozent aus Spenden finanziert und eng mit den hiesigen Tierheimen zusammenarbeitet, immer wieder mit finanziellen Engpässen zu kämpfen hat, lässt die Motivation der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht nach. Uta Engelhardt: „Man bekommt seinen Einsatz 100-fach zurück. Ein gerettetes Hundeleben ist jede Anstrengung wert.“

Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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